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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1912

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Literarische Beiträge
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Schulz, Detlef: Ein neuer holsteinischer Tondichter
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Krumm, Johannes: Schleswig-Holstein im Auge seiner Dichter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19991#0090
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Sitte, Keligion gePnüpffe tttenfd) in der tDcite
und im Kampf mit den großen iu*ä'd)fen des
Gebens und der Hatur - das ift dos perborgene
Programm diefes inhaltsreichen SDerPes. Jn
3eh,n Bildern wird dies JEl>ema abgewandelt,
am fd)önften und eigenartigften unferm ©efübj
nad) da, wo aus der tieffd)mer3lidjen §3ene
oon Dar. IV und dem wud)tigen, fdjneidenden
Pathos pon Dar. V die fpielende finmut des
VI. Bildes tyerporblicPt; wie |id) l>iec um das
t>eimatsrl)ema in der Hlittelftimme die wunder-
ooll fpielerifdje ©egenftimme des DisPants
ranPt, das ift ein CEriumpb, feiner, be3iel>ungs-
reidjer SatjPunfl und l>at 3ugleid) did)terifd), in
demperfd)wiegenenProgrammdesä)erPes,nodj
eine gan3 befondere Bedeutung: nad) fd)weren
SeelenPämpfen erblüht hjer dem Dieter, dem
$eimatsmenfd)en, ein füßer fEroft - holde Le-
bensfreude, Schönheit, Kunft erwäd)ft auf dem
©runde der! engen! Heimat, Anmut und poefte
perwandeln die glitte in ein Paradies. Die
folgenden Bilder des DariationenwerPes (aus-
genommen etwa Dar. IX) tuenden fid) mehr und
mehr höheren Kegionen 3u und nehmen fd)Ueß-
den AusdrucP grandiofer Kraft und Hebens*
bejahung an. Ö)enn am Sd)luß das Bild der
friedlichen ^eimatshütte wieder auftaucht, fo
glauben wir es jet^t in wefentlidj anderem£id)te
3u fehen: die enge glitte, das trauliche f>erd-
feuer find es, die dem STtenfd)en den Keim 3u
unerfet^lichen Krähen fcfyenPen; aber wachfen
und werden, die Sdjale fprengen Hann diefer
nur draußen in der Söelt!

<5um Sd)luß nod) ein Söort über den ©djrifit-
fteüer fliemann, auf deflen „Klaoierbud)" (2.
Aufl., £eip3ig, Kahnt) und „ttordlandbud)"
(Berlin, DuncPer) wir weitere Kreife hjnweifen
möchten. js,^>.

üöir Pö'nnen das getroff in diefem Jufam-
menhang tun; denn fo groß aud) der $orfd)er-
fleiß, fo reichhaltig das iltaterial diefer tberPe
und fo felbffändig und neu die in ihnen nieder-
gelegten Kunffanfchauungen find: nicht der
KritiPer und f>iftoriPer, fondern der Künftler
und Dichter fprid)t in erffer £inie aus ihrer
plaftifd)en Stoffgliederung und ihrer überaus
liebeoollen, anfd>aulid)en und farbenreidjen
Schilderung der KunftwerPe, Künftler, Haturen
und £andfd)aften. Diefe Büdjer waren ihrem
üerfaffer §er3ens*, nicht Derftandesfad)e.
Das Klaoierbud) wendet fid) nicht etwa bloß
an den Bochmann, fondern „an all die Unge-
3ä'hlten, die im Klarier ihren freund und
üröffer fehen; es will ihnen alles in bunten
Bildern mitteilen, was fie über die <£ntwicPlung
der KlaoiermufiP und des Klaoiers, feiner
Künftler, feiner Literatur wiffen »ollen und
follen". Jtod) weiter ift das Auditorium des
ftordlandbuches gedacht. <£s richtet fid) „an
alle gebildeten und empfänglichen Kreife,
Peineswegs nur an Künftler oder Kunftfreunde.
€s will einführen in nordifcfye Hatur und Kultur,
es Pann aber 3ugleid) ein Dorbereitungsbud)
für alle die fein, welche die moderne £uft
am Keifen oder das Studium 3um Horden
führt." j^jes,

@d)U0tt>!0*§olJtem im JiuQt feiner Dieter

^U00cwät>lt und »erblinden von Prof. J. Krumm, <&lü<fftodt.

7n diefem 6ommer fat) idj in6d)weden ein 6ud>: 6oerige genom Konftnärsb'gon, Schweden
im Künftlerauge. Das dünne f>eft gibt dilder fd)wedifd)er £andfd)a|% und fd>wedifd)en
Gebens, aber diefe nid)f, wie es gewöl)nlid) gefd)ie^t, wiedergegeben durd) das tote 0n-
ftrument des Pbotograpl>en, fondern gefd>aut durd) das lebendige JiuQe des Künfflers:
den magifd)en fiaubtt der „weißen näd)te", das eigenartige (Eierleben des Baldes und
der 6d)ären, die derbe 2.ebensPraft der fd)wedifd)en 6auern, gefeiten mit den Bugen eines 3orn,
eines &iljefors, eines Prin3en <0ugen. €in erPlärender und einigender ffext ift I)in3ugefügt.

ü)as dort auf dem ©ebiete der bildenden Kunft oerfolgt wird, erftrebt der literarifd)e £eil des
fd)leswig=^olfteinifd)en KunftPalenders auf dem ©ebiete der tÖortPunft. <£r will in dem
gegebenen Kannten im Spiegel der Z)id)tung ein Pünftlerifd) oerPlä'rtes 6ild oon
©d)leswig-^olftein geben, oon £andund beuten, oon ttafur und ©efd)id)fe. Diefes
3«el foü erreicht werden durd) angemeffene Auswahl des Pünftlerifd) tDertooliften und für die
<£l)araPteriftiP ßedeutfamften der f>etmatdid)tung; naturgemäß wird b,ier aus äußeren und
inneren ©ründen die lyrifd)e Did)tung l)auptfäd)lid) ^erange3ogen. Der perbindende £exf erftrebt
möglid)ff Kür3e und <£infad)^eit, er ^at nur den Söert einer disPreten Begleitung 3U der HTelodie,
die oon der Dichtung felbft getragen wird, ftuswafyl un^ QJectung ift allerdings pon fubjePtiper
Empfindung abhängig. Der Begriff „feiner Dichter" ift nid)t ängftlid) befd)ränPt. j^js.
 
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