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von Städten oder Rörpertcbaften, die am
Seebandel durch ihre befonderen Verbält-
nitte den I)auptanteil haben. Heute ban-
delt es fieb um das Gedeihen und Ver-
derben des Reiches, des Volkes, das Heb
ohne den Seebandel nicht ausreichend er-
nähren kann und ohne die Jnduftrie, die
wieder auf den Seebandel angewieten ift,
nicht ausreichend Betebäfttgung, nicht aus-
reichend Verdientt und damit nicht aus-
reichende Cebensmöglicbheit mehr finden
kann, lUenn wir das früher beherzigt
hätten, dann wäre, als dieter Krieg aus-
brach, untere flotte größer gewefen, und
wäre Tie größer gewefen, dann wäre der
Krieg beute febon längft ju 6nde, denn
fein Vater und 6rnäbrer ift doch Gngland,
dem wir nur mit unterer flotte entfebei-
dend $u Ceibe können.

Selbtt als nun der 6edanke der Dot-
wendigkeit einer flotte nach langem
Cüiderftand in die Cat umgefetjt wurde,
da haftete ihm noch immer Tebr viel Zag-
haftes an. 6ewiß lag das nicht im Ge-
dankengang der Schöpfer, aber Tie mußten
Ticb klug dem nur langTam erwachenden
Verftändnis anpaTTen, allmählich vorhan-
dene I)emmungen jur Seite Tcbieben. Der
feind Gngland wurde nie gekennzeichnet,
das Ziel wäre dann all den Kleinmütigen
viel ju hoch und uferlos erTcbienen. Drü-
ben Tpracb man eine andereSpracbe. ttler bei
uns allzu klar und offen von Gngland, dem
feind, Tpracb, der bat doch bis zum Kriege
?u den Hetzern und Retzern gewählt. CUenn
die ßrhenntms deTTen, was auf dem Spiel
Ttand und beute noch Ttebt, Hllgemeingut
geweTen wäre, dann wäre die flotte nim-
mermehr To ?ögernd berangewacbTen. Sie
entTtand; ihrer Stärke lag der Gedanke
jugrunde, Tie To ju bemeTTen, daß es auch
dem StärkTten |u großer Gefahr werden
Tolle, uns anzugreifen, ßngland ließ Tie
wacbTen mit Ticbtlicbem Unbehagen, fflan
bat oft gefagt, es Tei töricht geweTen, Tie
nicht früher unTcbädlicb zu machen. Jcb
glaube mit Unrecht. Gngland reebnete ganz
nüchtern. 6s Tab zwei Dinge: Das löacbs-
tum unTerer flotte und das Ulacbstum un-
terer Hbbängigheit vom Seebandel. ^}e
größer die letztere war, umTo eher
konnte es, Tolange wir nicht Teine flotte
angreifend überwältigen konnten, hoffen,
Togar ohne GinTatz Teiner flotte uns wirt-
Tcbaftlicb zu erdrofTeln. Dem Kriege vor-
beugen konnte unTere flotte nicht, dafür
war Tie noch nicht Ttarh genug und wäre
es auch nicht geweTen, wenn das letzte
flottengeTetz durchgeführt gewefen wäre,
als die KriTis kam. Klas Tie als Klaffe
im Kriege leiften konnte, bat fie geleiftet,
bis auf einen Punkt, in dem

ihre Kraft noch nicht voll ent-
faltet werden konnte. Sie bat
uns im GeTamtergebnis vor enger 6in-
Tcbließung und Ueberwältigung gefcbüzt.
UnTere RüTten Tind frei und unangegriffen
und eine völkerrechtlich zuläffige oder er-
klärte Blockade bat nicht erfolgen können.
Sine Candung bat kein feind an unferen
RüTten oder in ihrer Käbe wagen können.
Und doch Tind wir in der Cat vom flfleere
abgeTcbloTTen. Die völkerrechtswidrige
Vertcbließung des Meeres auch für alle
neutralen, die das offen zugeftandene Ziel
verfolgt, DeutTchland auszuhungern, bat
es erreicht, Rnappheit und Neuerung im
ganzen Cande zu erzeugen. Und wenn un-
Tere JnduTtrie nicht ganz bracbUegt und
faulenden der VerdienTt graubt wird, To
ift das nur dem zu verdanken, daß Tie es
einmal in bewunderungswürdiger HnpaT-
fungsfäbigkeit verftanden bat, alle Be-
triebe, wo das überhaupt möglich war,
To umzuorganiTieren, daß Tie GegenTtände
des Rriegsbedarfs erzeugen, und der Cat-
Tacbe, daß ein To ungeheurer Ceil unTerer
beTten arbeitsfähigen männlichen Bevöl-
kerung unter den Ulaffen fteht und auch
für die Möglichkeit, fpäter lohnende Hrbeit
Zu finden, kämpft; gegen Tie gebt der Hn-
griff unterer feinde, wenn Tie beute Tcbon
ZU dem Zweck Pläne Tcbmieden, unTeren
Handel, ohne den unTere JnduTtrie nicht
arbeiten kann, nach dem frieden zu erdrof-
Teln. Und trotz alledem, trotz Gnglands
ungeheurer flottenübermacbt, haben wir
ein Recht, auf den Sieg über Gngland im
Seekrieg, der allein den Rrieg beenden
wird, zw hoffen, fo groß diefe Hufgabe
febeint. UnTer bisheriger Seekrieg bat
uns die Gewißheit gegeben, daß wir die
größere moraliTcbe Stärke haben, daß wir
Mann für fflann der englifeben flotte
überlegen tind, daß unter Material minde-
Ttens gleichwertig iTt, daß wir gegen nie-
mand zurückTtanden, daß in flotte und
Heer der gleiche GeiTt lebt, der kein Hin-
dernis kennt, dem kein Ziel zu hoch, kein
CUeg zu fteil und der überall durchhält bis
Zum 6nde in 6bren. Und einen f aktor
hatte Hlbion nicht in feine Rriegsrecbnung
eingeteilt: unTere U-Boote. Daß fie in
der Cage fein würden, wider Gngland eine
Blockade der Hrt durchzuführen, daß das
in unendlich viel höherem fllaße von der
ungettörten 6in- und Husfubr über See
abhängige ßngland tebwerer unter ihr
leidet als wir unter der Hbfperrung, das
bat niemand vorher gewußt. Und nicht
nur das. Die VerluTte feiner Handels-
flotte haben febon ein vielfaches der un-
teren erreicht und wir Witten, daß wenn
es gar nicht anders gebt und wir alle Rück-
 
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