Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6

Begründung und Entwickelung.

Wir waren dadurch in den Stand gesetzt, den ersten Schritt zu thun und vor allem
uns den Besitz der Biebricher Wintergärten zu sichern.

Nachdem es uns gelungen ist, dieselben zu einem im Verhältnisse zu ihrem wahren
Werte äusserst massigen Preise zu erwerben, gilt es jetzt, das für Frankfurt hochwichtige
Unternehmen nunmehr auch in würdigster Weise zur Ausführung zu bringen.

Die Gesamtkosten der projektierten Anlagen sind auf 25oooo Gulden veranschlagt.

Frankfurts Bewohner werden es sicherlich als eine Ehrenpflicht erachten, jeglicher
nach dem Masse seiner Kräfte, ein gemeinnütziges Unternehmen zu fördern, welches be-
stimmt ist, eine Zierde unserer Vaterstadt zu werden, und dessen Bestand und Gedeihen
am schönsten gesichert erscheint, wenn jeder ohne Ausnahme sein Scherflein dazu beiträgt.

Wir richten daher an alle diejenigen, welche noch nicht ihren Beitritt zu diesem
vaterstädtischen Werke erklärt haben oder welche sich mit weiteren Zeichnungen zu be-
teiligen wünschen, das Ersuchen, ihre Anmeldungen baldigst an Herrn August Siebert
(grosse Eschenheimergasse 31) oder an eines der Unterzeichneten Komiteemitglieder gelangen
zu lassen.

Zugleich bitten wir unsere Mitglieder, in ihren Kreisen ebenfalls für die weitere Unter-
stützung des Unternehmens thätig sein zu wollen.

Frankfurt a. M., den 6. August 1868.

Das provisorische Komitee:

Hei nrich Cloess. Joh. Dielmann. Ludwig von Erlanger. Ferd. Heiss. Ferd.
Heuer. Fritz Kaysser. Emil Königswarter. Theodor Kuchen. Dr. med. W. de
Neufville. J. B. Pfaff. Dr. jur. Siebert. Gebr. Siesmayer. Carl Schlesinger-

Trier. Leop. Sonnemann.“

An demselben Tage wurden durch den Vorsitzenden des Komitees 25 Prozent der
gezeichneten Beiträge zur Zahlung an das Bankhaus A. Siebert eingefordert, und Frankfurts
Bürgersinn dokumentierte sich beiden Gesuchen gegenüber in ehrenvoller Weise.

Den Schwerpunkt bildete nunmehr die Platzfrage, die zu lebhaften Erörterungen führte.

Unter Zugrundelegung des Planes von Siesmayer wurde als geeignetster Platz zur
Erbauung des Palmenhauses, der Gewächshäuser und der Parkanlagen ein grosses Areal an
der von Frankfurt nach Bockenheim führenden Bockenheimer Landstrasse vorgeschlagen.
Dasselbe war teils Stadt-, teils Stiftungs- und Privatgelände, und gingen letztere nach ziem-
lich langwierigen Verhandlungen durch Tausch in den Besitz der Stadt über.

Hinsichtlich der Durchführung dieser Terrainbestimmung bildeten sich jedoch unter
der Bürgerschaft Gegenströmungen, ja man versuchte in Zeitungen und Denkschriften
nachzuweisen, dass betreffs der Lage, Luft, Bewässerung und auch des Bodens zwei ge-
eignetere Plätze vorhanden seien. Einzelne Aktienzeichner hatten sogar die Zahlung ihrer
Zeichnung von der Annahme ihres Projektes abhängig gemacht.

Mit anerkennenswertem Eifer und mit grosser Umsicht wurden die verschiedenen
Terrainprojekte für die zu schaffende Anlage einer gründlichen Prüfung unterzogen. Um
möglichst objektiv und unparteiisch zu sein, wandte man sich auch an auswärtige Fach-
männer. Ihre Ansichten und Urteile entschieden sich für die Bockenheimer Gemarkung.
Am 14. August 1868 wurde dem Komitee eine Denkschrift überreicht, in welcher drei Pro-
jekte: 1. an der Bockenheimer Landstrasse, 2. die Bornheimer Heide, 3. die Pfingstweide als
konkurrierende Plätze eingehend besprochen wurden und welche schliesslich dasjenige der
Bornheimer Heide als am geeignetsten anerkannt wissen wollte. Dass ausser dieser Kund-
gebung noch weitere Schriften einliefen, in denen auch die Vorzüge und Vorteile noch anderer
Plätze bestens charakterisiert wurden, bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung. That-
sache war es jedoch, dass das Westend der Stadt die meisten Aktien gezeichnet hatte und
dass der Fremdenverkehr hier auch seinen Hauptstrom entfaltete. In der am 9. Januar 1869
 
Annotationen