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ERLÄUTERUNG DER TAFELN

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mit den ausgesparten Händen aus. Auf das Gewand setzte man die weiteren Verzierungen, das heisst die
breiten schwarzen Streifen, den weissen Ärmelsaum, den unteren Streifen am Halsausschnitt und das
Glas. Nun erst kamen die Hände an die Reihe, deren rechte einen Kelch, deren linke eine gelbe
dreiteilige Blume oder eher drei Ähren hält. Wann der graue Hintergrund gemalt wurde, ist nicht zu
sagen, wahrscheinlich vor der Ausfüllung der Umrisszeichnung.
Die Farben sind am Original noch fahler als auf der Reproduktion. Die Haare sind schwarz-
braun, vom Mittelscheitel in merkwürdig geschwungenem Bogen nach den Seiten zu gestrichen. Der
Mund mit den übertriebenen Winkeln ist braunrot, die Unterlippe heller. Die borstigen Augenbrauen
stossen über der Nase zusammen. Die Schatten unterhalb der Augenbrauenbogen verlängern sich an
beiden Seiten der Nase entlang, am rechten Flügel stärker als auf der Reproduktion. Die Wimpern
sind starr, wie aus Metall eingesetzt. Die Pupillen stumpf, ohne Lichter.


Abb. 2. Mumienporträt in Stuttgart.

Zierlich ist der Schmuck ausgeführt. Das schwarze Band auf der rechten Achsel zeigt weisse
Striche und Punkte. Die grossen Ohrgehänge bestehen aus je drei untereinander angeordneten Perlen,
die [nach aussen durch eine goldene Uräusschlange zusammengehalten werden], [Die Halskette besteht
aus flechtbandartig ineinandergeflochtenen Gliedern mit einem runden Medaillon in der Mitte, das
beiderseits von einer rechteckigen, dreiteiligen Platte eingefasst wird. In dem Medaillon scheinen von
einem Kopf in Vorderansicht das linke Auge, Augenbrauen, Nase und Mund im Original vollkommen
deutlich zu sein; die von Pagenstecher angedeutete Möglichkeit, dass ein Kreuz zu erkennen und in
diesem Falle die Verstorbene eine Christin gewesen sei, ist danach auszuschliessen.]
[Am nächsten verwandt ist die gemalte Mumienhülle eines Mannes mit modellierter Stuckmaske
in Kairo, Edgar a. a. O. Nr. 33276, Taf. 46, die mit anderen von Naville in Deir el Bahari (The Temple
of Deir el Bahari II, p. 5) gefundenen und als koptisch bezeichneten nach Edgar S. X übereinstimmt.
Der Kelch und die Ähren scheinen mir wie Edgar kein zwingender Hinweis auf die Eucharistie zu sein;
Ähren kommen auch sonst in den Händen modellierter Mumienhüllen vor (vgl. Edgar a. a. O. Nr. 33216,
Taf. 31), und der Kelch erklärt sich ebensogut aus den heidnischen Vorstellungen vom dionysischen
Mahl im Jenseits. Schon die Königin von Sendschirli (Ausgrabungen IV, Taf. 54) hält auf ihrer Grabstele
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