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ERLÄUTERUNG DER TAFELN


TAFEL XVI/XVII.
STUCKMASKEN ZWEIER JUNGER MÄDCHEN.
Stuttgart. Gesichtslänge 8,5 cm.
1. Haare und Kränz stumpf schwarz, doch auf letzterem deutliche Reste von Rot, Grün und
Gold. Pupillen, Augenumrandung und Brauen sind schwarz, die nackten Teile fleischfarben, die Lippen
rot; das weisse Gewand bedeckt straff die deutlich markierten, doch zu hoch sitzenden Brüste. Die
Ohren stehen ab, und das linke ist kleiner als das rechte; ihr Schmuck besteht in einer Kugel. Unter
dem Kranz ziehen sich die Wellen des Haares hin und fallen links in drei, rechts in zwei gerollten
Locken nieder. Die schrägstehenden Augen, die zarten Wangen geben dem Köpfchen eine eigene
Anmut, die allerdings durch den grossen Mund und die Starre, die über dem Antlitz liegt, nicht
unwesentlich beeinträchtigt wird.
Der Hinterkopf ist glatt abgeschnitten und modern unablöslich auf einer Unterlage befestigt. In
der Auffassung der Maske steht unser Kopf den Hawara- und Meirmasken nahe. Edgar datiert (Coffins
S.V) verwandte Stücke, wie Nr. 33187—-33189, 33192, in das 1. nachchristliche Jahrhundert, wozu
auch die nicht aufgerichtete Lage der Köpfe stimmt.
2. Wie eine Schwester der andern ist dieses Köpfchen dem vorher besprochenen (auch in den
Farben) verwandt. Der Haarabschluss über der Stirn ist durch einen schwarzen Strich markiert; da der
Maler über die Konturen des Haares hinausgepinselt hatte, versuchte er auf diese Weise den Fehler
unsichtbar zu machen. Hinter dem dunkelroten Kranz erblickt man eine gemalte Sonnenscheibe in
Schwarz, Rosa und Gelb. Vom Gewand ist nichts mehr erhalten, doch entsprach wohl, wie alles andere,
auch der Abschluss Nr. 1.
Von vorne unterscheidet sich die Gesichtsform nur durch grössere Breite von 1. Fühlbarer wird
der Unterschied zwischen den beiden „Schwestern“ erst im Profil. Da ist die Differenz zwischen der
älteren mit der groben Nase und der breiten Wangenfläche und der jüngeren mit den lebhafteren koketten
Zügen wohl merkbar.
Technisch ist bei beiden auf die Einkerbung der Halslinien aufmerksam zu machen und auf das
hierzu oben zu Tafel XIV Gesagte.
TAFEL XVIII—XXL
V. STOFFE.

Die Stoffreste, welche wir auf den Tafeln XVIII—XXI und den folgenden
Abbildungen veröffentlichen, bereichern unsere Kenntnis der antiken Textilien um sehr
bedeutende Stücke1. Sie gehören alle jener Epoche an, welche durch die grossartigen
Funde von Antinoe und Achmim bezeichnet wird und die das 3. bis 10. Jahr-
hundert umfasst3.
Von der hellenistischen Webekunst Ägyptens besitzen wir nur literarische Nach-
richten und hier und da malerische Nachbildungen3. Dagegen können wir aus den
frühesten römischen Erzeugnissen immerhin mit einiger Sicherheit auf die Webekunst
 
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