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ERLÄUTERUNG DER TAFELN

87

TAFEL XXXVI—XXXVIII.
VII. GEGENSTÄNDE AUS BLEI.
TAFEL XXXVI.
GEFÄSSE UND RELIEFS AUS BLEI.

Alles in Dresden, nur 5 in Schreibers Besitz aus der Sammlung Pugioli und mir im Original
unbekannt. In Originalgrösse wiedergegeben.
Nachbildungen hellenistischer Vasen.
1. Kantharos mit Blättern auf den Henkeln wie Bd. II, 3, Abb. 24,25.
2. Einhenkliges vertikal geriefeltes Kännchen mit starkem Knick in der Mitte.
3. „Megarischer“ Becher. Der untere Teil ist mit einem Rankennetz überzogen, in dessen Felder
Knöpfe gesetzt sind; darüber ein breiter Eierstab und am Rand eine Perlenschnur.
4. Spitzamphora mit Knopf unten, zwei Vertikalhenkeln und aufsitzendem Deckel mit Öse. Der
Körper der Vase ist mit eingedrückten Blättern verziert. Am ehesten sind die schwarzgefirnissten
Amphoriskoi Bd. II, 3, Abb. 27 zu vergleichen. [Aus Ägypten stammen Spitzamphoren aus Blei von
ähnlicher Form im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum: Wulff, Altchristliche Bildwerke2, Taf. LV,
Nr. 1103, 1104.]
Bleireliefs.
5. (Schreiber): „Reliefplatte mit Harpokrates. Blei. Aus Sammlung Pugioli (Alexandrien). Eine
rechtseitig zugeschnittene Platte mit flachem Relief. Oberfläche stark beschädigt, verdrückt; viele Einzel-
heiten der Darstellung sind undeutlich geworden. Die Platte ist nicht geprägt, sondern aus einer Form
gegossen, wie die ebene Fläche der Rückseite zeigt. Nackter stehender Harpokrates zwischen Altar und
Kultobjekt. Der Knabe hat volle weiche Formen, rechtes Standbein und führt die Rechte zum Munde.
Auf dem Kopf anscheinend eine hohe spitze Mütze (?). Diese und das Gesicht zum Teil zerdrückt. Im
linken Arm liegt ein offenbar gefülltes (Inhalt unkenntlich) Füllhorn, dessen Spitze in einen Knauf endet.
Der Unterarm stützt sich auf ein auf dem Boden stehendes Gerät, ähnlich einem Alabastron, oder noch
mehr jenen Gefässen, die im Grabgerät der römisch-ägyptischen Keramik eine Rolle spielen (Bd. II, 3,
S. 79 ff.). Es ist hier wohl als Kultobjekt zu fassen, wie der anderseits die Figur flankierende, schlanke
Räucheraltar mit Zinkenaufsatz. Alle vier Seiten der Platte sind mit einer schmalen Leiste umrändert.
Vom oberen Rand hängt eine Girlande herab, die an den Ecken und in der Mitte über dem Kopf des
Harpokrates befestigt ist.“
[Nach der Abbildung zu urteilen ist das „Gefäss“, auf dem Horus mit dem linken Arm das Füllhorn
aufstützt, ein Baluster, wofür die von Rostowzew, Röm. Mitt. 1911, S. 130 gesammelten Beispiele als
Zeugnisse heranzuziehen sind; links ist kein Zinkenaltar zu erkennen, sondern ganz deutlich eine
schlanke Säule mit Kapitell und Abakus, die eine zweihenklige, einem Kantharos ähnliche Vase trägt.
Über das Wassergefäss und seine Beziehung zu Horus hat Weber, Terrakotten S. 60 f. gehandelt. Das
praxitelische Motiv des ruhig stehenden, auf eine Stütze aufgelehnten Horus ist auch in Terrakotten
beliebt: Weber a.a.O. Nr. 103 ff., Taf. 9, 10; die Zurückführung des Typus auf ein alexandrinisches
Kultbild (a. a. 0. S. 68f.) wird durch das Bleirelief gestützt, das nach der Doppelgirlande oben wohl
ursprünglich in einen grösseren Zusammenhang von mehreren Götterbildchen in Relief gehörte.]
 
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