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ERLÄUTERUNG DER TAFELN

I 2

Blume und Kelch in den Händen. Dass das Heidentum im 4. Jahrhundert, dem diese Gruppe von
Mumienhüllen angehören wird, gerade in den höheren Schichten noch fortbestand, hat auch Erman, Die
ägyptische Religion2 S. 256f. bei der Besprechung der späten Mumienhülle in Berlin wieder betont.]
Technisch unterscheidet sich das Bild von den bisher besprochenen dadurch, dass es in Tempera,
jene in enkaustischer Technik gemalt sind. Eine lehrreiche Gegenüberstellung beider Malarten gibt
P. Herrmann, Mitteilungen aus den Sächsischen Kunstsammlungen 11 (1911), S. 1 ff., Taf. 1,11.
ln Stuttgart befindet sich ferner ein nur halb erhaltenes Frauenporträt von 18 cm Höhe und
19V2 cm Breite (Abb. 2). Auf blaugrauem Hintergrund ein breiter gedrungener Frauenkopf von hellbräun-
licher Gesichtsfarbe mit dicker gelblicher Aufhellung. Die Augen sind schwarz mit hellbraunem Rand und
weissem Licht. Die Wimpern sind auffallend starr. Die schwarzen Haare liegen einfach gescheitelt über
der Stirn an und werden im Nacken sichtbar. [Darüber liegt ein breites, deutlich aus Haaren geflochtenes
Toupet.] Der Perlenschmuck der Ohren ist fast plastisch aufgemalt; überhaupt ist der Farbenauftrag von
ausserordentlicher Höhe.

TAFEL XI—XVII.
IV. MUMIENHÜLLEN (TOTENMASKEN).
TAFEL XI.
MÄNNLICHE TOTENMASKE.
Stuttgart. Hoch 44, breit 34 cm.
Auf eine Unterlage von grober Leinwand, die auf unserer Tafel hinter dem rechten Ohr sichtbar
wird, ist die Kartonnage aufgelegt und mit einer feinen Schicht Gips bedeckt, auf der die Malerei erfolgte
und auf die das Blattgold ganz dünn aufgelegt wurde. Die Farben sind im Original stumpf. Ausser dem
Blattgold haben Verwendung gefunden Schwarz, Blau, Gelb, Rot, Rosa und — am Brustschmuck -
Hellgrün. Unsere Reproduktion gibt die Töne mit grosser Sorgfalt wieder. Es ist folgendes zu bemerken:
In dem regelmässig liegenden Haar tritt die Binde jetzt nicht mehr so stark hervor, da das Gold
verschwunden ist, das unsere Tafel der Deutlichkeit halber und, wie die erhaltenen Spuren lehren, mit
Recht ergänzt hat. Der goldene Gesichtsüberzug wirkt im Original weniger einheitlich, da die
abgesprungenen Stellen scharf hervortreten. Am Brustschmuck sind auf den abwärts gerichteten Drei-
ecken deutlich Verzierungen zu erkennen, unter drei kurzen Querstrichen ein längerer Vertikalstrich,
alles schwarz. Über beiden Schakalen ist im Raum eine A-formige Verzierung angebracht, die die Geissei
darstellen soll, und beide halten eine Mumie in den Vorderpfoten. Ergänzt ist nur die linke untere Ecke,
der Rücken des links liegenden Tieres.
Die Haare umrahmen eckig die stark gefurchte Stirn, unter der die sorgfältig ausgeführten Augen
ziemlich flach liegen. Sie sind schwarz umrändert, und ebenso die Brauen schwarz nachgezogen. Die
Augenwinkel sind rot, die Pupillen ausserordentlich naturgetreu, innen und aussen schwarz, dazwischen
die blaugrüne Netzhaut. Im Mund sind Spuren von Rot erhalten. Reich verziert ist das Bruststück und
der Schulterteil. Die blauen Felder (sie bedeuten, wie mir von Bissing zu bestätigen die Güte hatte, die
Geissein des Osiris, unter dessen Gestalt der Tote dargestellt wird) sind eingerahmt von schwarz-weiss-
rot gemusterten Streifen, die sich bis zum unteren Abschluss fortsetzen und dort je ein rotes Feld bilden,
welches von dem blauen durch einen gleichartigen Streifen geschieden wird. In diesem Feld liegen die
beiden Schakale einander gegenüber. Von dem Brustschmuck war schon oben die Rede.
 
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