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DER CREGLINGER MARIENALTAR VON TILMAN RIEMENSCHNEIDER
verloren [ging] und ... vor einigen Jahrzehnten durch eine modernere Arbeit, leider nur sehr
unzulänglich ergänzt [wurde], der Unterschied zu den Händen der anderen Figuren springt in
die Augen“.282 Bier bemerkt jedoch 1930, daß nur eine Hand, die linke, vermisst würde.28’ Das
Rankengeflecht im Korpus wurde nur an ganz wenigen Stellen ergänzt und vervollständigt und
ist nahezu ursprünglich erhalten. Die Marienfigur ist mit den sie flankierenden Engeln durch
Eisenverbindungen neu im Korpus befestigt worden, ohne daß sich das Bild und die Komposi-
tion im Korpus verändert hat.
Die Figuren der Krönungsgruppe scheinen ebenso wie die anderen figürlichen Teile im
Laufe der Jahrhunderte nur wenig Schaden erlitten zu haben (Abb. 19). Lediglich einige Kro-
nenzacken bei Gottvater und Christus, die rechte Hand von Gottvater und das Kreuz auf seiner
Weltkugel fehlen. An dem Schmerzensmann im obersten Teil des Gesprenges fehlen ein paar
Finger seiner rechten Hand (Abb. 20). Eine Sieges- oder Kreuzfahne, wie sie seit der ersten
Beschreibung von Dreher 1833 häufig benannt und in den Abbildungen ergänzt wurde, hat es
nie gegeben.284
Weitere kleinere Ergänzungen und Verluste an den tektonischen Teilen des Retabels kön-
nen hier nicht weiter aufgezählt werden und bleiben einer umfassenden und notwendigen re-
stauratorisch-naturwissenschaftlichen Untersuchung vorbehalten.
Der Creglinger Marienaltar erscheint heute in seinem ursprünglichen Aufbau. Sieht man
von der hellen Oberflächengestaltung ab, die ein Produkt der Abbeizungen im 19. Jahrhundert
ist, so sind die einzelnen Bildwerke an sich sehr gut erhalten und sie befinden sich jeweils an
der ursprünglichen Stelle. Das ikonographische Programm des Retabels ist damit erhalten und
die Voraussetzung für eine ikonologische Untersuchung gegeben. Genügend ursprüngliche
Figuren und tektonische Formen rechtfertigen eine formanalytisch-stilistische Untersuchung.
282NASSE 1946, S. 26.
283 Bier 1930, S. 80, Anm. 1.
284 Dreher 1833, S. 3.
DER CREGLINGER MARIENALTAR VON TILMAN RIEMENSCHNEIDER
verloren [ging] und ... vor einigen Jahrzehnten durch eine modernere Arbeit, leider nur sehr
unzulänglich ergänzt [wurde], der Unterschied zu den Händen der anderen Figuren springt in
die Augen“.282 Bier bemerkt jedoch 1930, daß nur eine Hand, die linke, vermisst würde.28’ Das
Rankengeflecht im Korpus wurde nur an ganz wenigen Stellen ergänzt und vervollständigt und
ist nahezu ursprünglich erhalten. Die Marienfigur ist mit den sie flankierenden Engeln durch
Eisenverbindungen neu im Korpus befestigt worden, ohne daß sich das Bild und die Komposi-
tion im Korpus verändert hat.
Die Figuren der Krönungsgruppe scheinen ebenso wie die anderen figürlichen Teile im
Laufe der Jahrhunderte nur wenig Schaden erlitten zu haben (Abb. 19). Lediglich einige Kro-
nenzacken bei Gottvater und Christus, die rechte Hand von Gottvater und das Kreuz auf seiner
Weltkugel fehlen. An dem Schmerzensmann im obersten Teil des Gesprenges fehlen ein paar
Finger seiner rechten Hand (Abb. 20). Eine Sieges- oder Kreuzfahne, wie sie seit der ersten
Beschreibung von Dreher 1833 häufig benannt und in den Abbildungen ergänzt wurde, hat es
nie gegeben.284
Weitere kleinere Ergänzungen und Verluste an den tektonischen Teilen des Retabels kön-
nen hier nicht weiter aufgezählt werden und bleiben einer umfassenden und notwendigen re-
stauratorisch-naturwissenschaftlichen Untersuchung vorbehalten.
Der Creglinger Marienaltar erscheint heute in seinem ursprünglichen Aufbau. Sieht man
von der hellen Oberflächengestaltung ab, die ein Produkt der Abbeizungen im 19. Jahrhundert
ist, so sind die einzelnen Bildwerke an sich sehr gut erhalten und sie befinden sich jeweils an
der ursprünglichen Stelle. Das ikonographische Programm des Retabels ist damit erhalten und
die Voraussetzung für eine ikonologische Untersuchung gegeben. Genügend ursprüngliche
Figuren und tektonische Formen rechtfertigen eine formanalytisch-stilistische Untersuchung.
282NASSE 1946, S. 26.
283 Bier 1930, S. 80, Anm. 1.
284 Dreher 1833, S. 3.