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Simson, Otto von
Zur Genealogie der weltlichen Apotheose im Barock besonders der Medicigalerie des P.P. Rubens — Leipzig, Strassburg, Zürich: Heitz & Co., 1936

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II. Die antike Allegorie in ihrem Verhältnis zum Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.63507#0030
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chischen Charakter veranlagt. Auch hierfür seien einige Bei-
spiele genannt, die auf unser eigentliches Gebiet hinüberweisen.
Schon auf der Kypsiloslade schlug ein schönes Weib ein häß-
liches: darunter waren Recht und Unrecht verstanden.1) In den
„Persern“ des Aischylos (v. 153 ff) hat Atossa, die Mutter des
Xerxes, vor der Schlacht bei Salamis einen Traum: vor den
Wagen des Xerxes erscheinen zwei Jungfrauen gespannt: Asien
und Hellas. Jene läßt sich willig bändigen, diese zertrümmert
den Wagen, sodaß der König selbst in den Staub stürzt. Seit
der Mitte des 5. Jahrh. hat man in Athen Bündnisschließungen
und ähnliche politischeEreignisse in allegorischen Darstellungen
auf Reliefs verherrlicht. Ein auf das Jahr 375 datiertes Relief
feiert das Bündnis Athens mit Korkyra: ein sitzender Mann, vor
dem eine Frau steht — hinter dieser Athena. Der Mann be-
deutet den Demos der Athener2) die Frau Korkyra. Diese ist,
nach Dumont, ebenso groß gebildet wie Athena, um die Macht
des verbündeten Landes zu verdeutlichen.3) Merkwürdig ist
auch die symbolische Gruppe, welche die Syrakusaner im
3. Jahrhundert errichteten:4) der Demos von Syrakus, welcher
den Demos von Rhodos, der befreundeten Handelsstadt be-
kränzte. Es liegt in diesen Darstellungen noch eine ursprüng-
liche mythische Empfindung, in den symbolischen Gestalten ist
der Sinn lebendig enthalten, — wir fühlen die Wirkung von
Göttern. Schon weiter fort führt uns die Statue des Agon, des
Wettkampfes, die nach den Perserkriegen als Weihgeschenk in
Olympia aufgestellt wurde. Dort in der Vorhalle des Zeus-
tempels befand sich auch eine Gruppe, Iphitos darstellend,
den Neugründer der olympischen Spiele, von der alle-
gorischen Gestalt des Gottesfriedens (exexsipta) bekränzt, den
der Festgau genoß. (Pausanias V 10, 26, 2.) Die Beziehung
ist hier keine ursprüngliche mehr, der Gedanke, welcher die
beiden Figuren erst verbindet, ist vorausgesetzt; was freilich

J) Vergl. auch zum Folgenden J. Burckhardt: die Allegorie in den
Künsten. Vorträge, Basel 1918.
2) Den auch Parrhasius dargestellt hat, vgl. Plinius nat. hist. 35, 69
3) A. Dumont, deux Bas-Reliefs atheniens dates. Melanges d'archae-
ologie et d’epigraphie. Paris 1892.
4) Burckhardt a. a. O.

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