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Simson, Otto von
Zur Genealogie der weltlichen Apotheose im Barock besonders der Medicigalerie des P.P. Rubens — Leipzig, Strassburg, Zürich: Heitz & Co., 1936

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2. Teil: Der neue Mensch und die Symbolik der menschlichen Gestalt
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2. Kapitel: Verwandlung und Erschütterung der alten Symbolformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.63507#0171
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mitteilt, Zeus zu nennen, wie auch mit dem Namen Merkus,
des weisesten Aegypters, die göttliche Weisheit, Auslegung und
Offenbarung bezeichnet wurde.1) Danach wurde überhaupt
dieser oder jener bedeutende Mensch aus keinem anderen
Grunde gefeiert, als weil er der Name, das Wort und die Dar-
stellung derjenigen Gottheit sei, die sich mit seiner Geburt
dem Menschen mitteilen wollte, und die mit seinem Tode den
Lauf ihrer irdischen Tätigkeit beschlossen habe und zum Him-
mel zurückgekehrt sei . . ., so wurde z. B. Paulus aus Tarsus
Merkur, und der Galilaer Barnabas Zeus genannt,2) nicht etwa,
weil man sie selber für diese Götter gehalten hätte, sondern
weil man dafür hielt, daß jene göttliche Tugend, die sich zu
ihrer Zeit in Merkur und Zeus offenbart hatte, in ihnen Beiden
wieder gegenwärtig sei: wegen der Beredsamkeit und Ueber-
zeugungskraft, die dem Ersteren innewohnte, und der heil-
kräftigen Wirkungen, welche von dem Anderen ausgingen . . .
Du siehst also, daß niemals Krokodile, Hähne, Zwiebeln ... als
solche, sondern stets nur die Götter und das Göttliche in den
Krokodilen, Hähnen und sonstigen, wenn auch noch so sehr
vergänglichen Geschöpfen . . verehrt wurden. Du siehst also,
wie eine einfache Gottheit, die sich in allen Dingen findet . .
je nachdem sie sich verschiedentlich mitteilt und in verschie-
denen Subjekten ausstrahlt, verschiedene Namen annehmen
kann . . Deshalb verehrten sie auch in zwei Weltkörpern . .
nämlich in Sonne und Mond das Leben. Nächst diesen führten
sie es noch auf sieben andere Gründe zurück, welche sie auf die
Sterne, die man Planeten nennt, verteilten . . . Aber dennoch
waren sie weit entfernt nicht zu begreifen, daß es in Wahrheit
nur eine einheitliche Gottheit gibt . . die Gottheit . . läßt . .
von . . bestimmten Tieren, bestimmten Pflanzen ganz be-
stimmte Kräfte, Tugenden, Einflüsse und Schicksale ausgehen.
Darum wurde die Gottheit im Meer als Neptun, in der Sonne
als Apollo, in den Wäldern und Wildnissen als Diana verehrt,
welche sich als besondere Ideen und Kräfte der Natur sämtlich
auf die eine Gottheit der Gottheiten, den Urquell aller Ideen,
J) Vgl. dazu Carri^re a. a. O., S. 72: „Jupiter stellte hier (im Spaccio)
den Menschengeist dar, den des Einzelnen, wie den der Geschichte“.
2) Nach Apostelgesch. 14, 12.

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