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Sladeczek, Leonhard
Albrecht Duerer und die Illustrationen zur Schedelchronik: neue Fragen um den jungen Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 342: Baden-Baden, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.37607#0016
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10

Wenn diese Urkunden an den Anfang der stilkritischen Untersuchun-
gen gesetzt werden, so einmal, um den heute noch verbreiteten Fehl-
urteilen über die Weltchronik entgegenzuarbeiten, zum anderen, um
einen festen Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zu gewinnen.
Der Kolophon von 1493
Die einfachsten und leicht zu erreichenden Aussagen über die Sche-
delsche Weltchronik bietet der Kolophon der lateinischen und deutschen
Ausgabe von 1493 (*4). Darin sind neben dem Datum, an dem das
Buch endgültig fertiggestellt wurde - das Werk also auch dem Han-
del zugängig gemacht wurde - die Namen der Personen aufgezählt,
die für das Gelingen des Buches verantwortlich waren. Demnach
war der Druck der Weltchronik von den beiden Nürnberger Patri-
ziern Sebald Schreyer (Sebaldus Clamosus) und Sebastian Kammer-
meister ausgegangen (*5). Ersterer gewann kunstgeschichtlich eine
gewisse Bedeutung, weil auf seine Veranlassung in der Sebalduskir-
che in Nürnberg von Adam Kraft das sogenannte Schreyergrab ge-
schaffen wurde; beide sind begeisterte Humanisten und haben für das
Entstehen der humanistischen Literatur einiges beigetragen. Als
Drucker wird der bedeutende Anton Koberger, der König der Buch-
drucker der deutschen Inkunabelzeit, genannt (*6). Die Illustrationen
des Buches werden als Werk des Nürnberger Malers Michael Wolge-
mut und seines Stiefsohnes Wilhelm Pleydenwurff angeführt (*7).
Seltsam ist, daß innerhalb der weiteren Angaben zwar der Stadt-
schreiber Georg Alt als Übersetzer des lateinischen Textes ins Deut-
sche genannt wird (*8), nicht aber der Verfasser der Weltchronik
selbst. Es heißt nur, das Werk sei "castigatumque a viris doctissi-
mis" (*9). Mit Sicherheit läßt sich jedoch beweisen, daß zum min-
desten ein erheblicher Teil der Arbeit von dem Nürnberger Humani-
sten Dr. Hartmann Schedel kompiliert wurde (*10). Außerdem haben
4. s. fol. 300v und fol. 287.
5. "ad intuitum et preces providorum civium Sebaldi Schreyer et Sebastiani Kammermai-
ster hunc librum impressit...”
6. "hunc librum dominus Anthonius Koberger impressit". Über die Persönlichkeit des Druk-
kers vgl. O. v. Hase, Die Koberger, S. 3 ff. Weitere Angaben über den Drucker vgl. Schot-
tenloher in Philobiblon 12/1940, S. 282.
7. "adhibitis tarnen viris roathematicis pingendique arte peritissimis Michaele Wolgemut
et wilhelmo Pleydenwurff quarum solerti accuratessimaque animadversione tum civitat-
um tum illustrium virorum figure inserte sunt".
8.In der deutschen Ausgabe heißt es: "und Georgium alter dessmal losungsschreiber zu Nürn-
berg aus desselben latein zu Zeiten von maynung zu maynung, und beyweylen nit on ur-
sach auszugsweise in diess teutsch gebracht".
9.1m "Registrum hujus operis..." (Fol.300v) heißt es: "Castigatumque a viris doctissimis
ut magis elaboratum in lucem prodiret"; der Text der deutschen Übersetzung sagt (Fol.
287): "von hochgelerte manne in latein mit großem Fleiß und rechtfertigung versam-
melt".
10.In der Frage, wer nun eigentlich diese "viri doctissimi" gewesen sind, lassen sich einige
 
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