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Sladeczek, Leonhard
Albrecht Duerer und die Illustrationen zur Schedelchronik: neue Fragen um den jungen Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 342: Baden-Baden, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.37607#0077
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DIE WELTCHRONIK -
DAS ERSTE BUCH, DAS DÜRER ILLUSTRIERTE

Es sei an dieser Stelle gestattet, einen kurzen Überblick über das
Werk zu geben, an dessen Illustration - wie wir heute wissen - der
junge Dürer mitgeschaffen hat: die Weltchronik des Dr. Hartmann
Schedel.
Das Werk wurde in der Offizin des Nürnberger Druckers Anton Ko-
berger am 12. Juli des Jahres 1493 in einer lateinischen (*63) und
wenige Monate später, am 23. Dezember des gleichen Jahres, in
einer gekürzten deutschen Ausgabe (*64) herausgebracht. Gleich
den zeitgenössischen Drucken verfügt die Weltchronik nicht über ein
eigenes Titelblatt, sondern beginnt mit einer im Holztafeldruck ge-
schmückten Registerüberschrift. Dieser, sowie den zeitgenössischen
Berichten ist zu entnehmen, daß der offizielle Titel des Werkes "Chro-
nica cum figuris" lautet (*65). Der Text ist in der für die Koberger-
presse charakteristischen rundgotischen Buchtype gedruckt und mit
vielen Holzschnitten versehen.
Humanismus und Weltchronik
Die Tatsache, daß die Weltchronik in einer süddeutschen Stadt er-
schienen ist, in der schon seit Jahren sich die ersten Anzeichen der
neuen Geisteshaltung aus Italien bemerkbar machten (*65), sowie die
Gewißheit, daß der Verfasser der Chronik, der Nürnberger Arzt und
Stadtphysikus Dr. Hartmann Schedel, einer der begeistertsten Huma-
nisten war, den Nürnberg zur damaligen Zeit in seinen Mauern hielt
(*66), läßt das Werk in einem ganz besonderen Licht erscheinen. So
bedarf es keiner großen Phantasie, um aus den Zeilen der Schedel-
schen Weltchronik heraus die Atmosphäre der frühen Humanisten zu
erkennen, die durch Namen wie Gregor von Heimburg, Regiomontan,
Wimpfeling, Trithemius, Konrad Celtis usw. gekennzeichnet ist.
Anzeichen dieser neuen literarischen Richtung sind unter anderem
das Aufkommen der griechischen Sprache in den Drucken (*67), die
Beschreibung der deutschen Städte nach dem Vorbild des Enea Silvio
63. s. Anmerkung 1.
64. s. Anmerkung 62.
65. Hermann: Reception des Humanismus in Nürnberg (1898), S. 3 ff.; vgl. a. B. Hartmann, in
Mittelungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg VIII, S. 11 ff.
66. vgl. Anmerkungen 36 und 61.
67.Schedel war einer der ersten deutschen Humanisten, die der griechischen Sprache kundig
waren. Vgl. Stäuber, a. a. O., S. 48 f. und Schottenloher, in Philobiblon XII: 179 f.
 
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