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Sladeczek, Leonhard
Albrecht Duerer und die Illustrationen zur Schedelchronik: neue Fragen um den jungen Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 342: Baden-Baden, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.37607#0065
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DER JUNGE DÜRER UND DER HOLZSCHNITT

Ein weiteres Problem, dessen Untersuchung mir im Rahmen dieser
Arbeit zu einem Ergebnis zu führen scheint, soll noch gelöst werden:
hat der junge Dürer seine Holzschnitte selbst geschnitten?
Aus den technischen und graphischen Gegebenheiten in Dürers frü-
hem Holzschnittwerk folgerte Kriegbaum, daß Dürer seine Holz-
stöcke eigenhändig geschnitten hat. Diese Argumentation - nur auf
sich gestellt - ist zu dürftig um zu überzeugen. Hingegen wird sie
in Verbindung mit den Erkenntnissen, die sich hier aus den Urkunden
und den stilkritischen Untersuchungen ergeben haben, zu einem greif-
baren Ergebnis führen.
Dokumentarisches über die Werkstatt Wolgemuts

Nach den Urkunden über die Schedelsche Weltchronik war Dürer
noch zwei dem Illustrationsbeginn folgende Jahre in der Werkstatt
Wolgemuts tätig. Während dieser Zeit wurden dort unter der Leitung
Wolgemuts und Pleydenwurffs nachweislich nur Holzschnitte für die
Weltchronik geschaffen.
Aus den Ratsverlässen und Stadtbüchern (*56) der freien Reichsstadt
Nürnberg gegen Ende des 15. Jahrhunderts geht auf Grund der vielen
Gesuche von Malern, Holzschneidern und Briefmalern um die Schaf-
fung einer eigenen Zunft und um die Verleihung eigener Zunftgesetze
eindeutig hervor, daß diese Kunstzweige in Nürnberg im Gegensatz
zu manchen anderen deutschen Städten als sogenannte "freie Kunst"
angesehen wurden. Die Kunstschaffenden unterstanden somit nicht
den strengen Gesetzen der Zünfte, die über die Anzahl der Lehrjun-
gen und Gesellen, über ihre Ausbildung, Arbeitsmöglichkeiten usw.
wachten, sondern sie wurden mit vielen anderen Berufen sozusagen
pauschal von dem "Geschworenen Handwerk" überwacht. Daß es da-
bei nicht so minutiös genau zuging wie bei den "arteigenen" Zünften,
liegt auf der Hand.
Gleichgültig, ob nun in der Wolgemut-Werkstatt eine Scheidung zwi-
schen Entwurfzeichner und Holzschneider bestand oder nicht, ist es
undenkbar, daß ein Genie wie. Dürer, dem selbst noch in den späten
Jahren seines Lebens die rein technischen Probleme der Kunst und
ihr Verständnis eine innere Notwendigkeit waren - man denke an
seine späten Versuche mit der Eisenradierung oder seine technischen

56.vgl. Th. Hampe, a. a. O., E. Mummenhoff, a. a. O., H. Hutz, a. a. O.
 
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