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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0021
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1. Die Anfänge des Klassizismus im 18. Jahrhundert.



3. Venus, von A. Canova.
Marmor. Florenz, Palazzo Pitti.

4. A. R. Mengs. Jugendliches Selbstbildnis in Pastell.
Dresden, Gemäldegalerie.
(Phot. Tamme)

Bildhauer Italiens in neueren Zeiten: Antonio Canova (1757—1822). Aber auch Canova
blieb auf halbem Wege stehen. Wohl studierte er die Antiken der römischen Museen.
Doch er war sich seiner Virtuosität in der Marmorbehandlung zu sehr bewußt, als daß er
freiwillig diesen Vorzug aufgegeben hätte. Sein Auge suchte daher in den antiken Mustern
zumeist nur solche Züge auf, welche die Kunst seiner Meißelführung in das glänzendste Licht
stellten. Noch jetzt fefseln Canovas weibliche Jdealstatuen durch das Weiche, Zierliche und An-
mutige ihrer Formen (Abb. 2 u. 3), während er bei feinen Göttern und Heroen die weichliche
Anlage durch Übertreibungen in der Muskelzeichnung vergebens zu verdecken suchte.
Ähnlich erging es im Kreise der Malerei Anton Raphael Mengs (1728—1779), dem
hochgepriesenen und bewunderten Freunde Winckelmanns (Abb. 4). Seine Begeisterung für die Antike
und sein Verständnis für sie werden durch Winckelmanns Zeugnis verbürgt. Er führte aber
die Sache der Antike bester mit der Feder als mit dem Pinsel. In der praktischen Ausübung
seiner theoretischen Grundsätze traten die schon in frühester Jugend erworbene Handfertigkeit,
die Freude an einschmeichelndem Kolorit, an dem Reiz zierlich anmutiger Modelle hindernd in
den Weg. Die Antike bildet nur ein Element in seiner Kunstweise, die vielfach gespaltenen
Wurzeln entstammt und in der Komposition auf die äußere Zusammensetzung der verschiedenen
Elemente angewiesen erscheint (Abb. 5 u. 6). Das zeigt sich am deutlichsten in feinem be-
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