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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0033
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2. David und seine Schule.

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16. Empfang bei Hofe, von E. L. G. Jsabey. London, Wallace Collection.
(Phot. Mansell)

Franoois Gerard (1770—1837). In dem Gemälde, das den blinden Belisar seinen verwunde-
ten Führer im Arm tragend darstellt, wie er ohne Ahnung der Nähe eines Abgrunds mit dem Stabe
den Weg tastet, 1795 vollendet, folgt er den Spuren Davids, den er aber durch die ergreifende
Wahrheit des Ausdrucks weit überragt. Auch die kräftigere Farbe, das gründlichere malerische
Studium hat er vor dem Lehrer voraus; er wurde dadurch fähig, sich zum beliebtesten Porträt-
maler feiner Zeit emporznschwingen. Görards Bildnis der Madame Recamier (1802; Abb. 12)
besitzt noch jetzt trotz feiner antikisierenden Einkleidung eine große Anziehungskraft. Auch
als Schlachtenmaler übte Gorard seine Kunst. Doch hier muß er Jean Antoine Gros
(1771—1835) den Vorrang lassen, der es besser als alle anderen verstand, Napoleons Siege
zu verherrlichen und den Helden zu idealisieren, ohne der künstlerischen Wahrheit — denn mit
der historischen nahm er es nicht genau — allzu nahe zu treten. Gros' Bilder des Gewaltigen
bei Arcole (Abb. 13), in Jaffa, bei Eylau haben nicht wenig zur Verbreitung des Napoleon-
kultus beigetragen, zugleich der nationalen Ruhmesliebe erfolgreich gehuldigt. Die Lebendigkeit
der Schilderung wird nur durch die theatralischen Gebärden getrübt, die Wirkung des Kolorits
durch die Schwere des Tones gedämpft. Von ungleich geringerer Bedeutung ist Pierre Gusrin
(1774—1833), der gleichfalls in Gegenständen und Formengebung den klassischen Mustern nach-
ging, aber sich kaum über die äußerliche, oberflächliche Nachahmung der Antike erhob, obschon er
sie von der Pathetischen wie von der sinnlich anmutigen Seite zu erfassen bemüht war (Abb. 14).
Dagegen genoß er nach Davids Auswanderung als Lehrer großes Ansehen. Mehrere der hervor-
ragendsten Maler des jüngeren Geschlechts wurden in seiner Werkstatt erzogen.
Einen starken Gegensatz zu dieser ganzen Künstlergruppe bildet der Miniaturmaler Jean
Baptiste Jsabey (1767—1855). Bereits zur Zeit des Direktoriums stand er in hohem An-
 
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