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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0091
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3. Schinkel und Rauch.

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das Grabdenkmal der Königin Luise in Marmor zu schaffen. Als dies Werk 1815 im Mauso-
leum zu Charlottenburg aufgestellt wurde, war Rauchs Ruhm und sein Platz unter den ersten
Bildhauern seiner Zeit entschieden. Ein antik geformter Sarkophag trägt das mit einem Bahr-
tuche bedeckte Ruhebett, auf dem die Königin schlummert (Abb. 71). Sie hält den Kopf leicht
zur Seite geneigt, hat den einen Fuß über den andern geschlagen, die Arme über die Brust
gekreuzt. Die reine Anmut und rührende Schönheit der Erscheinung, die schlichte Natürlichkeit


76. Relief vom Denkmal Friedrich Wilhelms III., von Fr. Drake. Berlin, Tiergarten.

des Ausdrucks, die einfach wahre, jeden äußerlichen Effekt verschmähende Charakteristik üben
einen Zauber aus, der auf das jüngere Geschlecht nicht minder mächtig wirkt als auf die un-
mittelbaren Zeitgenossen. Im Jahre 1819 schlug Rauch definitiv seine Werkstätte in dem
berühmten Lagerhause aus, wo er bis zu seinem 1857 auf einer Reise erfolgten Tode die
umfassendste, sich immer mehr steigernde Tätigkeit entwickelte. Außer einer stattlichen Reihe
von Büsten schuf er die Ehrendenkmäler der Helden der Freiheitskriege. Scharnhorst, den
großen Organisator des Heeres, den tatkräftigen Bülow führte er in Marmor aus, für Aork,
Gneisenau und Blücher, dessen Standbild in Breslau gleichfalls aus feinen Händen hervor-
ging, wählte er das Erz als Material. Nun Paßt zwar die Bronze besser in unsere klima-
 
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