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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0102
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Zweiter Abschnitt: 1819—1850.


85. Tod der Königin Elisabeth von England, von P. Delaroche. Paris, Louvre.

für sich, und während die anderen Maler einen heftigen Zwiespalt des Urteils hervorriefen
und ebenso viele Gegner als Bewunderer zählten, eroberte er sich die Gunst und den Beifall
aller Parteien. Über fein Ziel hat Delaroche sich selbst wtt voller Klarheit und Schärfe aus-
gesprochen: „Warum soll es dem Maler verwehrt fein, mit den Geschichtsschreibern zu wett-
eifern? Warum soll nicht auch der Maler mit feinen Mitteln die Wahrheit der Geschichte in
ihrer ganzen Würde und Poesie lehren können? Ein Bild sagt oft mehr als zehn Bände,
und ich bin fest überzeugt, daß die Malerei ebensogut wie die Literatur berufen ist, auf die
öffentliche Meinung zu wirken." Seit dem Jahre 1822 hatte Delaroche ausgestellt, aber erst
der Salon von 1827 führte ihn in die vordersten Reihen der Künstler. Zwei Bilder mit lebens-
großen Figuren fesselten vor allen die öffentliche Aufmerksamkeit. Auf dem einen schildert er
die Ermordung des Parlamentspräsidenten Duranti in Toulouse, auf dem anderen den Tod
der Königin Elisabeth, wobei das verzerrte Antlitz der sterbenden Königin im Kontrast zu dem
reichen Prunk, der sie umgibt, einen starken äußeren Effekt hervorruft (Abb. 85). Mit den
eigenen Worten des Künstlers läßt sich die Richtung, die er als Historienmaler einschlug, am
besten versinnlichen. Er hob in den Ereignissen „die menschliche Seite hervor, schilderte sie vom
dramatischen Standpunkte und nicht, wie sie am großartigsten, sondern wie sie am wahrschein-
lichsten der Phantasie sich darstellen." Ein Jahrzehnt war seit Gericanlts Auftreten erst ver-
 
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