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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0407
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2. Die moderne Malerei in Deutschland.

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wirkt Otto Reiniger (geb. 1863), der in ungeduldigen Jmpressionistenstrichen die farbige
Mannigfaltigkeit der Natur nachzuschaffen strebt. In Düffeldorf, das sich am schwersten von
der Überlieferung trennte, ragt Eugen Kampf (geb. 1861) als Maler der niederrheinischen
Ebene und ihrer Dörfer hervor. Von seiner an holländische Meister erinnernden Art zu
energischer Helligkeit führte in Düsseldorf Olof Jernberg (geb. 1855), der dann mit Dettmann
und Otto Hsichert (geb. 1868) nach Königsberg ging, wo sie auf einigermaßen einsamer
Warte dem fernen Osten des Deutschtums die neue Kunst vertraut zu machen suchen.
Für die Wiener Landschaft ward nach dem temperamentvollen Albert Zimmermann
(1801—1878), dessen wilde Gebirgswasfer und von Sturm zerzauste Wälder ost an Preller
und Achenbach erinnern, sein Schüler Emil Jakob Schindler (1842—1892) der Erneuerer,
der sich von romantischen Anfängen her auf weiten Reisen nach holländischen und Fontaine-


369. Bootsbrücke, von O. H. Engel.

bleauer Vorbildern zu einer intimen Stimmungsmalerei dnrcharbeitete (Friedhofslandschaft „Pax",
Kaisers. Gemäldegalerie), aber auch von dem dunkeln braun-grau-grünen Ton dieser Zwischen-
epoche noch einen Aufstieg zu frischer Helligkeit nahm. Der Wiener Prater, der schon Wald-
müllers Freilicht entbunden hatte, ward auch für Schindler eine Fundstätte reizvoller Themata;
von dort aus zog er weiter aufs Land, um die schlichte Schönheit Niederösterreichs zu studieren.
Sein technisches Können und fein tiefes Verständnis für das innerste Wesen eines einfachen
Naturausschnitts, das er oft durch ein unmerkliches Betonen der Hauptlinien zu bedeutungs-
vollem Eindruck steigerte, entwickelte sich in der Heimat immer freier; allzu früh ward er aus
dieser aufwärts führenden Laufbahn abberufen. Schindler hat eine ganze Schar von Schülern
und Schülerinnen hinterlassen, unter denen Tina Blau (geb. 1845) mit ihren Praterbildern
und Stilleben hervorgehoben werden mag. Auch Theodor von Hörmann (1840—l895)
gelangte durch ihn zu der klaren Frische seiner prachtvoll gemalten letzten Winterbilder
(Abb. 371). Der Einfluß der Franzosen zeigte sich dann auch in Wien überall. Schindler
 
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