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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0408
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348

Vierter Abschnitt: 1870—1900.


370. Herbsttag, von Karl Buchholz. St. Petersburg, Kaiserl. Akademie der Künste.

verdankte den Meistern von Barbizon entscheidende Anregungen, Hörmann hatte selbst im
Walde von Fontainebleau gemalt, und Eugen Jettel (1845—1901), der Meister der kost-
baren kleinen, von fern noch an Pettenkofen erinnernden Bildchen, in denen ein Blick über
eine Ebene, einen Küstenstrich, ein Stück Acker, mit zartester Delikatesse aus grau-blaue oder
mattbraun-blaue Harmonien gestimmt ist, war Jahrzehnte hindurch ganz in Paris seßhaft. Ein
getreuer Schüler Schindlers wieder ist Karl Moll (geb. 1861), ein beweglicher Künstlergeist,
dem das österreichische Kunstleben der letzten Jahre viel dankt und dessen organisatorische Be-
gabung an der Gründung der Wiener Sezession hervorragenden Anteil hat, zugleich ein aus-
gezeichneter Maler, der in lichten Landschastsszenerien und Interieurs von flimmernder Helligkeit
einen reifen Farbengeschmack bekundet (Abb. 372). In breiterem, mehr zu dekorativer Wirkung
neigendem Vortrag nnd kräftig kontrastierenden Farbenflächen malt Ferdinand Andri (geb. 1871)
seine Gouachebilder vom niederösterreichischen Lande, realistisch stilisierte Ausschnitte von blumigen
Wiesen und braunen Äckern, noch lieber belebte Gruppen von Bauern, die sich auf dem Feld-
weg begegnen, zum Markt ziehen, sich auf der Kirmeß amüsieren, und deren Volkstrachten
unter heißer Sonne in knalliger Buntheit vergnüglich hervorleuchten. Ein Nebenschößling der
Wiener Sezession ist der „Hagenbund", der ähnlich wie die „Luitpoldgruppe" in München, aber
mit einem lebhafteren modernen Einschlag, neuere und ältere Lehren zu verbinden sucht.
Die jüngste Münchner Sondergruppe, „Die Scholle", strebt vor allem zu einer Er-
neuerung der dekorativen Malerei in freiem, breit und flächig gehaltenem Vortrag. Namentlich
ihr Führer Fritz Erler (geb. 1868, Abb. 373) hat dabei aus bisher unbegangeue Wege ge-
wiesen, ohne gleich schon das Ziel erreicht zu haben (Wandbilder im neuen Kurhause zu
Wiesbadeu). Wie Erler in seinen stilisierten Kompositionen, Pflegt Walter Georgi, kräftiger
in der Farbe, in dekorativ erfaßten realistischen Szenen großen Formats die charakteristische
 
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