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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0409
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2. Die moderne Malerei in Deutschland.

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breite Manier dieses Künstlerkreises, während Leo Putz sie zum Ausdruck seiner originellen,
von barockem Humor geborenen Phantasien benutzt.
Eine Stellung für sich nimmt die Landschaft der Karlsruher ein, die aus der Anschauung
der Fontainebleauer zu einer Stimmungskunst von ausgesprochen deutschem Charakter überging.
Zwei Lierschüler, Gustav Schönleber (geb. 1851) und Hermann Baisch (1846—1894), sind
die Stifter dieser Schule, von deren bedeutendsten jüngeren Vertretern Hans von Volkmann
(geb. 1860) sowie Friedrich Kallmorgen (geb. 1856, Abb. 374), der nach Berlin, und Richard
Pötzelberger (geb. 1856), der nach Stuttgart berufen wurde, genannt seien. Die weiten
Flächen und das wellige Vorgebirgsland der oberrheinischen Hochebene sind die Lieblingsplätze
dieser Künstler. Eine Verwandtschaft mit der Landschaft Thomas ist dabei oft unverkennbar;
und in jüngster Zeit ist an der leisen Stilisierung, mit der sie die Natur behandeln, auch ein
Einfluß der mit breiten Flächen arbeitenden modernen Farbenlithographie zu erkennen, die ge-
rade in Karlsruhe ihre erste und vornehmste Pflegestätte gefunden hat.
Wir besitzen in unserem Sprachschatz ein Wort, das man mit keiner Vokabel fremder
Zunge übersetzen kann: „Stimmung". Es wird sich nie mit Sätzen erklären lassen, was diese
zwei Silben sür uns bedeuten. Wenn alle Einzelheiten eines Naturbildes oder eines Gemäldes
zueinander „stimmen", wenn ihre Teile wie auf das Gebot einer ordnenden höheren Kraft
harmonisch ineinander greifen, daß alles einem größeren Zweck dient, fühlen wir das, was wir


371. Znaim im Winter, von Th. v. Hörmann.
 
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