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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0417
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2. Die moderne Malerei in Deutschland.

357

zu geben versucht. Aus rücksichtslosen Schilde-
rungen des Lebens (die Zyklen „Dramen", „Ein
Leben", „Eine Liebe") und des Ringens mit der
Leidenschaft („Eva und die Zukunft", Abb. 382)
fand Klinger den Weg zu einer Weltauffasfung,
die sich machtvoll über das Erdentreiben empor-
schwingt und den kosmischen Problemen des Wer-
dens und Vergehens gefaßt ins Auge blickt („Vom
Tode" I und II). Aus einer vertieften Betrachtung
religiöser Probleme (Zeichnungsfolge „Zum Thema
Christus") und der unbegreiflichen Rätsel unserer
Schicksalskämpfe sucht er immer aufs neue den
Pfad zur Klarheit und Läuterung, zur Aussöhnung
des Individuums mit dem All, die nur der Kunst
gelingen kann (Brahms-Phantasien; „An die
Schönheit", f. Abb. am Schluß des Buches),
zur „tragischen Weisheit" Nietzsches, zur Heiter-
keit und feierlichen Großartigkeit der Antike, die
er bald in ihrem eignen Lande aufsuchte, bald
mit souveräner Gewalt in das wirre Leben der
Gegenwart entbot. In Klinger sammeln sich


380. Bildnis eines kleinen Mädchens,
von Dora Hitz. Berlin, Nat.-Gal.
(Phot. Fr. Kullrich, Berlin)


881. Junge Frau mit ihrem Sohn,
von F. A. von Kaulbach.
(Gazette des Beaux-Arts)


382. Eva und die Schlange,
Radierung von Max Klinger.
 
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