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Springer, Anton; Osborn, Max [Editor]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0423
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2. Die moderne Malerei in Deutschland.

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386. Adam und Eva, von L. von Hofmann. Leipzig, Stadt. Museum.

dem raffinierten Farbenexperiment des Lucifer ging er in seinen späteren Gemälden auch zu
einer Stilisierung der Farbe über. In den symbolischen Gestalten der Sünde (Abb. 388), des
Krieges, in der herben Kreuzigung, in den ganz antikisierend gehaltenen Reliefbildern des
Siegers, der Pallas Athene steht sein Können auf der Höhe. Weniger sicher und äußerlicher
im Effekt sind schon seine größeren Gemälde, wie die Vertreibung ans dem Paradiese oder

das Prudhon nachempfundene „Böse Ge-
wissen". Die letzten Jahre haben dann
Porträts und namentlich Frauenköpfe von
bedenklicher Glätte und Süßlichkeit ge-
bracht. Auch Stuck hat sich von seiner
zu klaren Formvorstelluugen drängenden
Stilisierung der Plastik zugewandt und
ausgezeichnete kleine Bronzen in pompe-
janischem Geschmack geschaffen. Die
Neigung zu einer barocken Antike, die
hier mitfpricht, steckte dem oberbayeri-
schen Bauernsohn mit dem dunklen
Römerkopf tief im Blute. Sie hat sich
auch im Bau feines Hauses in München
gezeigt, dessen aparter Geschmack die
neuere Münchner Dekoration vielfach be-
einflußt hat.
Eine ferne Verwandtschaft verbindet
Stuck mit dem Wiener Gustav Klimt
(geb. 1862). Doch von Abhängigkeit kann
kaum die Rede sein. Klimt hat sich aus der
seltsamen Mischung seines Wesens, das
Sensibilität und Urkraft, Raffinement und
Gesundheit in einer Weise vereint, wie es
nur unserer Zeit beschiedeu sein konnte,
und aus demZufammenfluß aller möglichen

387. Thor, Zeichnung von Franz Stuck.
 
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