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Natur wie in einen Spiegel und durch den Sinnenreiz angezogen tritt er in die sichtliche Formenwelt.
Das Wort Heroen (ijQwes) bezeichnet eine Art zwischen Göttern und Menschen stehender Mittelwesen.
Die Heldenseelen gehen in Sterne über und erfüllen den Himmel, wo sie als leuchtende Puncte neben
den Tag - und Nachtwechselnden grossen Lichtern glänzen. Indem die Gestirne die Zeiteintheilung
bestimmen, Einfluss auf Landbau, Schiffahrt, überhaupt auf die Geschäfte der Menschen ausüben, behalten
die in den Himmel erhobenen Helden oder die ersten Acherleute, Gesetzgeber, Krieger und Schiffahrer
eine Rückwirkung auf die Erde, die ihre Leiber verbirgt, und wie sie einst im Haus - und Staatswesen
als Lenker des Gedeihens und der Wohlfahrt erschienen, so erscheinen sie wiederum im grossen Natur-
walten. Mit der vor schreitenden Vielgötterei befestigt die Sage die schwankenden Wesen der Phantasie
an das Geschichtliche und Wirkliche. Hier begegnet der Idealismus dem Euhemerismus und lässt der
Grundlage dieses Systems, insofern es Götter mit vergötterten Menschen verknüpft, Anerkennung wieder-
fahren, erweist aber die Verkehrtheit desselben in der irrigen Ableitung ersterer von letztern. Der Heros
Hipposthenes (Rossmacht) ist eine Verkörperung des Poseidon Hippios, des Reisigen 5 wer in Sparta seine
Grabstätte, den Tempel des Gottes, zu betreten wagt, dem springt er als Woge entgegen1), deren Sinn-
bild das Ross ist, wie noch heut das dafür gebräuchlich« italiänische Wort Cavallone bezeichnet. Tro-
phonius der Ernährer und Erzieher, der unter dem Beinamen Eubulos, Wohlberather »), in einem Erdge-
mache Orakel ertheilt, gilt für den Erdgeist Hermes selbst; der König der Könige, Agamemnon, wird zu
einem Zeus Agamemnon, die in einen Hirsch verwandelte Priesterin Iphigenia zu einer Venus Nemesis.
Tempel und Altäre erheben sich über die Gräber der Verstorbenen oder ihre Gebeine werden in Tempeln
und Altären der Götter bestattet 5 wie In christlichen Zeiten die Leichname und Reliquien der Märtyrer
und Heiligen häufig die Erbauung von Kirchen und Kapellen veranlassten. Ueber die nach Athen gebrachten
Reste des Theseus wurde von Kimon ihm der noch erhaltene Tempel gestiftet, Amphiaraos Grab und
Orakel war in Tempelform erbaut3), über Kastors Grabmal in Sparta stand ein ihm erbautes Heilig-
thum 4), Pyrrhos lag im Tempel der Ceres zu Argos ä), der Arkadische Stammheld Arkas beim Altar im
Tempel der Juno zu Mantinea begraben 6) 5 die Reste des Hyazinthos lagen im altarförmigen Fussgestell
der Statue des Amykläischen Apollon. Grabmäler sind nun Tempel der Verstorbenen, Tempel Grabmäler
der Götter. Ueber dem Grabhügel der Kallisto, welche, im Vergleich der Sage von ihrer Verwandlung
in eine Bärin mit dem Dianenfest Arkteia und mit der Benennung Arktos, Bärin, für eine der Göttin
geweihte Braut, wahrscheinlich als eine Dianenincarnation angesehen wurde, war der Tempel der Diana
Kailiste errichtet 7) 3 die von lichtweissen Augenbrauen benannte Leukophryne war zu Magnesia im Tempel
der gleichbenannten Artemis Leukophryne, die der ephesischen Göttin ähnlich gebildet auf Münzen 8) vor-
kommt, bestattet 9). Bacchus selbst hatte nächst dem Helden Neoptolemos im Heiligthum zu Delphi, Osiris
im Tempel der Isis zu Sais seine Grabstätte. Man betrachtete die Gräber überhaupt als geweihte Heilig-
thümer10), ihre Berührung, die Solon durch strenge Strafgesetze verbot n), galt für Frevel gegen das
Göttliche. Da sie aus so manchen Gründen und Anlässen als Unterpfand der Wohlfahrt eines Landes

i) Pausan. III, 15.

2) Zufolge der noch vorhandenen Inschrift über dem Eingange der Orakelhöhle unter der Bargruine von Livadia,

3) Val. Max. VIII, IG.

4) Pausan. III, 13.

5) Pausan. II, 21.

6) Pausan. VIII, 9.

7) Pausan. VIII, 35. 7.

8) Buonaroti S. 86. — Pelaerin, Recueil T. II. pl. 57. 35.

9) Theodoret. Sermo VIII, p. 598 A.

10) Cicero de Rep. L. IV. ap. Nonium et (v. Sanctitudo) Philipp. IX.

11) Cicero de Leg. II, 26.

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