Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
-------- 17 --------

seinen linken Arm geknüpft trägt und innigst an die Brust drückt, während er das Plektron mit der
rechten Hand schwingt.

In Bezug auf Apollon erwähnt der Homeride im Hymnos an diesen Gott der lieblichen Weise
die er anstimmt, indem er zugleich mit Anmuth auf den Fussspitzen einherzuschreiten beginnt; Pindar
nennt ihn Tänzer, König der Chöre. Auf dem Boden vor ihm steht der ausgesetzte Preis, der in
Athen ein mit Oel gefülltes Gefäss war, hier eine korinthische Hydria, Nachbildung der Preisvase
selbst. Als ein bekanntes Zeichen der Wettspiele kommt auf Münzen und andern Denkmälern ein
Gefäss mit einem Zweige vor.

Daneben erscheint ein geflügeltes weibliches Wesen, in einen gegürteten feinen Chiton poderes
gekleidet und einen langen Stab oder Ruthe (Rhabdos) haltend, gleich den Agonotheten und Rhab-
diichen, Richtern der Kampfspiele. Vermuthlich ist in dieser Gestalt Themis selbst als Richterin dar-
gestellt, welche das Urtheil über den Sänger und Dichter fällt und ihm dann den Preis zuerkennt.
Denn nach Pindar*) flicht sie die den Fähigkeiten und Verdiensten bestimmten Kränze; von Mesome-
des**) wird sie die Göttin mit den grossen Flügeln genannt.

Die Wettstreite der Dichter und Musiker waren zuerst nur bei den pythischen Spielen in
Delphi gebräuchlich. Perikles führte sie auch bei den Panathenäen ein, und besonders wurden die
Thaten des Aristogiton, Harmodius und des Thrasybulos mit Begleitung der Kitharn besungen. Die
Belohnung des Siegers war ein Gefäss mit Oel und ein Olivenkranz von den der Athene heiligen
Bäumen in der Akademie. Die Dichtungen waren lyrisch und episch; die dramatische war
ausgeschlossen.

Taf. XXI.

Gemälde von attischem Styl auf einer Amphora aus Athen, im Besitz des Herrn J. Foster zu
Liverpool.

1. An der Vorseite des Gcfässes die Erziehung des Dionysos. Hermes mit dem Petasos,
geflügelten Schnürstiefeln, im faltigen ümwurf des Reisemantels über einem kurzen Chiton, steht vor
Silenos, den einen Fuss aufstützend; bei ihm ist das auf seinen Armen ruhende Kind Dionysos,
welches, in ein Gewand gehüllt, sein Köpfchen nach ihm wendet und verwundert seinen künftigen Pfle-
oer und Erzieher ansieht. Dieser sitzt nackt und geschweift auf einem Felsen, die rechte Hand ans
Knie »elehnt, in der andern einen Thyrsos haltend, dessen Knauf Epheublättern gleicht, und senkt
nachdenkend sein Haupt mit plattnasigem Bocksgesicht, vorragendem Mund, zottigem weissem Ziegen-
haar und Ziegenbart.

Doch schon naht sich den angekommenen Gästen die künftige Amme und Wärterin des Kindes die
schöne Nymphe Nysa, welche, mit Haarbinden geschmückt, in langem üntergewande und über die
Schulter gelegter Nebris, dem bacchischen gefleckten Hirschfell, bekleidet ist und in den Händen
einen Kantharos des Dionysos nebst einer Opferkanne (Prochoe) trägt, um die Götter nach Gebühr
zu empfangen.

2. An der Kehrseite des Gefässes die Orgien, Mysterienweihe, des Dionysos. Ein bärtiger
nackter Satyr mit Schweif, Bocksgesicht und spitzen Ohren verfolgt die geweihte Lehrerin des Diony-
sos in den Mysterien, welche, von der Haube bedeckt, in langem üntergewande und Mantelüberwurf

*) Nein. IX.

*) Nem. 1A.
•*) Brunk. Analect. T. IL p. 292.

9
 
Annotationen