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hat, mit Haube, Schleuderbinde, Kopfbinde, oder blossem Haarputz geschmückt, und machen in ihrem
Tanze mannigfaltige Bewegungen und Wendungen, indem sie bald mit den Fingerspitzen den Saum
der Gewander emporhalten, bald die Hände in den weiten Aermeln verstecken und diese wie Flügel
ausbreiten.
2. Gleich unter der obigen Abbildung schweben an der Unterseite des Gefässes vier von den
eben erwähnten tanzenden Frauen, in welchen wir Hyaden erkennen, üeber die volle Zahl dieser
Töchter des Atlas und der Pleione, wie über die der Plejaden, ihrer Schwestern, giebt es verschie-
dene Berichte bei den Alten. Einige nennen ihrer sieben, Andere sechs und noch Andere nur fünf,
wie Arsinoe, Ambrosia, Bromia, Kisseis und Koronis. Die Epheuranke in der Hand einer der hier
vorkommenden könnte als eine Anspielung auf den Namen Kisseis gelten, wenn sie nicht im Allge-
meinen eine bacchische Beziehung andeuten soll. Sie sind die der Vegetation förderlichen Regenge-
stirne, daher Nährerinnen, Ammen des Dionysos, und die Sage verwandelt sie während des Weinens
um ihren todten Bruder Hyas in Sterne.
3. und 4. An der Hinterseite und an der rechten Seite des Gefässes bieten sich sechs von
den erwähnten Fraucngestalten dar, welche zu dreien im Tanze gesellt über einander schweben und
Plejaden vorstellen. Auch ihre Zahl und ihre Namen werden verschieden angegeben. Eigentlich sind
in der Sterngruppe sieben, wie man denn gemeiniglich ihrer auch sieben annimmt; doch dem Auge
sind nur sechs sichtbar, daher Einige nur so viele erwähnen und sie Maja, Kalypso, Alcyone, Merope,
Elektra und Celaeno nennen. Indess führen Andere statt Kalypso Taygete und als eine der sieben
nochSterope an, erzählen aber, dass Merope sich nicht in ihrem Chor zeige, weil sie sich ihrer Ver-
mählung mit Sisyphos, einem Sterblichen, schäme, während ihre Schwestern mit Göttern als Geliebte
vereint waren.
5. und 6. Zwei verschiedene Seitenansichten des als Astragalos geformten Gefässes. Bei Be-
trachtung desselben verdient sowohl die Sorgfalt und Treue der Nachbildung des Knöchels, als die
seltene Form des Denkmals bemerkt zu werden, von der bisher sich kein ähnliches gezeigt hat. Die
Wahl dieser Form zu einem Gefässe füllt auf; nach der Mündung zu schliessen, konnte es als Lampe
gedient haben. Als eine Art Würfelspiele der Jugend erwähnt schon Homer der Astragalen; auch
wird unter den Spielsachen des Dionysos Zagreus, deren geheimen Sinn die Eingeweihten kannten,
der Würfel angezeigt; so lässt sich in den Astragalen, die nach Anakreon und Apollonius als Spiel
des Eros und Ganymedes bekannt sind, auch eine bacchische Beziehung annehmen. Der beste Wurf
mit vier Astragalen auf der flachen Hand, wobei man den Werth der Seiten berechnete, hiess Aphrodite
Taf. XXIV.
1. und 2- Gemälde im attischen Styl auf einem Kantharos von gebrannter Erde aus des Con-
suls Fauvel Sammlung zu Athen. Die beiden Hauptzüge, welche die Bacchantinen bei der festlichen
Begeisterung darboten, und die dem Skopas und Praxiteles als Musterbilder dienten, finden wir hier an
der Vorder- und Kehrseite des Gefässes ausgedrückt. Sie bestanden bald in ausgelassener religiöser
Wuth und kriegerischer Raserei, bald in stiller Schwärmerei, Schwermuth und verhaltener Leiden-
schaftlichkeit. Der Vasenmaler hat dieses ausgedrückt, indem er hier an der Vorder- und Kehrseite
des Kantharos je eine Bacchantin darstellte; die erste in einer gegürteten, an der Seite oifenen Diplois,
eine heilige Binde ums Haupt, einen grossen Thyrsos mit epheuverhüllter Lanzenspitze (Strobilos) in
der Hand tragend; sie springt im Laufe forteilend und schaut sich zugleich um mit der Geberde des
Erstaunens und Sehreckens. Die andere steht, den gesenkten Blick auf die Seite gewendet, in ruhi-
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hat, mit Haube, Schleuderbinde, Kopfbinde, oder blossem Haarputz geschmückt, und machen in ihrem
Tanze mannigfaltige Bewegungen und Wendungen, indem sie bald mit den Fingerspitzen den Saum
der Gewander emporhalten, bald die Hände in den weiten Aermeln verstecken und diese wie Flügel
ausbreiten.
2. Gleich unter der obigen Abbildung schweben an der Unterseite des Gefässes vier von den
eben erwähnten tanzenden Frauen, in welchen wir Hyaden erkennen, üeber die volle Zahl dieser
Töchter des Atlas und der Pleione, wie über die der Plejaden, ihrer Schwestern, giebt es verschie-
dene Berichte bei den Alten. Einige nennen ihrer sieben, Andere sechs und noch Andere nur fünf,
wie Arsinoe, Ambrosia, Bromia, Kisseis und Koronis. Die Epheuranke in der Hand einer der hier
vorkommenden könnte als eine Anspielung auf den Namen Kisseis gelten, wenn sie nicht im Allge-
meinen eine bacchische Beziehung andeuten soll. Sie sind die der Vegetation förderlichen Regenge-
stirne, daher Nährerinnen, Ammen des Dionysos, und die Sage verwandelt sie während des Weinens
um ihren todten Bruder Hyas in Sterne.
3. und 4. An der Hinterseite und an der rechten Seite des Gefässes bieten sich sechs von
den erwähnten Fraucngestalten dar, welche zu dreien im Tanze gesellt über einander schweben und
Plejaden vorstellen. Auch ihre Zahl und ihre Namen werden verschieden angegeben. Eigentlich sind
in der Sterngruppe sieben, wie man denn gemeiniglich ihrer auch sieben annimmt; doch dem Auge
sind nur sechs sichtbar, daher Einige nur so viele erwähnen und sie Maja, Kalypso, Alcyone, Merope,
Elektra und Celaeno nennen. Indess führen Andere statt Kalypso Taygete und als eine der sieben
nochSterope an, erzählen aber, dass Merope sich nicht in ihrem Chor zeige, weil sie sich ihrer Ver-
mählung mit Sisyphos, einem Sterblichen, schäme, während ihre Schwestern mit Göttern als Geliebte
vereint waren.
5. und 6. Zwei verschiedene Seitenansichten des als Astragalos geformten Gefässes. Bei Be-
trachtung desselben verdient sowohl die Sorgfalt und Treue der Nachbildung des Knöchels, als die
seltene Form des Denkmals bemerkt zu werden, von der bisher sich kein ähnliches gezeigt hat. Die
Wahl dieser Form zu einem Gefässe füllt auf; nach der Mündung zu schliessen, konnte es als Lampe
gedient haben. Als eine Art Würfelspiele der Jugend erwähnt schon Homer der Astragalen; auch
wird unter den Spielsachen des Dionysos Zagreus, deren geheimen Sinn die Eingeweihten kannten,
der Würfel angezeigt; so lässt sich in den Astragalen, die nach Anakreon und Apollonius als Spiel
des Eros und Ganymedes bekannt sind, auch eine bacchische Beziehung annehmen. Der beste Wurf
mit vier Astragalen auf der flachen Hand, wobei man den Werth der Seiten berechnete, hiess Aphrodite
Taf. XXIV.
1. und 2- Gemälde im attischen Styl auf einem Kantharos von gebrannter Erde aus des Con-
suls Fauvel Sammlung zu Athen. Die beiden Hauptzüge, welche die Bacchantinen bei der festlichen
Begeisterung darboten, und die dem Skopas und Praxiteles als Musterbilder dienten, finden wir hier an
der Vorder- und Kehrseite des Gefässes ausgedrückt. Sie bestanden bald in ausgelassener religiöser
Wuth und kriegerischer Raserei, bald in stiller Schwärmerei, Schwermuth und verhaltener Leiden-
schaftlichkeit. Der Vasenmaler hat dieses ausgedrückt, indem er hier an der Vorder- und Kehrseite
des Kantharos je eine Bacchantin darstellte; die erste in einer gegürteten, an der Seite oifenen Diplois,
eine heilige Binde ums Haupt, einen grossen Thyrsos mit epheuverhüllter Lanzenspitze (Strobilos) in
der Hand tragend; sie springt im Laufe forteilend und schaut sich zugleich um mit der Geberde des
Erstaunens und Sehreckens. Die andere steht, den gesenkten Blick auf die Seite gewendet, in ruhi-
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