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Tag für Denkmalpflege
Stenographischer Bericht — 3.1902

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Erste Sitzung , Donnerstag, den 25. September, 9 Uhr vormittags
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4. b. Verhandlung über die Erhaltung und Pflege plastischer Kunstwerke, mit einleitendem Vortrag des Herrn Professor R. Borrmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.29778#0042
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Erhaltung plastischer Kunstwerke.

4. 1). Yci'iiimdlutiK' iiber die Eriiuitung' uud Piiege piastischer Kunst-
werke, mit einieitendem Yortrag des Hcrrn Professor R. Borrmaim.

Professor Borrmaiin-Beriin: Der ehrenvollen Aufforderung
durch unserenHerrn Yorsitzenden: indiesemKreise den einleitendenYortrag'
iiber Mnssnahmen zum Schutze von Werken der monumentnien Plnstik zu
imlten, hahe ich ohne Zögern entsprochen, nicht freilich in dem Bewusstsein,
davon melir zu verstehen als andere, sondern weil ich es für unrecht gehalten
hätte, in einer dringlichen Frage wie dieser mich ablehnend zu verhaiten.
In der That, meine Herren, stehen wir vor einer dringlichen Frage, die die
ernste und schleunige Beachtung aller derer erheischt, weiche — herufs-
mässig oder niclit — mit der PAege und Erforschung unserer Kunstdenk-
mäler zu thun hahen.

Als vor 100 Jahren der Engländer Lord Elgin den Parthenon zu Athen
seines herrlichen Skulpturenschmuckes — jetzt die Zierde des Britisli
Museum — beraubte, da hielt man dies — nicht bloss damals, sondern bis
in unsere Tage — für einen Akt der Barbarei; heute sind wir im Rechte,
diese That — trotz aller damit verbundenen Willkür — für eine Rettung
anzusehen.

In der Lage der Parthenonskulpturen beünden sich auch bei uns zahl-
reiche Werke der Bildnerei, die ganze Klasse von Bildwerken, welche zum
Schmuck der Kirchen und öffentlichen Gebäude dienen, die Denkmäler unserer
öffentlichen Plätze und Friedhöfe. Wir bezeichnen sie am besten als Werke
der Monumentalplastik.

Diese ganze Denkmälerwelt — die Werke ausgenommen, welche aus
wetterbeständigem Material wie Bronzeguss bestehen — ist auf ihrem
Platze —- ganz abgesehen von unberechenbaren Zufällen — rettungslos dem
zerstörenden EinAusse der Zeit ausgesetzt und verfallen. Auch für sie giebt
es keinen anderen Schutz als denjenigen, den Lord Elgin den Parthenonbild-
werken angedeihen liess, ich meino die rechtzeitige Entfernung vom Orte der
Gefalir.

Ich hoffe, meine Herren, in diesem Kreise nicht als Kunstbarbar behandelt
zu werden, wenn ich diese These an die Spitze meiner Ausführungen stelle,
ich bin mir auch bewusst, damit nichts Neues vorgebracht zu haben und
möchte gleich an dieser Stelle —- durch einige Beispiele — Sie daran erinnern,
dass man bereits an mehreren Orten, sowohl in unseren Tagen wie auch früher,
danach gehandelt hat.

Goldene Pforte zu Freiberg

(das Portal, ehemals in eincm Kreuzgang' belegen, soll jetzt durch
eine Yorhalle geschützt werden.)

Trier, Westportal der Liebfrauenkirche

(die erhaltenen 3 alten brüehig gewordenen Statuen sollen im Innern
Aufstellung htidon; an das Fortal konnnon genauo Kopien.)

Berlin, Denkmäler auf dem Wilhelmsplatz

(die Marmororiginale ins Kadcttenhaus gebracht, an Ort und Stelie
durch Bronzenachbildungen ersetzt.)

Wir haben hier drei verschiedene Fälle, eigentlich sind es nur zwei —
die fiir Rettung und Erhaltung von Werken der Aussenplastik ins Auge zu
fassen sind.
 
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