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Tag für Denkmalpflege
Stenographischer Bericht — 3.1902

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Zweite Sitzung, Freitag, den 26. September, morgens 9 Uhr
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Bericht des Herrn Oberbürgermeisters Struckmann - Hildesheim über die Aufgaben der Kommunalverwaltungen auf dem Gebiete der praktischen Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.29778#0108
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KonninmRh'wwaltnng'en nnd Denkmalpttege.

durch, dass man in den Schuten darauf aufmerksam macht, dass die Schiiler
gelegentlich hingeführt werden -—- ja, meine Herren, hei uns sehen wir viel-
fach, wie die Schulen in die Museen gefiihrt werden, wie auch auswärtige
Schüier vom Lande in die Stadt gefiihrt werden, wie sie dort aufmerksam
gemacht werden von ihren Lehrern, wie diese wieder durch das hei uns he-
gründete Schuhnuseum aufmerksam gemacht werden auf aiie diese Dinge,
das sehen wir vielfach, und das ist ausserordentiich nützlich und dient sicher-
lich sehr zur Förderung dieser Bestrehungen. Aber es giebt noch eine ganze
Reihe von anderen Mitteln. Es gieht wohl keine Stadt von jrgend einer
Bedeutung, wo nicht im Laufe des Winters Yorträge gehalten werden über
dies oder das. Nun, wärc es denn nicht ein sehr dankhares Thema, wenn in
jeder Stadt, im Winter einmal ein Vortrag gehalten wiirde zunächst üher die
Aufgahen der Städte auf dem Denkmalgebiete, mehr theoretisch und nachher
an einzelne Aufgaben anknüpfend. Und in jeder Stadt wird doch der eine
oder der andere sein, der gelegentlich einen Zeitungsartikel hieriiher schreihen
kann, um die Bevölkerung aufzuklären. In jeder Stadt wird doch der eine
odet* andere sein, der etwas Sehenswertcs selbst hesitzt, der es sich zur Auf-
gahe macht, das vorzuzeigen bei Gelegenheit eines derartigen Yortrages.

In der Stadt Hildesheim hahen wir auch Zeiten gehaht, wo walirhaft
Orgien gefeiert wurden in dem Abbruch und in der Verhunzung der Häuser.
Ganz kurze Zeit hat es auch dot't nicht gedauert,, his der Sinn fiir die Denk-
mäler erwachte. Wir hahen aher, gottloh, einen Mann gehabt,, den ver-
storhenen Senator Römer, der schon vor fiinfzig und mehr Jahren es sich zur
Aufgabe gemacht hat, den Sinn der Bevölkerung zu erwecken auch auf diesem
Gehiete; und es gelang ihm in den städtischen Kollegien und in weiteren
Kreisen durch seine Yerbindungen, die er nach allen Seiten hin anzuknüpfen
wusste, das Interesse fiir Hildesheim wachzurufen, darauf aufmerksam zu
inachen, welche Schätze dort vorhanden seien. Er verstand es dann, den
Stolz der Bürgerschaft auf diese Schätze allmähiich zu erwecken, sie auch
darauf aufmerksam zu machen, welchcr materielleYorteil ftir die Stadt damit
verhunden ist, dass sie solche Schätze hat, indem mehr und mehr der Fremden-
zuüuss nach Hildesheim gezogen wurde. Alle solche Mittel — das sind ja
doch vollständig erlaubte und richtige Mittel — können anderswo auch er-
griffen werden. Man muss nur nicht von heut auf morgen einen Erfolg er-
warten. Ja, meine Herren, wir Nachfolger von Senator Römer, Herr Major
Buhlers und ich und die sonst thätig gewesen sind in Hildesheim — wir
hahen es verhältnismässig leicht gehaht. Kachdem Römer Jahrzehnte hin-
durch das Feld beackert hat, hahen wir verhältnismässig rasch einen Yerein,
auf den ich mir nachhcr erlauhen werde zu kommen, grtinden können. Da
war die Bevölkerung rege geworden, sie war aufgewacht. Aher zunächst
ist es erforderlich, dass die Bevölkerung eben angeregt wird durch alle er-
laubten Mittel, wie ich sie vorhin mir anzudeuten erlauhte. Dann wird der
Erfolg nicht aushleihen.

Und dann muss eine Stadtverwaltung, die diese Sache in die Hand
nirnrnt, nicht etwa hüreaukratisch die Sache angreifen. Ebensowenig, wie
wir es wünschen, dass der Staat seinerseits die Sache htireaukratisch angreift,
ebensowenig wünschen die Bürger in den einzelnen Städten, dass dort der
Magistrat bilreaukratisch die Sache behandelt, sondern er soll — und gerade
auf diesem Gehiete ist das gar nicht schwierig — möglichst suchen, alle
 
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