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Tag für Denkmalpflege
Stenographischer Bericht — 3.1902

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Zweite Sitzung, Freitag, den 26. September, morgens 9 Uhr
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Bericht des Herrn Oberbürgermeisters Struckmann - Hildesheim über die Aufgaben der Kommunalverwaltungen auf dem Gebiete der praktischen Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.29778#0112
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Konmmtia.tverwiiltntig'eiiuüdDcnktualpHcge.

tierten ifnssboden, 50 Pfennige oder gar noelt mehr Mintrittsgeld bezahien
nmss, sondern dass unsere Hatiumsiialle jedem frei und oifen steht. -Ja,
meine Herren, jeder, der im Rathause zn thun hat, muss die Halle betreten,
weil diese Halle die YorhaHe ist für die wichtigsten Amtsräume, und so
fiutet den ganzen Tag über das frische biirgerlichc Leben in dieser Halle.
Wir haben Bänke an den Seiten hingestellt, sodass jeder, der da zu warten
hat auf dieses oder jenes GeschSft, dort ausruhen und sich inzwischen
diese herrlichen Bilder dort besehen kann. Der Hildesheimer gewinnt sie
dadurch )ieb und der Fremde bekommt Achtung vor Hildesheim. lch
möchte den StadtYerwaltungen also dringend raten, es ähnlich zu machen,
dasjenige, was sie besitzen, möglichst auf den Markt zu bringen, auf den
Markt zu stellen, damit das Publikum es sehe, damit es an diesen Herrlich-
keiten erzogen wird; und, meine Herren, ich kann Sie Yersichern, jeder Hildes-
heimer ist stolz auf dieses Rathaus, das er jeden Tag selbst sieht, und ich
glaube, wenn der Aermste in Hildesheim einen Fremden in der Stadt herum-
zuführen hat, dann ist der erste Gang mit zu dem Rathaus, um dies zu
zeigen. Das nenne ich Erziehung des Volkes, meine Herren, wenn man ihm
praktisch direkt, unmittelbar, leicht, unentgeltlich die Sachen zur Verffigung
stellt und dann allmählich — es kommt nicht von heute auf morgen — es
heranbildet. Darum habe ich mir erlaubt, diesen Punkt, ganz besonders
herYorzuheben.

Dann ist es fiir die Stadtverwaltung von Wichtigkeit, wenigstens in
einer Stadt, wie Hildesheim, wo, wie ich schon erwähnte, es nicht allein darauf
ankommt, obwohl auch das ja sehr wichtig ist, dass einzelne herrliche Bauten
crhalten bleiben, sondern wo es wtinschenswert ist, dass das Stadtbild selbst.
seinen gottlob noch einigermassen erhaltenen alten Charakter auch ferner
behält, da ist es von Wichtigkeit., dass die Stadt, wenn sie selbst baut,
auch darauf achtet, dass sie nicht Bautcn errichtet., die in die Umgebung
nicht passen. Denn, meine Herren, wcnn der schönste Bau dasteht und es
wird nebcn ihm ein gänzlich unpassender, aus ganz anderem Stil, der wie die
Faust aufs Auge dahin passt, errichtet, — leider haben wir solche Beispiele
auch in Hildesheim — dann ärgert man sich jeden Tag darüber und wünscht
immer: möchte das doch recht bald wiedet* auf eine gtinstige Weise beseitigt
werden. Da ist es Pdicht. der Stadtverwaltung, nicht nur dasjenige, was
sie hat., zu behalteti, sondern auch dafür zu sorgen, dass es inuner in der
richtigen Umgcbung bleibe.

Abcr schliesslich ist die Stadt ja nicht die Eigenttimerin von allem.
Das meiste gehört anderen. Nun fragt es siclt: was ist denn da ihre Auf-
gabe, wenn es sich um fremdes Eigent.um handelt., wenn es sich um Eigentuin
des Staates, der Kirche, anderer Korporationen, der Privaten handelt?

Ja, meine Herren, ich habe gesagt: des Staates. Auch da, meine
Herren, erwächst den Kommunalverwaltungen eine wichtige Aufgabe. Auch
in Berlin können die Herren nicht. alles wissen. Wir haben in Hildesheim
eine ganze Reihe herrlicher Bauten, die dcm Staate gehören. Aber dass nun
der Staat oder die oberen Instanzen in Berlin von jedern einzelnen Fachwerk-
bau in Hildesheim — bei uns spielt ja der Fachwerkbau eine Hauptrolle —
Kennt.nis haben, können wir nicht verlangen. Wir können noch weniger ver-
langen, dass, wenn der Staat an seinen Bauten Aenderungen vornimmt, und
in der Nähe hat die Stadt oder haben Private interessante Gebäude, wenig-
 
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