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Geliebten um Verzeihung bittet 1), so liegen darin die beiden
Rührmomente, „unglückliche Liebe" und „verzeihende Herzens-
güte". In dem Satze: „Für Pflicht und Tugend dulden, das
macht die letzte Stunde sanft", sind die Rührmotive: Schuld-
loses Unglück, Tod, Tugendhaftigkeit und Versöhnung kombi-
niert.2) So lässt sich aus den nach Ifflands Art wirkungsvollsten
Sätzen fast immer eine Kombination von Rührmomenten, die
einer vielseitigen Verknüpfung fähig sind, heraussuchen. Beispiele
dafür sind in jedem seiner Dramen leicht zu finden; z. B.: „Der
Tod ist die einzige Hoffnung einer unglücklich Liebenden".
[Tod = unglückliche Liebe. ")] Der Vater sagt zum Sohne:
„Wenn ich einst sterbe, verlangt mich darnach, neben deiner
guten Mutter zu ruhen". [Tod = Sehnsucht nach der Gattin
= Trennung.4)] Man will einem fremden alten Manne Geld
schenken, damit er für den unschuldig eingekerkerten Gatten
und Vater bete. [Wohlthätigkeit = unschuldiges Gefängnis =
Gebet.5)] Die Braut ruft: „Soll ich dich (den Bräutigam) nicht
glücklich machen können, so versage den Trost mir nicht, guter
Gott, an meiner Mutter Seite bald vergessen hinzuschlummern".
[Glückliche Liebe = Gebet = Grab und Tod. 6)] „Kinderlos
am Grabe weinen" [Vereinsamung = Grab 7)]. Ein alter Diener
erkennt Gottes Güte darin, dass sein lieber Herr vorher ge-
storben ist, ehe er das Unglück seiner Familie sah.8) [Rührendes
Verhältnis zwischen Herr und Diener = Tod = Familien-
unglück.] Das verlassene Mädchen dankt Gott, dass sich die
Botschaft vom Tode ihres ungetreuen Geliebten als falsch er-
weist.9) [Unglückliche Liebe = Gebet = Tod = Verzeihung.]
9 Mündel, III. 16.
2) Mündel, V. 17.
3) Aussteuer, III. 5.
4) Erbteil des Vaters, IV. 12.
5) Mündel, V. 7.
6) Elise von Valberg, V. 4.
7) Mündel, II. 8; ähnlich: Vormund, III. 11.
8) Geflüchtete, I. 3.
9) Erinnerung, III. 3,
Geliebten um Verzeihung bittet 1), so liegen darin die beiden
Rührmomente, „unglückliche Liebe" und „verzeihende Herzens-
güte". In dem Satze: „Für Pflicht und Tugend dulden, das
macht die letzte Stunde sanft", sind die Rührmotive: Schuld-
loses Unglück, Tod, Tugendhaftigkeit und Versöhnung kombi-
niert.2) So lässt sich aus den nach Ifflands Art wirkungsvollsten
Sätzen fast immer eine Kombination von Rührmomenten, die
einer vielseitigen Verknüpfung fähig sind, heraussuchen. Beispiele
dafür sind in jedem seiner Dramen leicht zu finden; z. B.: „Der
Tod ist die einzige Hoffnung einer unglücklich Liebenden".
[Tod = unglückliche Liebe. ")] Der Vater sagt zum Sohne:
„Wenn ich einst sterbe, verlangt mich darnach, neben deiner
guten Mutter zu ruhen". [Tod = Sehnsucht nach der Gattin
= Trennung.4)] Man will einem fremden alten Manne Geld
schenken, damit er für den unschuldig eingekerkerten Gatten
und Vater bete. [Wohlthätigkeit = unschuldiges Gefängnis =
Gebet.5)] Die Braut ruft: „Soll ich dich (den Bräutigam) nicht
glücklich machen können, so versage den Trost mir nicht, guter
Gott, an meiner Mutter Seite bald vergessen hinzuschlummern".
[Glückliche Liebe = Gebet = Grab und Tod. 6)] „Kinderlos
am Grabe weinen" [Vereinsamung = Grab 7)]. Ein alter Diener
erkennt Gottes Güte darin, dass sein lieber Herr vorher ge-
storben ist, ehe er das Unglück seiner Familie sah.8) [Rührendes
Verhältnis zwischen Herr und Diener = Tod = Familien-
unglück.] Das verlassene Mädchen dankt Gott, dass sich die
Botschaft vom Tode ihres ungetreuen Geliebten als falsch er-
weist.9) [Unglückliche Liebe = Gebet = Tod = Verzeihung.]
9 Mündel, III. 16.
2) Mündel, V. 17.
3) Aussteuer, III. 5.
4) Erbteil des Vaters, IV. 12.
5) Mündel, V. 7.
6) Elise von Valberg, V. 4.
7) Mündel, II. 8; ähnlich: Vormund, III. 11.
8) Geflüchtete, I. 3.
9) Erinnerung, III. 3,