Stiehler, Arthur: Die Verwendung der Rührmotive und die Erregung der Rührung durch den Aufbau der Handlung im Ifflandischen Rührstücke: ein Beitrag zur Geschichte der dramatischen Technik (Heidelberg, 1898)

1 Nachdem so die Grundlagen der Ifflandischen Rührdichtung
zur Behandlung gekommen sind, folgt das hier abgedruckte
Kapitel über:
Die Verwendung der Rührmotive und die Erregung
der Rührung durch den Aufbau der Handlung im
Ifflandischen Rührstücke.

Kombination von Rührmotiven. Es liegt auf der
Hand, dass innerhalb eines Dramas die einzelnen Rührmotive
und -Gestalten ohne Vermischung und Vereinigung untereinander
nicht zur Verwendung kommen, können. Iffland hat im Gegen-
teil in der Kombination seiner Rührmomente I ein wirksames
Mittel der Steigerung seiner Wirkungen gesehen. Es finden sich
zwei Arten der Kombination von Rührmomenten; einmal häuft
Iffland mehrere derselben, die nach einer Richtung hin, in einer
Stimmung, verstärkend wirken sollen, und andererseits bedient
er sich eines Kontrastes,, indem er Rührmomente ganz ver-
schiedener Stimmung sehr nahe aneinander stellt. - Indem er
den Hörer schnell aus einer freudigen Rührstimmung in eine
Stimmung schmerzlicher Rührung schleudert, erreicht er eine
Steigerung der Wirkung.
Eine Häufung gleichgestimmter Rührmomente findet sich
nicht nur in grossen, ausgeführten Scenen — da allerdings am
auffälligsten —, sondern schon in kurzen Sätzen und kleinen
Monologen. Wenn das verlassene Mädchen für ihren ungetreuen