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Ihre schöne Gestalt mit einem veredelten Herzen einen braven
Mann glücklich. Ihrem sehr würdigen Grossvater lege ich
einen Wechsel von tausend Thalern für Sie bei, und bitte,
ihn als Andenken von dem anzunehmen, der Ihnen einst alles
und sich selbst widmen wollte. Freudenberg."
Auch hier finden sich wieder eine Menge der bekannten
Rührmotive.
Die Exposition. Die Thatsache, dass es Iffland in
seinen Bühnendichtungen fast ausschliesslich auf die Rühr-
wirkungen angekommen ist, lässt sich sehr genau erkennen,
wenn man die wichtigsten Stellen in Jfflands Dramenbau
daraufhin betrachtet.
Der erste Accord, den Iffland beim Aufgehen des
Vorhanges anschlägt, ist zumeist sehr gut geeignet, in das
Kolorit des ganzen Stückes einzuführen. In vielen Dramen
sieht man Diener im Gespräch untereinander, die mit Umräumen
von Möbelstücken, Vorbereitung zur Jagd oder Festlichkeiten,
Siegeln von Postsendungen und Ähnlichem beschäftigt sind.
So ist es in den Dramen: „Die Jäger, Luassan, Alte und neue
Zeit, Die Künstler, Das Vaterhaus, Albert von Thurneisen,
Familie Lonau, Scheinverdienst, Allzuscharf macht schartig".
Dabei ist zu bemerken, dass in dem Lustspiele „Die Familie
Lonau", und „Luassan" ein verschlafener Dienstbote den Herrn
erwartet, welches Moment sehr deutlich an die Eröffnungsscene
der „Minna von Barnhelm" erinnert, in der Just eben im Traume
den schurkischen Wirt, der seinen Herrn auf die Strasse gesetzt
hat, durchprügelt. Naturgemäss ist die Eröffnungsscene eines
Dramas, bei deren Anhören das Publikum von den folgenden
Vorgängen noch nichts weiss, nicht besonders dazu geeignet,
eine Rührstimmung zu erzeugen. Der Hörer bedarf viel zu
sehr des aufmerkenden Verstandes, rein zum Erfassen des
Inhaltes, als dass er schon eine gefühlsmässige Anteilnahme,
vielleicht Rührung zeigen könnte. Und doch hat Iffland auch
diesen ersten der Rührstimmung entgegenstrebenden Accord
einigemal zur Erregung von Thränenstimmungen verwendet.
Das Schauspiel „Die Advokaten" beginnt mit folgendem Selbst-
Ihre schöne Gestalt mit einem veredelten Herzen einen braven
Mann glücklich. Ihrem sehr würdigen Grossvater lege ich
einen Wechsel von tausend Thalern für Sie bei, und bitte,
ihn als Andenken von dem anzunehmen, der Ihnen einst alles
und sich selbst widmen wollte. Freudenberg."
Auch hier finden sich wieder eine Menge der bekannten
Rührmotive.
Die Exposition. Die Thatsache, dass es Iffland in
seinen Bühnendichtungen fast ausschliesslich auf die Rühr-
wirkungen angekommen ist, lässt sich sehr genau erkennen,
wenn man die wichtigsten Stellen in Jfflands Dramenbau
daraufhin betrachtet.
Der erste Accord, den Iffland beim Aufgehen des
Vorhanges anschlägt, ist zumeist sehr gut geeignet, in das
Kolorit des ganzen Stückes einzuführen. In vielen Dramen
sieht man Diener im Gespräch untereinander, die mit Umräumen
von Möbelstücken, Vorbereitung zur Jagd oder Festlichkeiten,
Siegeln von Postsendungen und Ähnlichem beschäftigt sind.
So ist es in den Dramen: „Die Jäger, Luassan, Alte und neue
Zeit, Die Künstler, Das Vaterhaus, Albert von Thurneisen,
Familie Lonau, Scheinverdienst, Allzuscharf macht schartig".
Dabei ist zu bemerken, dass in dem Lustspiele „Die Familie
Lonau", und „Luassan" ein verschlafener Dienstbote den Herrn
erwartet, welches Moment sehr deutlich an die Eröffnungsscene
der „Minna von Barnhelm" erinnert, in der Just eben im Traume
den schurkischen Wirt, der seinen Herrn auf die Strasse gesetzt
hat, durchprügelt. Naturgemäss ist die Eröffnungsscene eines
Dramas, bei deren Anhören das Publikum von den folgenden
Vorgängen noch nichts weiss, nicht besonders dazu geeignet,
eine Rührstimmung zu erzeugen. Der Hörer bedarf viel zu
sehr des aufmerkenden Verstandes, rein zum Erfassen des
Inhaltes, als dass er schon eine gefühlsmässige Anteilnahme,
vielleicht Rührung zeigen könnte. Und doch hat Iffland auch
diesen ersten der Rührstimmung entgegenstrebenden Accord
einigemal zur Erregung von Thränenstimmungen verwendet.
Das Schauspiel „Die Advokaten" beginnt mit folgendem Selbst-