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Zur Gruppe der Guten gehören: Der Oberförster, die Ober-
försterin, Anton, Friederike, der Pastor, der Schulze, der Jäger
Rudolph und die Wirtin zu Leuthal. Die Gruppe der Bösen
wird zusammengesetzt aus dem Amtmann, seiner Tochter
Kordelchen, seinem Diener Matthes, dem Gerichtsschreiber Barth
und der Wirtstochter Bärbel. Es ist natürlich leicht möglich,
diese Personen, wenn sie zusammenkommen, in Konflikt zu
bringen.
Iffland führt seine Charaktere in der Oberförsterei bei
Gelegenheit einer Festlichkeit zusammen, und lässt sie nun
weidlich aufeinander platzen. Man darf sich nur irgend ein
beliebiges Paar aus den beiden Gruppen miteinander redend
denken und die Möglichkeit eines rührenden Konfliktes ist sofort
klar. Dazu kommt noch, dass Iffland die Guten in die Gewalt
der Bösen geraten lässt, und zwar so, dass es scheint, als wäre
das Recht auf der Seite der Bösen.
Dieses Zusammenführen verschiedener Charaktere ist so
sehr zur Erregung von Rührstimmungen geeignet, dass Iffland
mit denselben Figuren, aber mit anderer Handlung, noch ein
zweites Schauspiel zu schreiben im Stande war, das dieselbe
Rührkraft zeigte als „Die Jäger". Sein Schauspiel „Das Vater-
haus" ist eine Fortsetzung der „Jäger", wenn auch mit ganz
anderem rührenden Konflikt. Dieselben Figuren mit unwesent-
licher Veränderung finden sich dort wieder. Die Charaktere
sind so geschickt auf die Rührwirkung berechnet, dass ihre
Kraft für mehrere rührende Konflikte ausreicht. Ähnlich ist
die Anlage der Ifflandischen Charaktere in fast allen seinen
Dramen. Die beiden entgegenstehenden Gruppen treten noch
besonders hervor in den Dramen: „Die Geflüchteten", „Herbst-
tag", „Frauenstand", „Dienstpflicht", „Alte und neue Zeit",
„Familie Lonau", „Vaterhaus", „Scheinverdienst", „Allzuscharf
macht schartig". In den übrigen Dramen ist es gerade so, nur
nicht so auffällig. Iffland hat sich mit dieser Art der Charakter-
anlage die Rührwirkung natürlich sehr erleichtert. Freilich liegt
darin auch einer jener Gründe, die uns Ifflands Dramen als
veraltet erscheinen lassen.
 
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