Stiehler, Arthur: Die Verwendung der Rührmotive und die Erregung der Rührung durch den Aufbau der Handlung im Ifflandischen Rührstücke: ein Beitrag zur Geschichte der dramatischen Technik (Heidelberg, 1898)

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gnügte sich mit Rührung, rührender Verwicklung und mit
rührender Lösung. In einer ganzen Reihe seiner Dramen be-
steht die Lösung darin, dass die auf dem Höhepunkte unvereinbar
scheinenden Gegensätze ausgesöhnt werden. Der Abschluss ist
eitel Milde, Verträglichkeit, Einsicht, Friedfertigkeit, Wert-
schätzung, gegenseitige Liebe, Versöhnung, Vereinigung, neuer
guter Vorsatz, Verzeihung, Verlobung, Aufklärung falschen Ver-
dachtes, Wiedersehen und Ähnliches mehr, was natürlich recht
leicht mit Rührmomenten zu spicken und in Rührstimmung
abzutönen ist. So gestaltet ist der Abschluss folgender Dramen:
Der Veteran, Die Hagestolzen, Reue versöhnt, Der Spieler,
Hausfrieden, Allzuscharf macht schartig, Elise von Valberg,
Herbsttag, Der Komet, Frauenstand, Familie Lonau, Die Ver-
brüderung, Das Vaterhaus, Luassan, Fürst von Garisene, Alte
und neue Zeit, Die Künstler, Die Brautwahl, Der Vormund,
Erinnerung, Leichter Sinn, Der Fremde, Marionetten, Die Advo-
katen. Damit sind nur die Dramen genannt, bei deren Ende
die Absicht eines derartigen Abschlusses deutlich und über-
zeugend in die Augen fällt; bei einer Anzahl anderer Dramen
ist der Abschluss ähnlich, wenn auch die Absicht nicht so
markant hervortritt. In den drei Dramen: „Verbrechen aus
Ehrsucht", „Die Geflüchteten" und „Allzuscharf macht schartig"
besteht die Lösung hauptsächlich darin, dass arme bedrängte
Menschen plötzlich aus drückendster Vermögensnot befreit
werden, was rührende Freude erregt. Die Unschuldig-Erklärung
von Personen, welche fälschlicher Weise als Verbrecher angesehen
wurden, bildet das hauptsächlichste Rührmoment der Lösung
in den Dramen: „Dienstpflicht, Die Jäger, Bewusstsein".
Wenn, man die Betrachtung der wichtigsten Stellen in
Ifflands Dramen und die Verwendung der Rührung in denselben
zusammenfasst, so kommt man zu folgendem Resultate:
In den ersten Accord und in die Exposition hat
Iffland soviel als nur irgend möglich Rührmomente ver-
flochten, trotzdem die Eigenart dieser Stellen des Dramas
eigentlich der Rührwirkung widerspricht; das erregende
Moment erscheint ebenfalls am liebsten in Rührfärbung;