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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Knauth, Johannes: Bericht über die Restaurationsarbeiten an der Westfassade des Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0115
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grossem Teil diese Mängel, sodass eine vollständige
Erneuerung der oberen Teile der Gallerie einschliess-
lich des gesamten Skulpturenschmucks zur Pflicht
wurde. Für die Neuausführung war das Auffinden
einiger alter Wimperge im Hofe der St. Thomaskirche
von grossem Wert. Dieselben waren bestimmend für

die Abmessungen der Einzelheiten, die Neigung der
Wimperggiebel und die Profilierung derselben.

Die charakteristischen Krabbenblätter konnten
für drei Wimperge direkt als Originalmodell dienen,
während in Anlehnung an diese Vorbilder die
Ornamentik der übrigen nach neuen Modellen zur

Ausführung gekommen ist. (Abb.

8, io u. 12).

Die Figurengruppe der Apostel-
gallerie gilt, wie bereits erwähnt,
als Werk der Strassburger Bild-
hauer Malade, Vallastre und Grass.

Der letztere hat jedoch den ihm ge-
wordenen Auftrag nicht selbst erfüllt,
derselbe wurde vielmehr, da er dem
Kunstempfinden und der Neigung
des Bildhauers Grass wenig zusagte,
von durchaus handwerksmässigen
und künstlerisch ungeschulten Kräften
zur Ausführung gebracht und zwar
in flüchtiger Anlehnung an einen im
Frauenhaus vorhandenen Original-
plan des Mittelbaues über der Rose.

Grass soll sich über den ihm ge-
wordenen Auftrag in dem Sinne
geäussert haben, dass er mit solchen
(gotischen) Arbeiten seine Hand nicht
verderben wolle.

Im Gegensatz zu einigen anderen
von Grass selbst stammenden „goti-
sierenden" Werken am Münster, so
der immerhin auf einer gewissen
künstlerischen Höhe stehenden
Figurengruppe im Innern der St.

Martinskapelle bedeutet die Gruppe
der Apostelgalerie, ganz abgesehen
von der merkwürdigen Stilistik der-
selben in rein künstlerischer Hin-
sicht wohl das unwürdigste und
minderwertigste, was im Kaufe der
Jahrhunderte an Werken bildne-
rischen Schmuckes am Münster ent-
standen ist. Um die Statuen in ihrer
Wirkung von unten gesehen zu ver-
bessern, haben dieselben gelegentlich
der Restauration im Jahre i85o eine
Überarbeitung erfahren in der Art,
dass die grossen Gewandlinien in
rohester Weise durch rillenartiges

sind. Zum Glück, Architektur zur Pflicht wurde. Die Unterlage für
darf man wohl sagen, ist auch hier, wie bereits die nach neuen Modellen ausgeführten Statuen,
erwähnt, das Material nur von geringer Wider- gab ebenfalls der im Frauenhause noch vorhandene
Standsfähigkeit. Dasselbe zeigt bereits die Spuren Originalplan, weicher in wunderbar feiner Ausführung
der beginnenden Verwitterung, sodass in Anbetracht die Zeichnungen zu denselben enthält. Den Inhalt
der schwierigen und kostspieligen Rüstungen eine der Figurengruppe bildet die Auferstehung Christi
Erneuerung gleichzeitig mit der der umgebenden in der von Engeln gehaltenen Mandorla, in der

Abb. 16.

Neue Bischofsfigur links der Rose
(Münsterbildhauer Riedel).

Abb. 17.

Neue Bischofsfigur am Strebepfeiler, rechts
der Rose (Münsterbildhauer F. Riedel).

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