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6. Das südlich vom Berge in der Ebene stehende Thor,
Tafel 23 Fig. 1 bis 3.1)

7. Der Best eines Thores auf dem Plateau des Berges.

8. Der Best eines anderen davon verschiedenen am Ost-
abhange des Berges.2)

9. Ein kleines Thor, von der Buinenstätte verschleppt
und beim Aufbau einer Farm verwendet (Hr. In-
wards, The Temple of the Andes PI. 10).

10. Tafel 38 Figur 22 Pfeiler eines Thores.3)

Die angeführten Thore und Thorreste bieten nach zwei
Gesichtspunkten Stoff für allgemeine Betrachtungen dar,
1. mit Bücksicht auf die Zahl der für sie verwendeten
Blöcke, 2. mit Bücksicht auf die Art ihrer Ausarbeitungen.

Der Thorpfeiler Tafel 38 Figur 22 ist der einzige Best,
welcher uns bis jetzt mit dem Vorkommen anderer als mono-
lithischer Thore auf der Buinenstätte bekannt macht. Eigen-
artig ist die aus den Besten ersichtliche Vorliebe, Thore aus
einem Blocke zu arbeiten.

Der Thorpfeiler Tafel 38 Fig. 22 weist auf die Verwen-
dung trilithischer Thore neben den monolithischen hin. Die
trilithischen bestanden, wie die primitiven Thore auf der
ganzen Erde, aus zwei Blöcken, welche als Pfeiler dienten, und
einem Blocke, welcher querüber gelegt wurde.

Nach der Art ihrer Ausarbeitung jedoch waren die
trilithischen Thore von Tiahuanaco weit von den primitiven
entfernt.

Auch in dem monolithischen Charakter der anderen
Thore könnte man vielleicht etwas Primitives sehen. Nach
der Art ihrer Ausarbeitungen verdienen sie gleichfalls als
Thore hoch entwickelter Form angesehen zu werden.

Die Thore entsprechen ganz dem sonstigen architek-
tonischen Charakter der Buinenstätte. Die Vertheilung der
architektonischen Massen auf die einzelnen Blöcke stimmt

Ak-kapana liegend noch ein kleineres Thor. Des Räthsels Lösung findet sieh bei
J. v. Tschudi, Reisen V 294. Er sagt bei Gelegenheit der Besprechung des
Thores von Ak-kapana: „Früher lag unweit von diesem Thore ein zweites eben-
falls aus einem Stücke gearbeitetes, kleines Thor auf der Erde. Im Jahre 1857
wurde es mit vieler Mühe bis zum nahegelegenen Friedhofe, auf dem die an der
Typhusepidemie gestorbenen Indianer ruhen, transportirt und dort als Eingangs-
thür aufgerichtet." Das zweite kleinere Thor, welches früher bei der Nordwest-
ecke von Ak-kapana beobachtet wurde, ist demnach das der Tafel 22, welches sich
also erst seit dem Jahre 1857 nach v. Tschudi an seinem neuen Platze befindet.
Nunmehr erkennt man auch, dass das zweite kleinere Thor in der erwähnten Ab-
bildung bei de Rivero y de Tschudi dieses Thor der Tafel 22 darstellen soll.
Seitdem das Thor im Jahre 1857 neu aufgestellt ist, haben es schon Squier und
Hr. Inwards gesehen und in der Stellung, in welcher sie es gefunden haben,
abgebildet (Peru p. 284 und 285; The Temple of the Andes PI. 17, A). Ihre Ab-
bildungen sind theils in Bezug auf die Architektur, theils in Bezug auf die Sculp-
turen nicht ganz fehlerlos. Es ist möglich, dass die Relacion de la Ciudad de la
Paz vom Jahre 1586, oben p. 2 b, schon auf dieses Thor Bezug nimmt.

1) Bisher nur von Squier, Peru p. 283, und zwar gut, wenn auch ohne
Commentar (der vielleicht vergessen ist), abgebildet.

2) Die Thorreste 7 und 8 sind anderweitig bisher noch nicht erwähnt worden.

3) Derselbe Steinblock findet sich wiedergegeben in der Abbildung bei
Squier p. 280 vor, im Spiegelbild, also in Bezug auf links und rechts verkehrt,
wenn der abgebildete nicht etwa ein entsprechender rechter zu diesem linken
Thorpfeiler ist. Wenn das erstere der Fall wäre, so würde sich dieser Stein in
der Abbildung bei Squier in falscher örtlicher Umgebung befinden, wie andere
dieser Abbildung, welche gleichfalls nicht in die von dem Bilde bezeichnete
Localität gehören. Die Benutzbarkeit dieses Steines als Thorpfeiler scheint bisher
noch nicht erkannt worden zu sein.

In den Resten, welche auf p. 22 in der Anmerkung 0 erwähnt sind, dürften
die Reste noch anderer Thore zu erkennen sein.

mit dem kyklopischen Charakter überein, die architektonischen
Formen selbst deuten auf einen feinen, edel entwickelten
Stil hin. Da die letzteren das Wesentliche sind, der An-
klang an das Kyklopische das Untergeordnete, so kann man
sagen, es steckt hier ein Stück Eohheit in einer hohen Cultur.
Nichts aber würde verkehrter sein als zu behaupten, dieser
Stil sei ein zur Verfeinerung getriebener Barbarismus.

Ihrem Aeusseren nach sind die Thore unvollständig be-
kannt. Es fehlen Abbildungen von den beiden Thortrümmern,
welche auf dem Plateau und am Ostabhange des Berges liegen.

Von den übrigen schon beschriebenen Thoren ist das
kleine, unter 9 erwähnte am eigenartigsten, ohne doch seine
Zugehörigkeit zu den anderen in den allgemeinen Zügen des
Stiles verkennen zu lassen.

Die enge Zusammengehörigkeit der übrigen Thore (1 bis
6 und 10) bedarf keiner Erörterung. Das einfachste von
ihnen ist das Sandsteinthor Tafel 23 Fig. 1 bis 3. Es zeigt
auf beiden Seiten die gleiche Bearbeitung und entbehrt der
sculpturellen Verzierungen, sowie auch, mit Ausnahme ver-
tiefter rahmenartiger Einfassungen der Thoröffnung, der archi-
tektonischen. Es ist zugleich, abgesehen von Nr. 9, das
kleinste.

Sculpturelle Verzierungen dürften an vielen Thoren vor-
handen gewesen sein, wenn auch so reiche Verzierungen
dieser Art, wie sie sich bei dem monolithischen Thore von
Ak-kapana finden, gewiss nur wenigen eigen gewesen sind.
D'Orbigny hat ein Stück Fries eines der in Pumapungu
liegenden Thortrümmer — welche ihrer Ausschmückung nach
wahrscheinlich einander glichen — abgebildet.4)

Auch bei dem Thore der Tafel 22 sind die Sculpturen
auf einen Fries beschränkt.5)

In der Ausarbeitung der Facade erweisen sich die Thor-
trümmer von Pumapungu von dem Thore von Ak-kapana
abhängig.6) Der Thorpfeiler Taf. 38 Fig. 22 giebt eine ver-
wandte Facadenform, er entbehrt aber der grossen Pfeiler-
nische (Taf. 6 Fig. 1 :B). An dem Thore der Tafel 22 zeigen
sich die Facadenformen des monolithischen Thores von Ak-
kapana, wegen der kleineren Dimensionen des Thores7) aber
als verjüngte.

4) PI. 5 Fig. 7. Die Beschränkung der Sculpturen auf einen Fries wurde
durch die geringe Höhe der über der Oeffnung der Thore verbliebenen Querstücke
bedingt.

5) Das Muster des Frieses ist in allen Einzelheiten noch nicht genau be-
kannt. Wahrscheinlich überragt das mittlere Gesicht die umgebenden nicht so,
wie es bei G. Squier p. 284 dargestellt ist. Es ist ferner ungewiss, ob die
Attribute der Gesichter im Friese dieses Thores ähnlich wechseln, wie im Friese
des Thores von Ak-kapana. Das Muster des Frieses scheint an den Enden ähnlich
durchschnitten zu sein, wie in den später zugefügten Theilen (R1 und R2) des
anderen Thores. Nur würde hier das Muster des Frieses, sofern es dem des Thores
von Ak-kapana genau entspräche, nicht einmal die mittlere Hauptcomposition des
Frieses ganz umfassen, sondern im Bereiche derselben durchschnitten sein.

C) Tafelbeschreibung 28 und 29.

7) Die Masse des Thores bestimmte schon G. Squier ziemlich richtig (Höhe
7' 5" = 2.25 m, Breite 5' 10»/»" = 1.79 m, Stärke 16 ya" = 0.41 m, Höhe der
Oeffnung 6' 2" = 1.87 m, Breite derselben 2' 10" = 0.86 m). Das Thor scheint an den
schmalen Seiten ausgearbeitet zu sein (de Rivero y de Tschudi, Lam. 46), was
bei dem jetzigen Stande des Thores nicht mehr erkennbar ist.

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