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vorkommt und auch im Plane bei d'Orbigny anderen Steinen
nicht beigelegt worden ist. Daraus ergiebt sich, dass die
Plateform von ihm eine willkürliche Ergänzung erfahren hat.

Von der Mauer, welche nach d'Orbigny im Westen
der Plateform entlang lief, fehlt jetzt jede Spur.1) Zugleich
beweist aber seine Beschreibung der Mauer, weil in ihr den
einzelnen Steinen eine Verwendung zugeschrieben ist, welche
ihrer natürlichen Bestimmung widerstreitet2), dass die Mauer
nicht wohl existirt haben kann.

Wie sehr d'Orbigny darauf ausging, nach Muth-
massungen den ursprünglichen Plan der Euinen zu ergänzen,
das lässt sich an seinen Angaben über die Art, in welcher
die Thore aufgerichtet waren, verfolgen. Denn er berichtet,
dass die Thore zu seiner Zeit nicht mehr gestanden hätten,
sondern durch Minensprengungen zu Fall gebracht gewesen
seien. Gleichwohl weiss er genau anzugeben, welche Stellungen
sie in dem Bauwerke einnahmen, sogar wie sie mit ihren
Facaden nach Ost und West gerichtet waren.

Dadurch, dass sich somit die Schilderung d'Orbigny's
als unglaubwürdig erweist, vereinfacht sich die Auffassung
von den geschichtlichen Veränderungen im Erhaltungszustande
der Ruinen von Cieza bis auf unsere Zeit3).

1) Hier stehen jetzt nur einzelne Steine in unregelmässiger Reihenform, nicht
als Mauer (Taf. 24 und Taf. 25, h h). Auch F. de Castelnau hat sie schon an-
gegeben (PI. 3 und p. 395: une serie longitudinale de pierres admirablement
travaillees).

2) Die Mauer bestand nach d'Orbigny's Angabe aus Steinen der Art von
Taf. 36 Fig.3—5 (cf. d'Orbigny, PI. 5 Fig. 5) und aus solchen wie Figur 10und
12 auf Tafel 37 (1. c. Fig. 6). Die Steine befinden sich jetzt noch an dieser
Stelle. Nach d'Orbigny war die Mauer dadurch hergestellt, dass die Steine der
ersteren und der letzteren Art ohne Zwischenraum an einander gerückt waren,
und zwar zum Theil unter gleichzeitiger Horizontalstellung ihrer falzartig ausge-
arbeiteten Ränder. Allein, wie eine spätere Erörterung zeigen wird, muss die Ver-
wendung der Steine wohl eine andere gewesen sein (Abschnitt: „Architektonisch
bearbeitete Blöcke").

3) Wir fügen hier noch einige andere kritische Bemerkungen über früher
erschienene Abbildungen und Beschreibungen von Pumapungu an. Es geschieht,
weil wir es für sehr wesentlich halten, spätere Reisende auf die scheinbaren Ge-
ringfügigkeiten aufmerksam zu machen, welche gleichwohl für das richtige Ver-
ständniss dieser alten Steinwerke unerlässlich sind. J. v. Tschudi beschreibt Puma-
pungu unrichtig als einen von unten nach der Spitze zu immer dichter mit be-
arbeiteten Steinen bedeckten Hügel. An dieser Schilderung würde wohl Niemand
die Stätte wieder erkennen können. Er bezeichnet ferner Granit als Material der
steinernen Trümmer. Daraus könnte auch der Schluss gezogen werden, dass auf
der Trümmerstätte alle Steine aus einerlei Materiale bestehen. Granit ist als
Baumaterial hier überhaupt nicht verwendet worden. Die Plateformsteine bestehen
aus Sandstein, andere Steine vorwiegend aus Lava.

Im Plane der Platet'orm bei Hrn. Inwards fehlt der kleine Stein a2, andere
Steine sind hinzugefügt (so bei a und d1). Die Umrisse jedes einzelnen Steines
sind fehlerhaft. Der Lage nach soll der Stein H im Plane von Hrn. Inwards
den Stein C der Tafel 24 wiedergeben. Dafür wäre er aber zu lang gezeichnet.

Die Stufen x y am Steine b (Taf. 27 Fig. 2a) und die Abstufung p des
Steines B (Taf. 27 Fig. 2) sind bei Hrn. Inwards nicht angegeben. Hingegen
ist an den Westrand des Steines d (Taf. 27 Fig. 4a) eine Stufe, welche der der
Steine a und b entspricht, gezeichnet, jedenfalls nicht weil Hr. Inwards diese
an der Oberfläche unsichtbare Stufe durch Nachgraben in zuverlässiger Weise
constatirt hat, sondern wahrscheinlich nur infolge eines aus der Form der Steine
a und b etwas verfrüht gezogenen Schlusses.

Die Gliederung der bankartigen Erhöhung des Steines C ist an dem Steine H
bei Hrn. Inwards nicht eingezeichnet. Der Riss der bankartigen Erhöhungen der
übrigen Steine zeigt die Masse und den Umriss der sitzartigen Flächen, sowie die
Breitenverhältnisse einiger der Querleisten unrichtig. Die Fläche 6 des Steines B
(Taf. 27 Fig. 2) ist nicht angedeutet.

Steine mit bankartigen Erhöhungen in der Länge von 12 varas = ca. 10 m
(de.Rivero y de Tschudi p. 325) finden sich in Pumapungu nicht, ebensowenig
Steine von 8 m Länge und Breite (de Castelnau). Ferner ist dem Stein H, welcher
Tafel 24, C entspricht, von Hrn. Inwards mit Unrecht die Länge von 3ü' = 10.9 m
und die Breite von 6' = ca. 1.8 m (statt 7.35 m Länge und 1.42 in) gegeben
worden. Hr. Forbes (On the Aymara Indians p. 65) will in Pumapungu einen
Stein gemessen haben, welcher ca. 27' = ca. 8.20 m lang, 13' = ca. 3.9 m breit,
7' = ca. 2.12 m stark war. Dem Anscheine nach giebt es keinen derartigen Stein
mehr an diesem Orte. D'Orbigny spricht von mehreren Steinen der Plateform,
welche 7.80 m lang, 4.20 m breit und 2 m stark sein sollen. Derartige Steine finden
sich in diesem genauen Masse überhaupt nicht. Am ähnlichsten ist der Stein b (Taf. 27
Fig. 2 a), der aber eine grössere Breite besitzt. Der Stein B zeigt ein um ca.
1.70 m geringeres Breitenmass. Alle übrigen Steine stimmen weder in der Breite
noch in der Stärke, die meisten auch nicht in der Länge. Im Plane bei d'Orbigny
zeigen auch die Steine A, C, D und d das Längenmass von 7.80 m (statt der ver-
schieden kleineren Masse von 6.40, 7.35, 6.50 und 7 m).

Die Masse des Steines hat Hr. Inwards als 25' = 7.90 m Länge, 16' -
4.86 m Breite, 6' = 1.82 m Stärke festgestellt, und zwar ziemlich richtig (Taf. 27
Fig. 2a: ca. 8 m Länge, ca. 5 m Breite, 1—2 m Stärke).

J. v. Tschudi sagt: „Die grösste Steinplatte auf Pumapunca massieh mit
774 Centimeter in der Länge und 472 Centimeter in der Breite; an einer Stelle
sind mehrere viereckige Löcher eingemeisselt." Nach der Angabe der Löcher
sollte man annehmen, dass sich diese Masse auf den Stein B (Taf. 27 Fig. 2, Rück

Bis jetzt sind nur die Theile von drei grossen Thoren aus
Pumapungu bekannt, während A. d'Orbigny in seinem
Plane Tafel 5 Fig. 3 vier Thore (ee, ft) einzeichnete4). Es
ist nicht ausgeschlossen, dass sich noch mehr Thore unter
den Trümmern nachweisen lassen werden, allein zugleich
wahrscheinlich, dass d'Orbigny wenn auch vielleicht vier
Thortrümmer, aber doch nicht die Trümmer von vier Thoren
schon bemerkt hatte.5)

Obwohl d'Orbigny in seinem Plane genau die Plätze
angiebt, an welchen die von ihm angenommenen vier Thore
gestanden hätten, so lässt sich doch über diesen Punkt zu
sicheren Feststellungen noch keineswegs gelangen. Nach
d'Orbigny standen zwei Thore zwischen den Plateform-
steinen A und B, und C und D und zwei in den Lücken der
jetzt als irrthümlich erkannten Mauer.6) Die Annahme zweier
Thore in den Lücken zwischen den Steinen A und B, und
C und D könnte auf den Umstand gegründet werden,
dass diese Lücken allerdings für die Aufnahme grosser Thore
breit genug gewesen wären. Allein liier finden sich keine
Plateformsteine, ebenso ist es fraglich, ob hier je solche gelegen
haben7), während Cieza darüber keinen Zweifel gelassen
hat, dass die Thore ehedem auf Plateförmsteinen standen.8)

Die Frage, für welchen Zweck die Anlagen in Puma-
pungu bestimmt waren, ist voll von eigenthümlichen Schwie-
rigkeiten, welche in der Eigenartigkeit der Beste und in der

ansieht) beziehen sollen. Das angegebene Breitenmass passt jedoch nur auf den
Stein b, nicht auf B (ca. 2.50 m Breite). Demnach meinte v. Tschudi in den
Massen den Stein b, in Bezug auf die angegebenen Löcher scheint er jedoch die
Steine B und b verwechselt zu haben.

J. v. Tschudi erwähnt 1. c. noch eine schiefliegende Platte mit gewaltigen
Schliessen, welche 5.54 m Länge, 3.28 m Breite und 1.56 m Höhe messen soll.
Da sich unter den Steinen, deren Masse genommen worden sind, keiner mit ähn-
lichen Abmessungen findet, so kann nicht angegeben werden, welchen Stein
v. Tschudi gemeint hat.

Schon Cieza hatte Steine der Plateform gemessen. Nach seiner Angabe,
oben p. 1 b, hatten einige derselben 30' Länge, 15 und mehr Fuss Breite, und
6' Höhe. Den spanischen Fuss zu 0.278 m angenommen, würden diese Masse
8.34 m Länge, ca. 4.17 m Breite und 1.67 m Stärke ausdrücken.

4) Früher ist schon begründet worden, weshalb wir es für unwahrscheinlich
halten, dass das monolithische Thor von Ak-kapana ursprünglich in Pumapungu
gestanden habe. G. Squier, Peru p. 285, nahm als sicher an, dass das kleine
monolithische Thor der Tafel 22 ursprünglich eines der Pumapungu-Thore ge-
wesen sei. (Ihm war unbekannt, dass in Pumapungu noch jetzt zahlreiche Reste
von Thoren angetroffen werden.) Ebenso glaubte Hr. Inwards (p. 26), dass das
kleine Thor, welches seine Tafel 10 zeigt und welches von der Ruinenstätte
weggeholt ist, von Pumapungu abstamme. Gegen die besonders von Hrn. Midden-
dorf vertretene Ansicht, dass die monolithischen Thore, welche gegenwärtig über
die Ruinenstätte verstreut vorkommen, ursprünglich alle in Pumapungu gestanden
hätten, spricht auch ganz besonders der Trümmer eines Thores, welcher sich auf
dem Plateau des Berges findet. An diese entlegene Stelle würde sicher in späterer
Zeit kein Thor von Pumapungu aus geschleppt worden sein.

5) Der Thortrümmer Tafel 29 Fig. 2a und b ist schon durch de Rivero
y de Tschudi, Antig. Peruan. Lam. 46 wiedergegeben worden. D'Orbigny
bildete ferner das Muster der sculptirten Seite eines der Thore von Pumapungu
ab (PI. 5 Fig. 7, cf. p. 344). In welcher Weise er zur Kenntniss dieses Musters
gelangte, ist unbekannt, da, jetzt wenigstens, alle Thorstücke an der sculptirten
Seite unsichtbar sind (Tafelbeschreibungen 28 und 29). Nur das Muster des
Frieses R (Taf. 17) von dem Relief des Thores von Ak-kapana ist verwendet.
Die Abbildung bei d'Orbigny zeigt, eingerahmt von einer Steigung des Mäanders,
nur ein Gesicht. Dieses entspricht, wie sich aus der allgemeinen Art der Zeich-
nung erkennen lässt, dem Gesichte 5 im Friese des Thores von Ak-kapana. Das
ganze Muster in der Abbildung bei d'Orbigny würde also denjenigen Theil des
Frieses (links oder rechts) wiedergeben, welcher zwischen die Entfernungen ca.
0.95 und ca. 1.20 m von der Mitte der Facade (Thormitte) eingeschlossen ist. In
dem Muster bei d'Orbigny fehlt unter dem Gesichte der Stufensockel, was in
der entsprechenden Abbildung des Friesmusters des Thores von Ak-kapana Taf. 7
Fig. 4 bei d'Orbigny nicht der Fall ist.

6) Nichts ist über die Zeit, in welcher die Thore zum Umsturz gebracht
wurden, bekannt. Da d'Orbigny angiebt, dass die Thore durch Schatzsucher
mittels Minen gesprengt worden seien, so könnte man denken, dass er auch über
die vielleicht nicht ferne Zeit, in welcher die Thore gestürzt wurden, Kunde be-
sessen hätte. Aber über alles dieses braucht zu d'Orbigny's Zeit keine Tradi-
tion vorhanden gewesen zu sein. Die Thatsache, dass die Thore, welche zu
Cieza's Zeit standen, später auf dem Erdboden lagen, konnte zu einer freien
Erfindung einer Begebenheit, welche das Niederstürzen erklärte, führen.

7) Tafelbeschreibung 24.

8) Wenn man annähme, dass zwei Thore zwischen A und B, und C und D
gestanden hätten, so würde zugleich die weitere Frage entstehen, an welcher
Stelle das dritte vorhandene Thor untergebracht gewesen wäre. An der Basis-
fläche der Thore lassen sich zum Theil Bolzenlöcher, welche für ihre Feststellung
auf Fundamentsteinen bestimmt waren, nachweisen (z. B. bei Tafel 28 Fig. 1).
Es finden sich auch bolzenlochartige Vertiefungen auf Steinen der grossen Sand-
steintäfelung (Taf. 27 Fig. 2 a). Zur Aufstellung auf den Plateformsteinen Tafel 27
Fig. la, 2a und 4a würden die Thore keineswegs zu gross gewesen sein.

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