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Stande gewesen sein kann, grosse Menschenmassen damit zu
erhalten, das beweisen zur Genüge die Bergwerksdistrikte von
Potosi, wo Chuhos noch bis in die neueste Zeit das Haupt-
nahrungsmittel ausmachen.])

1) Cieza, Chronica, Cap. 99: .,Y fue antiguamente muy poblada toda esta
region delos Collas: y adonde vuo grandes pueblos todos juntos. AI rededor
delos quales tienen los Indios sus sementeras, dode siembran sus oomidas. El
prinoipal mantenimiento dellos, es papas: que son como turmas de tierra, segun
otras vezas he declarado enesta historia: y estas las seean al Sol, y guardan de
vna cosecha para otra. Y llaman a esta papa despues de estar seca, Chuno : y
entre ellos es estimada y tenida en gran preoio : porque no tienen agua de ace-
quias, como otros muchos deste reyno, para regar sus campos : antes si les falta
el agua natural para hazer las sementeras, padecen necessidad y trabajo, sino se
hallan coneste mantenimiento de las papas secas. Y muchos Espanoles enrique-
ciero, y fueron a Espana prosperos, con solamente lleuar deste Chuno a vender
alas minas de Potossi." Acosta, Historia Natural, Buch IV Cap. 17: „Estas
papas cogen, y dexanlas secar bien al Sol, y quebrantandolas hazen, lo que
llaman chuno, que se conserua assi muchos dias, y les sirue de pan, y es en
aquel Reyno gran contratacio la deste chuno para las minas de Potosi". Cieza
entwirft, Chronica Cap. 110, ein farbenreiches Bild von dem Markte zu Potosi,
welcher grösser als der von Cuzco, und, seiner Ansicht nach, der grösste der
Welt war (mit oft 25—30000 Pesos täglichem Umsätze).

Die Bewohner haben jedenfalls auch mit denen fernerer
Gegenden in lebhaftem Austauschverkehr gestanden, wie
z. B. schon daraus hervorgeht, dass Muschelschalen, welche
sicherlich dem Stillen Ocean entstammen, zu Schmuck-
gegenständen verarbeitet und in Werkstattabfällen auf der
Ruinenstätte gefunden werden.2)

Die Verkehrseinrichtungen müssen schon in vorincaischer
Zeit hoch entwickelt gewesen sein, ehe sie die Inca zur Er-
haltung ihres Regierungssystems ihrerseits benutzten. Im Hoch-
lande Perus gab es schon vor Ausbreitung der Inca-Herrschaft
Weganlagen in Strassenbreite mit niedrigen Rampen an
beiden Seiten, und Herbergen, wo die Reisenden von einem
Tage zum anderen übernachteten.3) Im 16. Jahrhundert
waren im Departement Ayacucho noch Reste solcher Strassen
vorhanden.

2) Kultur und Industrie südam. Völker, Band I, Taf. 11 Fig. 57, Band, II p. 52.

3) Descripcion de la Tierra de losRucanas Antamarcas: Relac. Geograf., I p. 120.

DIE AUSBREITUNG DES VIRACOCHA-CULTUS IM HOCHLANDE DES VORINCAISCHEN PERU.

Das hohe Alter des Cultus des Viracocha, also des
Gottes, unter dessen religiöser Signatur die Bauwerke von
Tiahuanaco begonnen worden sind, wird auch direct bestätigt.
Denn es wird berichtet, dass in den allerältesten Liedern
der Zug des Culturheros Viracocha von Süden nach Norden
besungen wurde.1) Cieza erzählt,2) dass die meisten Völker
des Hochlandes von Peru Ticsiviracocha als Schöpfer verehren.

Nach demselben Chronisten3) kennen die Huanca, in der
Gegend von Jauja, den „Ticebiracocha" als Schöpfer. Das
gewöhnliche Volk in Condesuyu und Collasuyu erzählt nach
Garcilaso die Sage von der Vertheilung der Welt von
Tiahuanaco aus, welche oben als echte Viracocha-Sage er-
kannt worden ist.4) Die Landläufigkeit der Mythe bei weit
aus einander wohnenden Stämmen deutet auf eine uralte
tief im Volke wurzelnde Verbreitung des Viracocha-Cultus in
einem sehr grossen Gebiete hin. Das Condesuyu der Inca
dürfte besonders das Land westlich vom Apurimac, und dann
im engeren Sinne das Gebiet des Departementes Apurimac,
wo Andahuailas liegt, gewesen sein.6)

Für den vorincaischen Viracocha-Cultus im Departement
Ayacucho liefert einen bestimmten Beweis die Stelle in der
Descripcion de la Tierra de los Rucanas Antamarcas6), wo
bei der Besprechung der Ruinen von Santa Cruz de Cauana,
im Departement Ayacucho gesagt ist: „Dicen los indios viejos,
que tienen noticia de sus antepasados, de oidas, que en tiem-
pos antiqmsimos, antes que los Ingas los sehoreassen, vino ä esta
tierra otra gente a quien llamaron viracochas, y no mucha
cantidad, y que ä estos los seguian los indios .. y dicen ahora los
indios que debian de ser santos. A estos les hacian caminos". .

Dies ist dieselbe Stelle, an welcher von den alten
Strassen und Herbergen vorincaischer Zeit die Rede ist. Also
auch hier fällt die Zeit der vorincaischen Cultur wieder mit
der Verehrung des Viracocha zusammen.

1) Cieza, Crönica, II Cap. 5: ,,Y este tal, cuentan los indios que ä mi
me lo dixeron, que oyeron ä sus pasados, que ellos tambien oyeron en los cantares
que ellos de lo muy antiguo tenian, que fue de largo hacia el Norte."

2) Chronica, Cap. 101: „Estos naturales del Collao dizen lo q todos los mas
dela sierra, que el hazedor de todas las cosas se Haina Ticeuiracocha."

3) Chronica, Cap. 84.

4) Buch I Cap. 18, oben p. Ob und 54b.

5) Garcilaso, Buch III Cap. 7, Cap. 12 u. s. w.
0) Relac. Geogräficas, 1 p. 210.

Bezeichnender Weise wird auch in diesem Berichte auf
eine Mehrheit von Viracochas Bezug genommen. Diese ist
für die Viracocha-Mythen charakteristisch. Sie erscheint fast
überall, wo in denselben von dem Gotte die Rede ist.7) Die
ausser ihm eingeführten Viracochas gelten als seine Begleiter
oder als seine Diener, so in den Mythen bei M o 1 i n a und
Betanzos, während man von den Neben - Viracochas bei
J. de Santacruz und Garcilaso wenigstens noch die
Namen auffindet.8) Man begegnet der Erwähnung einer
Mehrheit von Viracochas auch in anderen Mythen, welche
zu denen von Tiahuanaco nicht in unmittelbarer Beziehung
stehen. So spricht die Relacion anönima von unsichtbaren
Dienern des lila Tecce Viracocha, welche „Huaminca" („Sol-
daten") genannt werden.9) In der Geschichte der Inca wird
von dem Beistande erzählt, welchen Viracocha mit seinen
Gefährten einst im Kampfe geleistet hat.10)

Der Sage nach muss der Viracocha-Cultus im Hochlande
von Peru älter sein, als die frühesten Entwickelungen des
Reiches von Cuzco, denn selbst die Collasuyu-Condesuyu-Sage
bei Garcilaso lässt Cuzco erst aus einer in Tiahuanaco statt-
gehabten Viertheilung der Macht hervorgehen. Nach dem-
selben Geschichtschreiber bestand die mit dem Viracocha-
Cultus innig zusammenhängende Mythe von dem ersten Auf-
gange der Sonne auf der Titicaca-Insel nach der Sintfluth

7) Cieza berichtet Chronica Cap. 105, dass auch auf der Titicaca-Insel
bärtige Leute ähnlich denen, welche die Bauwerke am Vinaque Flusse, im De-
partement Ayacucho, errichtet hätten, gesehen worden seien. Da Viracocha als bärtig
galt, andererseits z. B. auch die Bauwerke bei Cabana im Departement Ayacucho
aus der Zeit der Anwesenheit von Viracochas herrühren sollen, so war vielleicht
dem Cieza eine Mythe von dem Aufenthalte mehrerer Viracochas auf der Titi-
caca-Insel zur Kenntniss gelangt, welche er uns in der obigen unvollständigen
Weise übermittelte. Bekanntlich legten die Inca, seit sie an den Ufern des Titi-
caca-Sees festen Fuss gefasst hatten, der Insel in religiöser Beziehung grosse Be-
deutung bei. (Garcilaso, Buch III Cap. 25 u. s. w.) Allein diese religiöse Be-
deutung müssen sie schon vorgefunden haben. Nach Betanzos, und Acosta
ging Viracocha aus dem Titicaca-See hervor und nach alten Mythen ging auch die
Sonne auf der Titicaca-Insel zuerst auf. Die religiöse Bedeutung der Insel scheint
hierin ihren Ursprung zu haben (cf. auch Molina, p. 5, oben p. 6a). In auffallender
Uebereinstimmung mit dieser ganzen Schlussfolgerung steht es, dass auf der Titi-
caca-Insel Alterthümer gefunden werden, welche dem Sculpturstile der Ruinen-
stätte von Tiahuanaco entsprechen. Wir erinnern an das auf Tafel 41 in Figur 0
abgebildete Gefäss.

8) Oben p. 55 b.

9) Tres Relac, p. 140.

10) Ondegardo, p. 154; Betanzos, Cap. 8; Acosta, Buch VI Cap. 21;
Garcilaso, Buch V Cap. 21. Im Zusammenhang mit diesem Sagenmotiv erklärt
sich die Benennung der Spanier als Viracochas bei Garcilaso.

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