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Uns kommt dabei der Mythus, die Sonne sei zeitweilig
verborgen gewesen, in den Sinn, und dass ibn ganz verschiedene
Schriftsteller mit gleicher Hervorhebung erzählen, spricht für
seine tiefgehende Bedeutung in der Mythologie jener Völker.

So sagt Acosta, Buch I Cap. 25: „Muestran en la
misma laguna (de Titicaca) vna Isleta, donde fingen, que
se escondio, y conseruö el Sol, y por esso antigua-
mente le hazian alli muchos sacrificios, no solo de ouejas,
sino de hombres tambien."

Cieza, Chronica, Cap. 103: „De donde los naturales
tuuieron por opinion vna vanidad muy grande, y es: que
cuentan estos Indios, que sus antiguos lo afirmaron por
cierto, como hizieron otras burlerias que dizen, que care-
cieron de lübre muchos dias, y que estando todos
puestos en tinieblas y obscuridad, salio desta
Ysla de Titicaca el Sol muy resplandeciente:
por lo qual la tuuieron por cosa sagrada."

Cieza, Cronica, II Cap. 5: „Antes que los Incas rei-
nasen en estos reinos ni en ellos fuesen conocidos, cuentan
estos indios otra cosa muy mayor que todas las que ellos
dicen, porque afirman questuvieron mucho tiempo
sin ver elsol,yquepadeciendograntrabajo con
esta falta, hacian grandes votos e plegarias ä los que ellos
tenian por dioses, pidiendoles la lumbre de que carecian; y
questando desta suerte, saliö delaisla de Titi-
caca, questä dentro de la gran laguna del Collao, elsol
muy resplandeciente, con que todos se allegraron."

Garcilaso, Buch III Cap. 25: „A esta Fabula aiiaden
otra de Siglos mas antiguos. Dicen, que despues del
Diluvio vieron losRayosdelSol enaquellalsla,

| y en aquel gran Lago, primero que en otra parte
a 1 g u n a."

Molina, p. 5: „They say that it was dark, and that
there he made the sun, moon, and stars, and that he or-
de red the sun, moon, and stars to go to the i s -
land of Titicaca, which is near at hand, and the nee
to rise to heaven."

Es ist schon von anderer Seite darauf hingedeutet
worden, dass manche Mythen nordamerikanischer Indianer-
stämme merkwürdig an solche, die sich in Süd-Amerika
finden, erinnern.1) Das Gleiche dürfte mit dem Mythus von
dem Verbergen der Sonne der Fall sein. So wird nach Hrn.
Boas in einem Mythus der Vilchüla- (Bella-coola-)Indianer
(52 bis 53° n. Br.) erzählt, dass ein mächtiger Häuptling
die Sonne in einer runden Kiste verschlossen gehalten und sie
eifersüchtig vor jedem Fremden bewacht habe,2) u. s. w. Die
Masken, welche von denselben Vilchüla zu ceremoniellen
Tänzen benutzt werden, liefern zugleich den Beweis, dass
man nicht ganz der Gründe entbehrt, wenn man das um-
rahmte Gesicht 4 des Frieses auf ein Verbergen der Sonne
deutet. Denn in ihnen wird das gleiche Gestirn „stets von
einem runden Rahmen umgeben dargestellt, welcher den
Kasten (nus/emta) bedeutet, in welchem es verborgen war."3)

1) Z. B. von Hrn. P. Ehrenreich, Ein Beitrag zur Völkerk. Bras. p. 39,
40 und 44 in: Veröffentl. d. K. Museums f. Völkerk. Berlin 1891, Band II.

2) Hr. F. Boas in einigen Mittheilungen über die Vilehüla-Indianer: Orig.-
Mittheil. aus d. Ethnol. Abth. des K. Museums zu Berlin 1886, Heft IV p. 178.
Die Bedeutsamkeit der Analogie der Mythen so weit von einander entfernt
wohnender Völker Amerikas verliert im vorliegenden Falle nicht dadurch an In-
teresse, wenn man annimmt, die Erzählungen von einem Verstecktsein der Sonne
könnten in Reminiscenzen von Sonnenfinsternissen ihren Grund haben.

3) Hr. Boas, 1. c.

Die vorausgehende Untersuchung hat durch die Kritik
der früheren Beschreibungen angestrebt, eine zuverlässige
Unterlage für künftige eingehendere Forschungen auf der
Ruinenstätte zu schaffen.

Sie ist ferner darauf gerichtet gewesen, die bisweilen
schon ausgesprochene, jedoch noch nicht erwiesene Annahme,
dass die Ruinen von Tiahuanaco ein Denkmal der vorin-
caischen Periode des alten Peru sind, als Thatsache tiefer
zu begründen.

Wenn es auch nicht gelungen ist, mit Sicherheit fest-
zustellen, auf welches Volk die Errichtung der Bauwerke
zurückgeführt werden muss, so dürfte doch das Eingehen
auf die ältesten, sich an den Ort knüpfenden Mythen dazu
beigetragen haben, den Zusammenhang zwischen der alten
Cultur des Hochthales von Tiahuanaco und der späteren
Geschichte Peru s zu klären.

M. ÜIILE

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