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Plastik.

frei aufgestellt, verzieren sie alle vier Seiten, so, daß jede Schmalseite mit der rechts
anstoßenden Langseite zusammengeht. Eine wahrscheinlich athenische Werkstatt ver-
sieht ihre Sarkophage mit Eckkaryatiden oder auch Eckfiguren, welche letztere dem
jeweils dargestellten Mythus angehören; sie stehen auf Sockelchen, die mit Tierbildern
belebt sind. Eine jüngere Gruppe läßt die Eckfiguren fort, behält aber die Sockelchen
bei. Die Profilornamente sind Astraga], Eierstab, lesbisches Kyma und Wellenranke
sowie das Flechtband. Die „griechisch-römischen“ Sarkophage verbinden mit der tek-
tonischen Ausstattung der griechischen Klasse die Kompositionsweise der römischen
Sarkophagreliefs (da sie eine Unterart der griechischen Klasse bilden, so würden sie,
im Rahmen dieser ganzen Betrachtungsweise, vielleicht besser „römisch-griechisch“ ge-
nannt).1)
Die Masse der altchristlichen Sarkophage gehört zur römischen Klasse. Es gibt
kein einziges Exemplar, das alle Kennzeichen einer der zwei griechischen Klassen auf-
wiese; wohl aber gibt es eine Anzahl Stücke, an denen einzelne ihrer Merkmale hervor-
treten, die also in irgendeinem Verwandtschaftsverhältnis zu der einen oder anderen
Klasse stehen.
Verzierten kräftigen Sims (mit Astragal, hängendem und stehendem Blatt-
kranz und Eierstab) hat das vom Archäologischen Institut der Sammlung de Waals
geschenkte Bruchstück eines schönen Riefelsargs (G 298, 2), verzierten kräftigen Sockel
(mit Flechtband unter lesbischem Kyma) und Sims (mit Astragal unter lesbischem Kyma)
besitzt der dreiseitig skulpierte Sarkophag von Salona, mit Ecksäulen und Figuren auf
Sockelchen (G 299). Alle übrigen Sarkophage reduzieren Sockel und Sims zu flachen
Leisten. Einige sind dreiseitig verziert: der reiche Säulensarkophag Lateran n. 174
(G 323, 4—6) bildet die Sockelleiste noch als Lorbeer- oder Olivenblättergirlande [Abb. 19];
am Sarkophag zu Verona (G 333) blieb nur eine in der Spätantike typisch gewordene
flache Wellenranke übrig; andere begnügen sich mit der gemeinrömischen kahlen Rand-
leiste, wie der Säulensarg des Junius Bassus (G 322, 2 — 4) und die Kasten mit ge-
drängten Figuren (G 318, 1—3. 382, 2—4 des Sabinus). — Eckfiguren auf Sockel-
chen finden sich am Riefelsarg zu Pisa, sog. Todesgenien mit umgestürzter Fackel
(G 297, 1) [auch an Abb. 7]. — Vierseitig skulpierte Sarkophage gibt es eine ganze
Reihe, in ihrer Art lauter Prachtstücke, aber alle spätantik. Der Klinensarg in der
Vorhalle von San Lorenzo fuori (G 306) hat Bettpfosten auf Löwentatzen; die Vorder-
seite ("jetzt gegen die Kirchenwand geschoben) und die links anstoßende Schmalseite
(jetzt rechts) tragen von unten nach oben gezählt an dem hartprofilierten Sockel Akan-
thusranke, Eichenblättergirlande, flache Wellenranke, an den zwei anderen Seiten nur
die Eichenblättergirlande, an der Kopfleiste ein lesbisches Kyma unter Akanthusranke
[Abb. 46]. Lat. M n. 183 A (F 181) hat wieder, wie alle folgenden, nur Randleisten;
die Vorderseite trägt unten ein Flechtband; in die den Raum füllende Weinlese sind
drei Gute Hirten gestellt, auf Sockelchen, zwei als Endfiguren, eine in die Mitte; die
drei Sockelchen zeigen an ihrem Sockel und Sims Blattkränze, an ihrer Vorderfläche
Pfeil und Bogen zwischen Masken, das zentrale einen Dreifuß zwischen zwei sitzenden
Greifen [Abb. 45]. — Eine Gruppe vierseitig verzierter Prachtsarkophage belebt selten
die Kopfleiste, mit Mäander, öfter die Sockelleiste mit Wellenranken; deren Ausfüh-
rung schwankt von einem gewissen plastischen Reichtum bis zu Armut und flacher

l) Altmann, Architektur 86.
 
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