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Die wannenförmigen Sarkophage.

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Bildung; einige lassen die Leisten leer, noch andere ersetzen die Ranken mit dem
Predellbild des Gotteslamms zwischen den zwölf Schafen [Abb. 31].1)
Im folgenden führen wir die Sarkophagtypen einzeln vor, jeden zuerst im heidnischen
Gebrauch, dann im christlichen. Das Zurückgreifen auf die heidnische Sarkophag-
skulptur ist wesentlich zur Bewährung des Begriffs der christlichen Antike; die Auf-
gabe geht dahin, die altchristliche Kunst in ihrem geschichtlichen Zusammenhang vor
Augen zu stellen.
Da zu einem Sarg nach seiner Zweckbestimmung nichts weiter verlangt wird, als
ein Behälter für die Leiche, so konnte jeder längliche Behälter von einem gewissen
Raumgehalt dazu dienen. In unserem Kreise begegnen als Grundformen die Wanne
und der Kasten.

Die wannenförmigen Sarkophage.
Die Wanne ist länglich mit parallelen Seiten, an beiden Enden im Halbrund
schließend (also nicht eigentlich oval). Ursprünglich verjüngt sie sich nach dem Boden
zu. Das war und ist der Typus der Badewanne (zcveZog solium); in den Ruinen von
Tiryns fand Schliemann die Bruchstücke einer Wanne aus Terrakotta. Dergleichen
nach unten sich verjüngende Wannen aus Hartsteinen wie Porphyr und Granit sind
viele erhalten, oft in bedeutender Größe (so zu Rom in den vatikanischen Sammlungen
und unter manchem Altar als Reliquienschrein, zu Florenz im Giardino Boboli). Andere
aber haben senkrechte Wände; sie näheren sich damit der Kastenform, z. B. die im
Cortile des Belvedere, Westhalle H. 58 A; ein Prachtexemplar war der 1903 im Coem.
Balbinae gefundene, jetzt auch im Belvedere, großenteils zerstörte.
Wannen dienten auch als Kelter (Zrjrog). Die Kelter hatte in den Wänden Öff-
nungen zum Ablassen des ausgestampften Traubensaftes; in Darstellungen von Keltern,
dergleichen uns in der Typik der Bilder begegnen werden, erscheinen diese Ausfluß-
öffnungen immer zu zweien und analog den Brunnenmündungen als Löwenmäuler,
genauer Löwenmasken, gestaltet. Das Motiv übernahmen die wannenförmigen Särge,
nur bleibt die Wand hinter dem offenen Rachen undurchbrochen. An Sarkophagen mit
bacchischen Bildern wurde der Löwenkopf wohl auch ins Bacchische mit hineingezogen
und durch den Kopf eines der bacchischen Tiere ersetzt, sei es des Panthers, oder
des geflügelten Löwen mit den Hörnern des ebenfalls bacchischen Bockes (also des sog.
Löwengreifen).;— Am Sarkophag Cortile del Belvedere n. 28 sehen wir zwischen den
Füßen des in der Mitte tanzenden Paares, eines Satyrs und einer Nymphe, einen Pan-
ther, der die Tatze auf einen daliegenden Widderkopf legt. Das ist Nachklang von
dem uralten Motiv des Raubtiers, das ein Huftier niederschlägt. Ursprünglich
ein Wirklichkeitsbild diente das Motiv auch als Sinnbild des Todes und fand so Ver-
wendung in der Gräberkunst. Die Bildhauer aber benutzten es noch besonders um die
am Sarg nur dekorativen Löwenköpfe zu ganzen Löwen zu entwickeln, die zugleich
etwas bedeuteten; die so entstandene Tiergruppe, zu der oft noch ein aufgeregt heran-
’) Paris, Peterskirche, Mantua, Ancona (des Gorgonius), Vatikanische Grotten, Mailand,
Tolentino (des Catervius): G 324. 325. 320, 2—4 und 321, 1. 326 und 327, 1. 327, 2—4. 328 und
329, 1. 303 und 304, 1.
 
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