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Plastik.

eilender Hirt oder ein Jäger und ein die Landschaft andeutender Baum trat, wurde
an die seitlichen Rundungen der Wanne geschoben. In bacchischem Sinne gemildert,
so daß es Gedanken von Seligkeit andeutet, erscheint das Löwenmotiv, wenn das Tier,
sei es Löwe oder Panther, unter Bäumen schreitet, aus einem Kantharos trinkt, an einem
Korb oder einer Vase mit Früchten nascht.1)
Die Löwenmäuler selbst abei’ erlaubten noch eine ganz andere Verwendung, näm-
lich um zwischen den Zähnen entsprechend große Ringe zu halten, die an Türen zum
Auf- oder Zuziehen der Flügel, nach Umständen auch als Türklopfer dienen konnten,
an Badewannen und Särgen aber zum Tragen. Eine bronzene Löwenmaske mit in den
Zähnen hängendem Ring fand sich in den Trümmern des Prunkschiffs vom Nemisee
[Abb. vor unseren Sarkophagabbildungen]. An Hartsteinwannen sieht man die Löwen-
masken als Ringhalter oft skulpiert.2 *)
Die Wannen von Hartstein pflegen glatt zu sein, die von Marmor dagegen ge-
riefelt (striiert, baccellati). Die Riefeln laufen von oben nach unten, selten geradlinig
mit eingelegten Stäben; meist sind sie gewunden, an der linken Hälfte des Sargs Sförmig,
an der rechten symmetrisch dazu. Die Riefelung erklärt sich wohl am ehesten aus der
Metallarbeit an kupfernen Badewannen; im praktischen Gebrauch müssen Metallwannen
üblich gewesen sein (in Boscoreale hat sich eine gefunden). Die Sförmig geschwungene
Zeichnung der Riefeln aber dürfte lediglich durch den antiken Barockstil bedingt sein,
der auch die Spiralkannelierung der Säulen und die gewundenen Säulenschäfte zeitigte.
— Wo die symmetrisch gezeichneten Riefeln in der Symmetrieachse Zusammenstößen, da
lassen ihre oberen Ausbuchtungen einen aufgerichtet mandelförmigen Zwischenraum
(Mandel, mändorla); darin konnte eine kleine Figur angebracht werden, etwa ein Figür-
chen des Verstorbenen, die auf einen Schild schreibende Siegesgöttin, oder was für ein
Emblem man sonst wählen mochte.8)
Die Wannen wurden nicht ausnahmslos geriefelt; öfter traten an die Stelle der
Riefeln figürliche Darstellungen. So an der schönen Wanne mit bacchischen
Szenen Belv. n. 28, an der anderen im Belvedere n. 58A, mit dem Verstorbenen zwischen
vier Horeneroten.4 * * *)
Den Wannentyp übernahmen die Christen. Die meisten christlichen Wannen sind
geriefelt; figürliche Darstellungen statt der Riefeln aber bieten gerade einige der ältesten
und schönsten altchristlichen Sarkophage, der von Via Salaria im Lateran (M 181)

*) Wanne: Amelung zu Belv. n. 28. —Tiryns: Schliemann, Tiryns 158. 263f. Taf. 24. —
Panther: Mus. Chiaramonti n. 180. — Löwengreif: Belvedere n. 28 (Helbig n. 140). — Löwe
gegen Eber: Mus. Chiar. n. 733a, gegen Bock: ebenda und Belvedere n. 58 A, Pferd, Gall. Lapid.
n. 111. Mehr bei Matz-Duhn II 170—174. Die Tiergruppe mit Mann und Baum: Gall. Lapid.
n. 111. Mus. Chiaram. unter n. 294. Altmann, Architektur 49 Fig. 17. — Es kommt auch vor,
daß der Löwe einen Erot niederwirft: Grousset zu n. 45 (Ariccia, Chigi). — Löwe schreitet: Pal.
dei Conservatori Oberstock Vorplatz. — Löwe trinkt: Matz-Duhn n. 2668 (Mellini). — Löwe
nascht Früchte: Piazza della Sagrestia, gleich beim Durchgang, Sarkophag als Brunnentrog.
Panther: Clarac 129, 202. San Callisto, Simelli 72.
’) Löwenmaske als Ringhalter aus dem Nemisee: Thermenmuseum, Antiquario. An Sarko-
phag: Gall. Lapid. n. 188. Matz-Duhn n. 2676 (Capo di Ferro), 2678 (Rospigliosi).
8) Victoria in der Mandorla: Mus. Capitolino, im Hof links. Matz-Duhn n. 2675
(Barberini).
4) Ferner Robert III i Taf. 24, 83. Altmanu, Architektur 48 Fig. 16, mit Selene und Endy-
mion; eb. III i Seite 105.
 
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