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Architekturen, Baumgänge, Palmen, Weinstöcke.

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zu sein. Fällt dies selbstverständlich an den christlichen Sarkophagen auch fort, so
bleibt doch die Idee der sakralen Säulenarchitektur, die für die Figuren und Szenen
nur den Rahmen abgibt. Anderen Ursprungs sind Architekturen, die zur Szene
selbst gehören. Sehr beliebt war das Tor. Seit den Tagen des Hellenismus wurde
es rundbogig gezeichnet, so auch an den Sarkophagen der Kaiserzeit. Da dient es
verschiedenen Zwecken. Einmal als Szenentrennung bei mehrszenigen Reliefs. Die
Adonisreliefs geben drei Szenen, den Abschied von Aphrodite beim Aufbruch zur Jagd,
die Verwundung in der Eberjagd, die Pflege; die ans rechte Ende gestellte Jagd wird
von den anderen Szenen durch ein schräg in den Hintergrund sich verlierendes Tor
getrennt, durch das der Jagdzug die Stadt verläßt. Ähnlich ist’s in den Hippolytos-
reliefs; am lateranischen Exemplar passiert die letzte Figur des Jagdzuges eben erst
das Tor. Dergleichen Tore sind auch am Deckel des lateranischen Adonissarkophags
n. 769 in die Ödipusszenen und am Deckel des Orestessarkophags daselbst eingeschoben.—
Fast häufiger sind Tore an den Enden des Reliefs. Am finken Ende: Palasttor des
Admetos; in einem Rundbogentor erscheint das Eidolon des Agamemnon; wiederum
der Schatten der Klytaimestra. Ein Tor steht links an Meleagersarkophagen. Am
Sarkophag der Uffizien n. 39, an der linken Schmalseite sitzt der verstorbene Offizier
vor einem Tor und läßt sich die Beinschienen anlegen. — Ein Tor am Ende rechts:
bei Meleagers Tod; beim Wagen der Selene, die den Endymion belauscht. — Ein Tor
an jedem Ende des Reliefs: die Dioskuren entführen die Leukippiden auf ihren Wagen
durch Tore; bei Achill im Palast des Lykomedes. — Das eben erwähnte Hadestor
wiederholt sich an beiden Schmalseiten des Korasarkophags in den Uffizien: links führt
Hermes die Alkestis in das Tor des Hades, rechts führt Herakles sie heraus.1)
Es treten aber noch andere Architekturen auf, neben und außer den Toren. Ein
Mauerstück mit Tor im Meleagerrelief Pamfili; in Hektors Schleifung eine Quader-
mauer, mit Türmen und Zinnen, längs des ganzen Hintergrundes, oder auch nur
des halben; ein Artemistempel hinter Hippolytos und Phaedra; an einem Rund-
tempelchen befestigt Hippolytos eine Jagdtrophäe; sonstige architektonische Hinter-
gründe bei Rhea, bei Meleager, in der mantuaner Iliupersis. Es mag auch erwähnt
sein, daß auf einer Silbermünze Maximians (286—310) eine Porta castrorum abgebildet
ist: über einer Quadermauer vier Türmchen, in der Mauer ein rundbogiges Tor, dessen
Flügel nach außen auf schlagen.2)
Die christlichen Sarkophage lieben es wieder, die Motive zu häufen, und gelangen
so zu Architekturbildern, die schließlich unverständlich werden, sofern man sich nicht
entschließt, sie als bloße Dekorationsstücke zu nehmen. Ähnlichen Mangel an archi-
tektonischem Sinn bemerkten wir bereits bei dem An- und Ineiuanderschieben von
Adonis: Robert III i Taf. 3. 4. 5. — Hippolytos: eb. IH n Taf. 52 ff. — Ödipus:
eb. II Taf. 60, 183. — Orestes: eb. II Taf. 54, 155. — Admetos: eb. III i Taf. 7, 26 Sarg des
Euhodus. — Agamemnon: eb. II Taf. 54, 155 Lateran. — Klytaimestra: eb. II Taf. 56, 163. —
Meleager: eb. III ii Taf. 77, 225 ff. — Uffizien n. 39. Dütschke III n. 62. Amelung, Führer
n. 18. Abgeb. Vorlegeblätter 1888 Taf. 9, 5. — Meleager: Robert III n Taf. 89, 275 Wilton-
house. — Selene: eb. III i Taf. 12 Capitol. — Dioskuren: eb. III ii n. 182. — Achill: eb. II
Taf. 18, 28. — Kora: eb. III i Seite 35 Abb.
a) Pamfili: Robert III n Taf. 94, 283. — Hektor: eb. II Taf. 46 Achuria. Taf. 45 Coburg,
u. Gori. — Hippolytos: eb. III n Taf. 45, 144 Konstantinopel. 54, 168 Albani. 55, 170 Paris.
— Rhea: eb. Taf. 60, 188 Mattei. — Meleager: eb. Taf. 82, 239. — Iliupersis: eb. II Taf. 26,
63. — Maximian: Cohen, Möd. imp. 2VII 125, 227.
 
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