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Plastik.

Giebeln, Bögen und Gebälkstücken auf Säulenreihen. Eben diese Arkadentypen finden
wir jetzt gesellt mit Stadttoren und anderen Architekturen. Und sonderbar genug,
das Stadttor wird zwei-, dreimal und öfter nebeneinandergesetzt; Mauertürme werden
eingeschoben. Das ergibt eine unmögliche Art Stadtmauer, die nur aus Türmen und
Toren besteht und bei flüchtiger Betrachtung eher einem Aquädukt in der Campagna
ähnlich sieht. Man erklärt die Tore als die des himmlischen Jerusalems. Sie sind alle
mit Zinnen gekrönt. Dies unterscheidet die Mauern und Tore an den christlichen
Sarkophagen von denen an den heidnischen, daß sie alle nun Zinnen tragen. Zinnen
gab es im Altertum natürlich von jeher und sie wurden in Darstellungen aus Be-
lagerungskriegen oft genug zur Anschauung gebracht, in griechischer Kunst z. B. an
der Fran^oisvase, wo sie die Flucht des Troilos nach Troja hin schildert, und an einer
strengrotfigurigen attischen Vase mit der Verfolgung Hektors durch Achill um die
Stadt; erstere Vase stammt aus dem sechsten, letztere aus dem fünften vorchristlichen
Jahrhundert. Auch aus der hellenistischen und römischen Zeit ließen sich leicht Belege
beibringen. Die erwähnten heidnischen Sarkophage der Kaiserzeit freilich pflegen die
Tore ohne Zinnen zu geben, vermutlich weil es ihnen nur auf den Tordurchgang ankam;
die christlichen aber nehmen das Motiv wieder auf. An den Mauern wird gern das
Quaderwerk angegeben, gelegentlich sogar der Kandbesclilag.
Als erstes Beispiel führen wir den Durchzug durchs Rote Meer an, Lat. n. 111.
Aus einem Tor am linken Reliefende ist der Pharao mit seinen Streitern gekommen,
in der Mitte kämpft ein Teil derselben mit den Wellen, rechts, auf dem andern Ufer,
stehen die geretteten Israeliten; im Hintergrund drei Tore nebeneinander, zwei davon
mit Zinnen, das mittlere trägt als Eckakroterien die typischen Rosen- oder Fruchtkörbe;
im Mittelgrund die Feuersäule, als Kompositsäule mit auf der Deckplatte lodernden
Flammen [Abb. 23]. Die anderen Darstellungen des Durchzugs haben nur das Tor
links und die Feuersäule rechts. — Sodann ein Sarkophag in Verona: im Hintergrund
steht in der Mitte ein Flachbogen zwischen zwei symmetrisch angeordneten Toren mit
Zinnen, zwei Gebälkstücken und noch zwei Toren; es ist zu beachten, daß hier jedes
Joch selbständig steht. — Ein vatikanisches Exemplar, wieder ein Prachtstück, besitzt
der Louvre. Von dem Ranken werk am Sockel und dem altägyptisch-altgriechischen
Mäander mit eingesetzten Rosetten sehen wir ab; auch auf das Figürliche ist nicht
einzugehen, hier handelt sichs nur um den architektonischen Hintergrund. Der Christus
steht vor einer Art Exedra, gebildet aus zwei Säulen unter verkröpftem Gebälk, das
im Bogen sich zurückzieht, wie an Lateran n. 151; während aber dort eine Säulenreihe
sich an der ganzen Sarkophagfront entlang zieht, ist hier nur die zentrale Exedra bei-
behalten. Beiderseits folgen dann je drei rundbogige Tore mit Zinnen, nur durch
zwischengeschobene Türme voneinander getrennt. An den Schmalseiten dasselbe System,
je vier Tore mit drei Türmen. Die Rückseite, nach Art der Riefelsärge behandelt,
bildet die zwei Endfelder wieder als Tore, in deren jedem eine Figur steht, der Kopf
ziemlich genau konzentrisch zum Rundbogen. Auch sonst sind mehrfach (nicht durch-
aus) die Figuren so angeordnet, daß der Kopf in einem der Torbogen konzentrisch
steht, z. B. Paulus und Elias. Der Kopf des auf dem Berge stehenden bärtigen Christus
hebt sich vom Gebälk ab [Abb. 31]. — Der Sarkophag zu Tolentino hat vorn und
hinten die Riefelfelder, die der pariser hinten zeigt; vorn mit Zentral- und Endfeldern,
hinten mit zentralen Büsten in Clipeus, an den Seiten aber biblische Szenen vor je drei
Toren mit Zinnen. — Der Sarkophag zu Mantua hat am flachen Sockel eine Wellen-
 
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