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Architekturen, Baumgänge, Palmen, Weinstöcke.

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ranke, vorn dicht gereihte Apostel um Christus unter Bögen, die aber statt auf Säulen
auf Konsolen ruhen, wie es in der Eberjagd am Sarkophag aus Konia in Konstanti-
nopel der Fall ist, an den Schmalseiten jedoch auf gereihten Säulen Torbögen mit
Zinnen. — Ein andrer zu Ancona, des Gorgonius, setzt die Zinnen direkt auf die Archi-
volten, so wenigstens an der Vorder- und der rechten Schmalseite. — Der Sarkophag
Lateran n. 125 ist ein klassisches Beispiel für die Art; denn Säulen unter Gebälk,
Giebel und Bögen vereinigt er mit Toren an beiden Enden des Reliefs. Links etwas
Stadtmauer mit Tor unter Zinnen; anschließend tragen vier Kompositsäulen (die erste
verdeckt durch den ersten Christus) ein Gebälkstück, ferner einen Giebel, mit bebändertem
Kranz im Tympanon, und einen Flachbogen (in den Zwickeln umgestürzte Rosenkörbe,
auf der Endsäule noch eine Sonnenuhr): vor dem Tor uud dem Interkolumnium unter
Gebälk sieht man Heilungsszeneu, unter dem Bogen geht Christus mit zwei Jüngern
rechtshin, wohl zur folgenden Szene. Hier kommt in einer oberen Zone (wie auf einer
Bühne) vor dreibogiger Arkade die Heilung des Gichtbrüchigen zur Darstellung, unten
liegt der Kranke auf seiner Kliue, zwischen drei anderen Männern. Zuletzt folgt
Zachäus auf dem Maulbeerbaum und der Einzug in Jerusalem (das Figürliche stark
ergänzt); rechts bildet das Stadttor den Abschluß, wieder mit einem Stückchen Quader-
mauer; aber vor dem linken Torpfeiler schiebt sich ein Mauerturm, an den sich ein
zweiter Torbogen anschließt. Die Zinnen sind nun unmittelbar auf die Torbögen gesetzt
[Abb. 32). — Lateran M n. 169 A, aus Villa Ludovisi. Zu dem zentralen umkränzten
Christusmonogramm auf dem Kreuz kommen von jeder Seite sechs Apostel, ihre Kränze
vor sich tragend; den Abschluß bildet auf jeder Seite ein Tor, aus dem die Apostel ge-
kommen zu sein scheinen. Diese zwei Tore werden auf das mystische Jerusalem und
Bethlehem gedeutet. Ähnlich kommen zu dem zentralen Lamm Gottes zwölf Schafe
als Bilder der zwölf Apostel, zu sechsen aus je einem Endtor (Garr. 327, 2). — Es
sei hier noch das rätselhafte Bruchstück Lateran n. 202 angeführt; zu der Darstellung
bieten die Sarkophage keine Analogie. Ein Mann in Chiton und Himation steht linkshin
vor dem gesäulten Eingang eines Quaderbaues; rechts ist noch der oberste Teil eines
ebenfalls linkshin blickenden geflügelten Jünglings erhalten, der seiner Bildung nach
ein Horenerot sein könnte, aber als Engel aufgefaßt zu werden pflegt.1)
So wunderlich diese gereihten Tore dem auf das Werden der Erscheinungen
gerichteten Blicke vorkommen, so muß immerhin anerkannt werden, daß sie einer
ästhetischen Wirkung nicht entbehren, einer ästhetischen, das heißt nun aber einer
zugleich das Gemüt umfangenden. Der Bildhauer des pariser Sarkophags wurde immer
noch von künstlerischen Instinkten geleitet, als er nämlich in den Toren des himm-
lischen Jerusalems doch auch wieder Arkaden reihte, die in Verbindung mit der
zentralen Exedra den Figuren einen neuen idealen Hintergrund gaben. Die Gestalten
der Verklärten, des Christus und seiner Apostel wie des im Sarge Bestatteten, wurden
durch diese architektonische Szenerie ebenso in den Himmel versetzt, wie die ent-

*) Lateran n. 111: G 309, 3. — Verona: G 333, 1. —Louvre: Bottari Taf. 25—27. Clarac
227, 777. G 324. In guter Erhaltung unter der Peterskirche gefunden und so bei Bottari ver-
öffentlicht erlitt er später Beschädigungen, die dann zu fehlerhaften Ergänzungen führten; mit
diesen gibt es Clarac. Garrucci gibt eine nach Bottari berichtigte Zeichnung. Ferner Mailand:
G 328. 329, 1. — Tolentino: G 303. — Mantua: G 320, 2. 321, 1. 2. — Konia: Strzygowski,
Orient 48 Abb. 16. — Gorgonius: G 326, 1. 3. — Lateran n. 125: G 314, 5. — Lat. M n. 169 A:
Schreiber, Villa Ludovisi n. 141. — Lat. n. 202: Skizze bei Ficker Seite 158.
Sybel, Chriatliche Antike II.
 
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