Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ägypten. Syrien.

225

wie nach Südfrankreich, nach der Provence, auf dem alten Schiffahrtswege von Klein-
asien nach Massilia. In Rom könne diese einheitlich hellenistische Kunst nicht zu Hause
sein, weil schon damals auch Rom orientalisch durchsetzt gewesen sei. Von Syrien
aber sei Ravenna abhängig gewesen, seine Kunst sei nicht hellenistisch, sondern syrisch
(Kleinasien ein Neuland Seite 1. 194).
Neuestens geht Strzygowski noch einen Schritt weiter. Während er früher lehrte,
die christliche Kunst stamme in Rom und in Gallien aus derselben Wurzel, der klein-
asiatischen, läßt er jetzt Rom sogar von Gallien abhängig sein. „Die Entwicklung
geht nicht von Rom nach Gallien, sondern umgekehrt. Das seiner Kultur nach
griechische Gallien empfängt direkt zur See von seinem Mutterlande Kleinasien, es
gibt mehr an Rom ab, als es von diesem empfängt.“ Noch eine zweite Modifikation
seiner früheren Aufstellungen beachten wir, sie betrifft Ravenna: die ravennatische
Kunst ist doch nicht ausschließlich syrisch, sondern die ravennatischen Säulensärge
sind als späte Ableger des kleinasiatischen Hellenismus zu betrachten (in Schiele’s
„Religion“ I 383).
Meines Wissens hielt die antike Schiffahrt sich an die Küsten; die nach Massilia
bestimmten kleinasiatischen Schilfe machten an der Tibermündung Station. Und sie
sollten ihre Kunstfracht an Rom vorbei nach Gallien gebracht haben, um dann Kopien
oder Derivate davon als Rückfracht nach der Reichshauptstadt zu bringen? Oder
sollte der gallische Einstrom nach Rom etwa von Vienne über Alpen und Apennin
gegangen sein? Hätte sich’s um original-gallische Typen gehandelt, so konnten sie
allenfalls über Luna (Carrara) nach Rom kommen, wohlverstanden zu Schiff.1) Aber
Kleinasiatisches? Die Hypothese ist sehr kompliziert, und der Sarkophag von La Gayolle
kann sie nicht stützen. Ich denke, die chronologische und synchronistische Basis, auf
der alle unsere Forschung sich zu bewegen haben wird, stellt jedenfalls dies sicher,
daß, die Kunst Kleinasiens, Italiens (mit Einschluß also der ravennatischen Säulen-
sarkophage, das sagt ganz viel), Südostgalliens und Nordafrikas die Art eines früheren,
dagegen die syrische und koptische, die spätestravennatische und die südwestgallische
Kunst die Art eines späteren Zeitraums ist; die beiden Arten laufen nicht rivalisierend
parallel, sondern folgen aufeinander, die erstere wesentlich als Stil der früheren und
mittleren Kaiserzeit, die letztere als Stil der Spätantike vorzüglich in ihrem Ausgang.

Bildwerke aus besonderen Materialien.
Es handelt sich um die Skulpturen in Porphyr, sowie in Elfenbein und in Holz,
endlich um die im technischen Sinne plastischen Arbeiten in Metall und in gebranntem Ton.
Porphyr.
Die Hartsteine verlangen eine andere Bearbeitungsweise, und durch ihre Farbe
sowie durch die Politur erhalten sie ein anderes Aussehen, als der Marmor (nur mit
weißem Marmor hatten wir zu tun; die hier und da, wie beim trierer Noahsarkophag

x) Luna: H. Nissen, Italische Landeskunde II 1902, 286.
Sy bei, Christliche Antike II.

15
 
Annotationen