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Der Gemeindesaal.

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Fügung gestellt wurden. Ähnliches schildert Platons Protagoras, einen Philosophen-
kongreß; Kallias hatte sein stattliches Haus den fremden Philosophen und den mit
ihnen verhandelnden Athenern geöffnet. So nun erzählt die Wirquelle der Apostel-
geschichte 21, 18: Paulus kam nach Jerusalem und ging zu Jakobus; bei demselben
fanden sich alle „Presbyteroi“ der jerusalemer Gemeinde ein. Jakobus stammte selbst
nicht aus Jerusalem; also hatte sein Gastfreund ihm einen Versammlungsraum zur
Verfügung gestellt. Oder in Philippi. Da isfs die Purpurhändlerin Lydia, die sich
mit ihrem ganzen Hause taufen läßt und den Paulus bittet, mit seinen Begleitern in
ihrem Hause einzukehren; dort finden sich denn auch die „Brüder“ ein, die kleine
Gemeinde, die sich am Orte bildete (Ap. 16, 15—40). Also Versammlungen in Privat-
häusern; einmal waren es Apostel und Älteste, die zu einer Verhandlung in engerem
Kreise zusammentreten, das andere Mal eine ganze kleine Gemeinde. Es könnte noch
mehreres angeführt werden, vor allem aus den Briefen, wie Röm. 16, 5. Kor. 16, 19
die Gemeinde im Haus von Aquila und Prisca. Kol. 4, 15 die im Haus der Nympha,
Philemon 2 die im Hause des Adressaten vmt olv.ov oov exulrjoitf).
Die Epigonen (das zweite Geschlecht; einzelne Apostel mögen da noch am
Leben gewesen sein, das kann aber die Periodenteilung nicht beeinflussen). Wir nehmen
die Anfänge des zweiten Jahrhunderts hinzu. — Es stand damals noch fest und wurde
gerade jetzt nachdrücklich ausgesprochen, daß es für Christen keinen Tempelkult gibt.
Die Apostelgeschichte könnte die prophetischen Stellen gegen den salomonischen Tempel
nicht anführen, wie sie es tut (7, 47—49), wenn damals die Christenheit an Tempel-
kult gedacht hätte. Wohl wird vom Tempel gesprochen, aber es ist nur Redefigur.
Paulus hatte gesagt: Ihr seid ein Tempel Gottes (Kor. I 3, 16. II 6, 16). Im Jo-
hannesevangelium 2, 19 wird das Wort vom Tempel, den Jesus abbrechen und in drei
Tagen wieder aufbauen wollte, auf seinen Körper bezogen. Der Hebräerbrief operiert
zwar mit dem Begriff Hohepriester, aber er schildert den Christus als den wahren
Hohenpriester, der nicht wie der jüdische in Tempel von Menschenhänden gemacht
geht, sondern in den wahren Tempel, in den Himmel selbst (9, 24 f.). Die Off. Joh.
spricht es aus, daß in dem neuen Jerusalem, der heiligen Stadt, kein Tempel sein werde
(yaov ovx eiöov ev avii] 21,22); denn der Herr ist selbst der Tempel, und das Lamm.
Der vorher in den apokalyptischen Bildern oft genannte Tempel im Himmel steht
damit natürlich nicht in Widerspruch. Aus dem Bilde Off. 3, 12 „den Sieger werde
ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr aus ihm
hinausgehen“ wird niemand schließen wollen, es habe damals schon gesäulte Kirchen
gegeben. Es scheint noch immer bei Privaträumen sein Bewenden gehabt zu haben.
Was für Räume waren es nun, in denen die Zusammenkünfte stattfauden? Ge-
wöhnliche kleine Zimmer können es kaum gewesen sein, oder man hätte mehrere zu-
sammennehmen müssen. Da indessen Reden an die Versammelten gehalten, gemein-
schaftlich Hymnen gesungen wurden u. ä. m., so wurde ein einheitlicher Raum verlangt.
Die erste Gemeinde in Jerusalem soll etwa 120 Köpfe gezählt haben (Ap. 1, 15), das
erforderte schon einen kleinen Saal.
Des Näheren aber heißt es, man habe sich im Obergeschoß versammelt; so
hatte die erste Gemeinde ihr ständiges Versammlungszimmer im Obergeschoß eines
Hauses (Ap. 1, 13 äveßrjaav elg to vneq^ov ov \oav Kavap.Evovves). Wiederum in
Troas; da war man im dritten Stock versammelt, Paulus hielt eine Rede, so lang, daß
der Jüngling Eutychos darüber einschlief; er saß am offenen Fenster und stürzte, ein
 
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