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— 137 —

bezeugten Form schon gar nicht mehr ferne. (Vgl. Wiener V. Bl.
1890, Taf. VI, 1.) Ferner spricht die überaus reichliche Anwendung
von roter und weisser Deckfarbe1) und feiner, sorgfältiger Gravie-
rung durchaus nicht für frühe, sondern ebenfalls für späte Ent-
stehungszeit. Besonders die zierlich gravierten Haarpartien erinnern
an die Art des Exekias und Amasis. Dass Weiss direkt auf den
Thongrund aufgesetzt wird, braucht noch gar nicht ein Zeichen
hohen Alters sein, nachdem sogar noch die Kleinmeister Frauen-
köpfe nur in UmrissZeichnung geben. Was die Inschriften an-
langt, so sind B, ? und <8> sicherlich alte Formen, können hier aber
ihre Existenz recht gut derselben archaisierenden Tendenz verdanken,
welche dem Meister auch in der Stilisierung der Figuren überall
die Hand führte. ® und ? kommen dazu beide nur einmal vor.
Vgl. Caro 1. c. p. 146 n. 3. Da anzunehmen ist, dass sich diese
alten Buchstabenformen im Korinthischen länger als im Attischen er-
halten haben, so könnte ihr Vorkommen auch auf eine schwache
korinthische Unterströmung zurückgeführt werden, die im mittelsfg.
Attischen auch sonst mitunter nicht zu verkennen ist. So haben
z. B. die Kleinmeister stets den korinthischen Flügeltypus, erst die
Augenschalen dann wieder den eigentlich attisch-tyrrhenischen. —

Schon dass Klitias sich überhaupt mit Namen nennt und Er-
gotimos dazu, rückt ihn in eine Linie mit Amasis, Exekias und den
anderen. Mit Amasis hat er die Eigentümlichkeit gemein, stolz
seinen Namen gerade in die Mitte des ganzen Gefässes, womöglich
in vertikaler Linie anzubringen (vgl. Wiener V. Bl. 1888, Taf. II u. 1889,
Taf. III, I u. 2, IV, 2 u. 3) und die Vase selbst reden zu lassen.

Im Ornament verrät sich als jung die Ungeniertheit hori-
zontal gedachte Motive, wie P.-L.-Flechtband und gegenständiges
Palmettenband, auch in vertikalem Sinne anzuwenden.2) So die
Streifen vor und hinter den sitzenden Sphingen in der Eberjagdzone
(vgl. die vertikalen Ornamentbänder an den Hydrienbildern von
Taleides an). Etwas Spätes an sich scheint auch das gegenständige Pal-
mettenband, ganz ohne Lotos. Spät ist ferner die enge, zusammen-

Reichel behauptet Arch. epigr. Mitt. XII, p. 41, sehr mit Unrecht, dass
sich von roter Deckfarbe »nirgends eine Spur« finde.

2) Vorstufen hiezu habe ich indes auf etwas älteren attischen Scherben in Eleusis
und von der Akropolis gefunden.
 
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