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Tilker, Andreas
Tanikama: Dämonologie und Exorzismus in Sri Lanka — 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.8392#0060
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- 54 -

7, Das Mahasönä-Ritual

In diesem Kapitel werde ich versuchen, das sehr komplexe und die ganze
Nacht dauernde Exorzismusritual Mahasönäs zu beschreiben.
Es gibt eine Reihe Beschreibungen größerer Dämonenrituale die
sich hinsichtlich der zu versöhnenden Dämonen, ihrer Mythen und Ge-
sänge, den Ritualbauten, den Tänzen und den dramatischen Sequenzen
unterscheiden. Von allen Autoren wird jedoch hervorgehoben, daß in
großen Zügen alle Rituale eine ähnliche strukturelle Form haben.
Ich konnte selbst zweimal Zeuge eines Mahasona-Rituals sein; meine
Darstellung basiert jedoch hauptsächlich auf KAPFERERs Beschreibung
(1979b u. 1983). Keine Aufführung gleicht der anderen exakt; es
gibt Unterschiede aufgrund regionaler Varianten, verschiedenen Wis-
sensstandes der Exorzisten oder weil die Umstände des Patienten ei-
nen besonderen Ablauf der Ereignisse nahelegen. Deshalb kann es sich
nur um eine idealtypische Darstel1ung handeln, von der es in der
Praxis immer Abwandlungen oder Neuentwicklungen gibt.

7.1. Vorbereitungen

Einen Tag vor dem Ritual gibt der leitende Exorzist (Gurunänse) dem
Ritualhaushalt (Tovil Gedera) eine Liste der Materialien (z.B. Holz-
pfähle, Bananenstrünke, Kokosblätter etc.), die für die Aufführung
benötigt werden. Am Nachmittag des Rituals wird der Ädura vom Haus-
haltsvorstand begrüßt, während einige Vorbereitungen schon getroffen
sind. Frauen aus der Nachbarschaft haben Nahrungsmittel als Geschenke
mitgebracht,und Essen wird für die abendlichen Zuschauer, die einige
hundert Leute umfassen können, zubereitet.

Der Ädura konstruiert zusammen mit den männlichen Haushaltsmitgliedern,
Verwandten, Nachbarn und Freunden des Patienten Ritualbauten, Opfer-
körbe und andere Gegenstände, die im Ritual Verwendung finden. Der

1) WIRZ 1941; YLAMAN 1964; SARACHANDRA 1966; OBEYESEKERE 1969; HALVER-
SON 1971; PERTOLD 1973; AMES 1978; GOONATILLEKA 1978; KAPFERER 1979,
1983.
 
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