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Tilker, Andreas
Tanikama: Dämonologie und Exorzismus in Sri Lanka — 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.8392#0076
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8, Theorien

In diesem Abschnitt wird versucht, einen überblick über die Arbeiten
zu geben, die beabsichtigen, eine Erklärung für die Wirkung und Wirk-
samkeit singhalesischer Heilrituale zu geben.

8.1. Kulturhistorische Ansätze

Die frühen Arbeiten über Dämonologie und Exorzismus in Sri Lanka
(CALLAWAY 1829; G00NERATNE 1865/66 ; GRÜNWEDE^L 1893; PERTOLD 1930;
WIRZ 1941) hatten insgesamt eine sehr geringe Meinung über Dämonen-
rituale. Sie wurden allgemein als "Aberglaube" abgetan, dem keine
Wirkung zugesprochen werden konnte, außer die Menschen zu täuschen,
in Schrecken zu versetzen und in Abhängigkeit zu halten (CALLAWAY
1829). G00NERATNE (1865/66: 9) sah im Dämonenglauben den Ausdruck des
einfachen, unwissenden und unkultivierten Intellekts seiner Landsleute.
Jedoch kam er schon zu dem Schluß (demselben übrigens zu dem elabo-
rierte strukturalistische Analyse hundert Jahre später kam ), daß der
Dämonismus sich im Gegensatz zum Buddhismus mit den Belangen "dieses"
Lebens beschäftigt und so direkter auf die Leidenschaften und Gefühle
der Menschen wirkt (1865/66: 6). PERTOLDs Ansicht über die Wirksam-
keit singhalesischer Heilrituale läßt sich im Anschluß an eine Ritual-
beschreibung erkennen: "As a result of all the ceremonies the Sick
man died next day" (1930: 102).

Insgesamt lieferten diese Arbeiten wertvolle ethnographische Beschrei-
bungen, konnten jedoch aufgrund ihrer präjudiziellen Einstellung nicht
zu einem näheren Verständnis der Rituale beitragen.

8.2. Psychologische Ansätze

OBEYESEKERE (1970b, 1975b, 1977b, 1981), HALVERSON (1971) und MEY (1982)
sowie TANBIAH (1979) interpretieren singhalesische Heilrituale mit psy-
 
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