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Diese günstige Lage erkannten auch die Pappenhei-
mer, die hier viel später ihre Burg erbauten (Abb. 2)23.
Von dieser Burg rührt auch der Name »Burghöfe«:
die Höfe bei der Burg. Auch die Flurbezeich-
nung »Grafenäcker« westlich des Geländesporns, so-
wie die Benennung der Anhöhe als »Grafenberg«,
weisen auf die heute nicht mehr bestehende Burg auf
dem Sporn hin. Die Burgherrn veränderten durch
mächtige Gräben und Wälle — wie in Aislingen — die
ursprüngliche Gestalt des Sporns in starkem Maße.
Glücklicherweise wurde aber das frührömische Kastell
nur in seinem östlichsten Teil von dieser Bautätigkeit
erfaßt, da das Lager nicht direkt auf dem schmalen
Sporn, sondern etwas westlich davon angelegt war.
Hier bot das Gelände genügend Platz für die rö-
mische Anlage. Vom Lager selbst haben sich keine
sichtbaren Spuren mehr erhalten.
Das Kastell lag an einem wichtigen Straßen-
knotenpunkt, denn hier kreuzten sich die Via Clau-
dia24, die für das erste nachchristliche Jahrhundert
wichtigste Nordsüdverbindung von Rätien, und die
Donausüdstraße.
Die Via Claudia, von Augsburg kommend, zielt
ab Meitingen (Ldkr. Wertingen) in schnurgerader
Richtung auf das Lager. Etwa 600 m südlich muß sie
die Schmutter überquert haben. Die bis dahin noch
recht gut erkennbare Straßenführung verliert sich im
Überschwemmungsgebiet des Baches, so daß der wei-
tere Verlauf der Straße unsicher bleibt. Zwar hat
sich Eberl dafür entschieden, daß sie auch dort, wo
der heutige Feldweg von Burghöfe nach Mertingen
verläuft, die Anhöhe gewann. Die Straße müßte
also, nachdem sie die Schmutter überschritten hatte,
noch 350 m ihre nördliche Richtung beibehalten, und
dann scharf nach Westen umgebogen sein, um auf
den Hang zu führen, was aber unwahrscheinlich ist.
Die von Eberl als Beweis herangezogenen Böschun-
gen im Abhang sind eher mittelalterlich oder neuzeit-
lich. Außerdem wäre eine derartige Führung für eine
Römerstraße sehr ungewöhnlich, wenn man z.B. an
den Verlauf der Via Claudia zwischen Augsburg und
Füssen denkt, wo in der Regel natürliche Gelände-
einschnitte benutzt wurden, um auf steile Fluß-
terrassen zu gelangen. Mit gutem Grund darf man
daher annehmen, daß auch die Höhe bei Burghöfe
durch das etwa 500 m südlich vom Kastell gelegene
Trockentälchen erreicht wurde. Auf der Höhe ver-
einigte sich die Via Claudia mit der von Aislingen
kommenden Donausüdstraße, um geradewegs auf
das Südtor des Kastells zuzustreben (vgl. Karte 2
und Taf. B). Unsicher ist, ob die Via Claudia im
Kastell Burghöfe geendigt, oder ob sie, wie man ver-

muten möchte, schon im 1. Jahrhundert n. Chr. weiter
nach Norden zur Donau geführt hat.
Gesichert hingegen ist die Lechtalüberquerung der
Donausüdstraße. Ein genau westöstlich verlaufender
Straßendamm führt von der Nordseite der Kastell-
höhe in Richtung Lech25, um östlich des Flusses als
»Hochstraße« donauabwärts gegen Oberstimm zu
ziehen. Unklar bleibt nur der Straßenabschnitt vom
Kastell zur Donautalsohle. Eberl vermutet, daß der
Abstieg in dem Geländeeinschnitt beim sogenannten
»Sommerkeller«, etwa 250 m nordwestlich des Ka-
stells vor sich ging. Von hier aus ist dann unschwer
ein Anschluß an das vorhandene Straßenstück zu ge-
winnen.
Forschungsgeschichte
Wie bei Aislingen, so beginnt auch die Erforschung
des römischen Kastells Burghöfe mit der Tätigkeit
Raisers. In seiner Arbeit »Drusomagus — Seda-
tum«26 legte er seine Ansichten über das römische
Lager dar, wobei er den antiken Namen des Kastells
gefunden zu haben glaubte. In Druisheim, einem
etwa 1,5 km südlich von Burghöfe liegenden Dorf,
vermutete er das bei Ptolemäus überlieferte Druso-
magus.
Als Raiser seine oben erwähnte Schrift abfaßte
(1824), waren bereits eine ganze Reihe römischer
Kleinfunde aus dem engeren Bereich von Burghöfe
bekannt. Besonders zahlreich fanden sich Münzen,
von denen man bis 1824 über 200, bis 1831 schon
50027 Stück zählen konnte. Seine irrtümliche Vermu-
tung, das »Römerlager« Burghöfe sei schon unter
Drusus angelegt worden, fand Raiser durch die große
Zahl von Münzen aus dem ersten Jahrhundert
n. Chr. glänzend bestätigt. Richtig erkannte er aber
aus der Zusammensetzung der Münzreihe, daß das
Kastell nicht nur im ersten, sondern auch im dritten
und vierten Jahrhundert eine bedeutende Rolle als
Grenzstation gespielt haben muß.
Außer einigen unbedeutenden Schürfungen im Be-
reich der Pappenheimerburg auf dem Geländesporn
(1901—1903)28 wurden bis zum Jahre 1925 keine
23 Das Schwab. Mus. 1931, 4.
24 Das Schwab. Mus. 1931, 1 ff.
2o In Oberpeiching (Ldkr. Neuburg) fanden sich römische
Scherben des 2. Jahrhunderts (?). Bayer. Vorgeschichtsbl. 18/19,
1952, 286.
26 Drusomagus, -Sedatum, und römische Alterthümer in den
nächsten Nachbars-Orten von Augsburg, Denkwürdigkeiten d.
Oberdonaukreises 1824, 1 ff.
27 Der Oberdonaukreis d. Königreiches Bayern unter d.
Römern 2, 1831, 44 Anm. 105.
28 Die Schürfungen wurden von einem Augsburger Privatier
unternommen. Seine Aufzeichnungen befinden sich in den
Akten des Bayer. Landesamtes f. Denkmalpfl. München.

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